Die Einheimischen in Kanada – Multikulti zwischen Natur und Millionenmetropolen
Kanada hat unter seinen Einheimischen einen unvergleichlichen Mix aus verschiedensten Ethnien, der besonders in den Großstädten zur Geltung kommt. In Städten wie Toronto, Vancouver oder Montreal haben sich in manchen Vierteln eigene Kommunen verschiedener Ethnien gebildet.
In Vancouver beispielsweise gibt es indische Viertel und in den unübersichtlichen Gassen von Torontos Chinatown wirst du mehr Chinesisch als Englisch hören. Hinzu kommen in den Städten die Kanadier selbst, welche hauptsächlich aus einer bunten Mischung aus europäischen und asiatischen Einwanderern bestehen.
Aber auch indigene Völker, die sogenannten First Nations, sind in Kanada vertreten. Ihnen gehörte vor der aggressiven Kolonialisierung durch Franzosen und Engländer das Land. Heutzutage besitzen die First Nations leider nur noch wenige Landstriche, was auf dem unrühmlichen Teil der kanadischen Geschichte basiert.
Um die Einheimischen von Kanada besser zu verstehen und damit du nicht komplett ohne Vorwissen an deinem Reiseziel ankommst, stellen wir dir die Bevölkerung Kanadas und ihre Geschichte vor.
Die First Nations – die ersten Bewohner im weiten Kanada
Die First Nations sind die ursprünglichen Bewohner Kanadas. Sie besiedelten das Land circa 1000 bis 500 v. Chr.
Unter den verschiedenen Stämmen der indigenen Völker Kanadas gibt es weitreichende Unterschiede in Kultur, Sprache und Lebensweise, oft angepasst an die Region. Denn die unterschiedlichen Klimazonen des Landes erfordern differenzierte Überlebensformen. Für Historikerinnen und Historiker besonders beeindruckend sind die Sprachen und die Jagdformen der indigenen Völker.
Nach der Ankunft der europäischen Kolonialisten verbündeten sich einige der Stämme mit den Kolonialmächten England und Frankreich, um Macht über den Handel mit Fellen zu gewinnen. Bedauerlicherweise wurden diese Bündnisse oft zu einer Last für die Stämme, da die Kolonialmächte die indigenen Völker meistens für sich kämpfen ließen.
Zudem brachten sie europäische Krankheiten mit sich, gegen welche die Einheimischen nicht immun waren. Weiteren negativen Einfluss auf die Gesundheit der First Nations hatte die massive Jagd der Kolonialisten auf Büffel, welche ein Grundnahrungsmittel der First Nations im Inland waren. Durch die Jagd verringerten sich die Tierbestände drastisch und viele Stämme litten unter Hungersnot.
Daraufhin verhandelten die Stammesführer mit den Kolonialisten über eine Aufteilung des Landes, um sich selbst Jagd- und Landrechte zu sichern. Wenig später wurde jedoch der sogenannte „Indian Act“ durch die kanadische Regierung beschlossen, durch welchen den Einheimischen ihr Land genommen wurde.
Hinzukommend wurden traditionelle Zeremonien unter Strafe gestellt, die organisatorische Struktur der First Nations durchbrochen und durch die kanadische Regierung ersetzt. Die Folge war, dass die First Nations zurück in Reservate gedrängt wurden. Reservaten, die sich widersetzten, wurde der Zugang zu Nahrungsmitteln verwehrt oder sie wurden attackiert.
Hinzu kam mentale, physische und sexuelle Gewalt durch die Kolonialisten gegen die ursprünglichen Einheimischen Kanadas. In „Schulen“ der kanadischen Regierung wurden indigene Kinder manipuliert, umerzogen und missbraucht.
Noch immer leiden die indigenen Völker in Kanada unter der Unterdrückung durch die kanadische Regierung. Rassismus gegenüber den First Nations spielt heute noch eine große Rolle im Land. Es kommt auch regelmäßig zu Meinungsverschiedenheiten bezüglich der Nutzung von Ländereien.
Demnach gibt es in Kanada noch einiges in Bezug auf die Kolonialisierung und der anschließenden Unterdrückung der First Nations aufzuarbeiten, um die Rechte derer, denen das Land ursprünglich gehörte, zu sichern.
Europäische Einwanderer und Kolonialisten
Die ersten Einwanderer aus Europa, die Fuß auf kanadischem Boden fassten, waren die Wikinger. Sie besiedelten jedoch nur Außenposten in Neufundland.
Circa 500 Jahre nach den Wikingern kamen die ersten europäischen Nationen an der Ostküste Kanadas an. Portugiesen, Spanier und Engländer beanspruchten das Land für sich, welches jedoch erst die Franzosen im 16. Jahrhundert kolonialisierten. Eben diese waren es auch, die das Land im Norden Amerikas nach dem indigenen Wort für Siedlung „Kanata“ (später „Canada“) benannten.
Wenig später kamen mehr und mehr Engländer nach Kanada und es entbrannten mehrere Kriege zwischen den beiden Kolonialmächten. Schlussendlich zog Frankreich den Kürzeren und überließ das Land den Engländern, welche heute den größten Anteil der kanadischen Bevölkerung repräsentieren.
Durch den lukrativen Handel von Holz und den Goldrausch in Yukon kamen immer mehr Europäer ins Land, welche das große Geld rochen. Ein weiterer Zuwachs an Bewohnern kam Anfang des 20. Jahrhunderts durch Immigranten aus den USA und Europa.
1982 erhielt Kanada offiziell seine eigene Verfassung, die alle Provinzen Kanadas zu einem unabhängigen Staat zusammenfasste.
Kanada heute
Heutzutage ist Kanada ein bunter Mix aus vielen Kulturen der ganzen Welt. Den größten Teil der kanadischen Bevölkerung bilden ehemalige Engländer und Franzosen. Der englischsprachige Teil Kanadas erstreckt sich von British Columbia (Britisch-Kolumbien) im Westen bis nach Neufundland im Osten.
Britisch-Kolumbien
Bekannt für ihren entspannten Lebensstil sind vor allem die Leute aus Britisch-Kolumbien. Die meisten fahren hier einen Pick-up-Truck. Auf der Ladefläche stehen im Winter Sleds (Schneemobile) und im Sommer hängen Mountainbikes über der Kofferraumklappe.
Im Outdoor-Sport-Mekka Whistler türmen sich hohe, schneebedeckte Berge hinter dem Dorf auf. In diese Gegend kommen außerdem viele Australier per Arbeitsvisum.
Generell wird in Britisch-Kolumbien der Outdoor-Sport gelebt, egal ob ATVs (Quads), Klettern, Skifahren oder Snowboarden, Mountainbiken, Kajakfahren, Surfen oder lange Wanderungen auf die zahllosen Gipfel der Provinz: Die Möglichkeiten in den Weiten Kanadas sind quasi unendlich.
Die nördlichen Territorien und die zentralen Gebiete in Kanada
Die drei nördlichen Territorien (die Nordwest-Territorien, Yukon und Nunavut) sind bis auf einige Reservate, Holzfäller- und Fischerhütten und Goldgräberdörfer kaum besiedelt.
In den flachen, zentralen Provinzen Kanadas wie Alberta, Saskatchewan und Manitoba erstrecken sich unendliche Felder, die für die Landwirtschaft genutzt werden. Viele Menschen in diesen Regionen sind Farmer und es blüht ein Mix aus alternativen Bio-Farmern und traditionellen, typisch nordamerikanischen Bauern.
Ostküste und Québec
An der Ostküste Kanadas wird es mit großen Städten wie Toronto, Montreal, der Hauptstadt Ottawa und Québec City industrieller. Hier leben die meisten Kanadier.
Apropos Québec: Kommen wir nun zum französischen Teil der Bevölkerung. An der Grenze zu der Provinz ändert sich das Sprachbild rapide. Ab hier ist Französisch die Amtssprache, die du an jeder Ecke hörst. Sofort herrscht ein eher europäischer Vibe und neben sich zur Begrüßung küssenden Franzosen findest du auch einen eher europäischen Baustil wieder.
Auch wenn den Einheimischen der Provinz, den Québécois, manchmal nachgesagt wird, dass sie etwas mürrisch sein können: In Québec herrscht eine ganz besondere Stimmung, die sich vom Rest des Landes unterscheidet. In den Restaurants kannst du die liebevolle, französische Küche genießen und in Studentenunterkünften wird sich auf Hauspartys das Pabst Blue Ribbon in Dosen zugeprostet.
Heutzutage gibt es noch immer Spannungen zwischen Québec und dem Rest Kanadas, da sich viele Québécois nach Unabhängigkeit vom englischsprachigen Teil des Landes sehnen. Ein Referendum für eine unabhängige Nation Québec fiel nahezu unentschieden aus und die Unabhängigkeitsbefürworter verloren nur knapp.
Vancouver und Toronto
In den beiden großen Metropolen Vancouver und Toronto an der Ost- und Westküste sprießt der Multikulturalismus, für den Kanada so bekannt ist.
Hier findest du deutsche Bäckereien, irische Pubs und die verworrenen Gassen von Chinatown, in denen hauptsächlich Mandarin gesprochen wird. Aber auch große Bevölkerungsgruppen aus Indien und Pakistan leben in den Vororten der Metropolen.
Mit diesem Zusammenleben verschiedener Ethnien entsteht ein unvergleichlicher Vibe. Wenn du in Vancouver über den Commercial Drive schlenderst, siehst du links und rechts von dir Läden und Restaurants aus aller Herren Länder.
Im Viertel Kensington Market in Toronto hörst du in den Bars teilweise so viele Sprachen, dass du schon gar nicht mehr weißt, in welchem Land du eigentlich bist. Von Spanisch über Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch und Sprachen aus dem asiatischen Raum ist einfach alles dabei. Der perfekte Ort, um Leute mit spannenden Geschichten aus unterschiedlichen Kulturen kennenzulernen!
Fazit
Wie du siehst, wird Vielfalt in Kanada großgeschrieben. Und gerade das macht die Einheimischen des Landes so besonders!
Auch wenn damit einige Uneinigkeiten einhergehen und das Land noch mit der Aufarbeitung der Unterdrückung der First Nations beschäftigt ist, ist Kanada ein Paradebeispiel für Multikulturalismus.
Wir wünschen dir viel Spaß auf deiner Reise und dabei, die verschiedensten interessanten Menschen in diesem riesigen Land kennenzulernen.
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