Bierland Deutschland – Wissenswertes über deutsches Bier
Hand aufs Herz: Was würdest du einem Reisenden bei seiner Deutschlandreise empfehlen? Eine Besichtigung des Brandenburger Tors, des Kölner Doms oder des Schloss Neuschwanstein? Mit Sicherheit sind dies traumhafte Sehenswürdigkeiten, doch für uns ist eines klar – wir würden ihn zu einer Bierverkostung quer durchs Land animieren.
Doch das könnte eventuell etwas länger dauern, denn Deutschland ist das Land mit den meisten Brauereien des Planeten. Insgesamt sind es 1350 Hersteller, welche sage und schreibe über 5000 schmackhafte Biere produzieren! Diesen Weltrekord haben die Deutschen sicher in der Tasche. Aber falls du nun denkst, dass sie auch die meisten Maß trinken, dann liegst du falsch.
Klar, Bier ist hierzulande ein sehr beliebtes Getränk für alle über 16-jährigen, trotzdem hat es in diesem Fall nicht für den Platz 1 gereicht – dafür aber für die Bronzemedaille. Denn mit einem durchschnittlichen Jahreskonsum von etwas über 100 Litern pro Nase belegt Deutschland den dritten Platz im weltweiten Bierrennen. Nur seine Nachbarländer Österreich und Tschechien trinken mehr – das letztgenannte Land sogar fast doppelt so viel!
Ebenfalls spannend ist, dass in Deutschland das stärkste Bier der Welt in Mittelfranken gebraut wird. Rate einmal, wie viel Volumprozent Alkohol das hochprozentige Schorschbräu von Gunzenhausen hat. Sind es 40, 50, 60, 70 oder 80 Prozent? Wir sind gespannt, worauf du getippt hast, denn wir hätten niemals erraten, dass ein Bier so reich an Alkohol sein kann. Nun zur Auflösung.
Wenn du auf 50 oder 60 Prozent getippt hast, bist du goldrichtig, denn schlussendlich hat das Schorschbräu einen Alkoholgehalt von unglaublichen 57 Prozent. Nur so als Vergleich: Ein normales Weizenbier hat nur fünf bis höchstens sechs Volumprozent.
Spannend, was es alles über deutsches Bier zu wissen gibt, oder? Deshalb wollen wir dir in diesem Artikel noch mehr über das Getränk erzählen. Dazu gehen wir auf die Geschichte des Bieres, die bekanntesten deutschen Biermarken sowie die Trinkanlässe der deutschen Bevölkerung ein. Schnapp dir am besten selbst ein kühles Bier und lass uns beginnen!
Die Geschichte des Bieres
Wir müssen dich leider enttäuschen. Das Bier ist nicht in Deutschland erfunden worden, sondern im Iran. Genauer gesagt hat die damalige Kultur der Sumerer vor ungefähr 6000 Jahren einen überraschenden Fund gemacht. Sie haben ein Brot vergären lassen und die erste Form des heutigen In-Getränkes erfunden. Dieses war zuerst jedoch den Göttern bestimmt. Im Laufe der Zeit gab es jedoch immer mehr Braubegeisterte, die ihre Rezepte weiterentwickelt haben, weshalb es bereits damals verschiedene Sorten gab.
Aber das war noch nicht das Bier, was wir nun kennen und lieben. Denn ein wesentlicher Bestandteil des Gebräus hat gefehlt: der Hopfen. Dieser hat erst im Mittelalter das Rezept aufgepeppt. Doch woraus besteht Bier eigentlich? Heutzutage setzt sich ein Bier aus Hopfen, Malz, Wasser und Hefe zusammen – mehr braucht es nicht!
Früher haben sich die Benediktinermönche ausführlich mit dem Brauen befasst. Das Witzige daran ist, dass sie es zum Fasten getrunken haben.
Die älteste bis jetzt gefunden Quelle für die Produktion von Bier in Deutschland stammt aus dem 8. Jahrhundert vor Christi Geburt. Zu dieser Zeit gab es jedoch noch kein Grundrezept, weshalb sich dabei gerne kreativ ausgetobt worden ist. Das war aber nur bis zum 16. Jahrhundert so. Dann hat der Herzog Wilhelm IV. aus Bayern ein Gesetz erlassen, welches die heutigen Basiszutaten des Bieres festgelegt haben. Dieses Reinheitsgebot wurde am 23. April 1516 vorgeschrieben und sollte für eine gute Qualität sorgen. Bis heute feiert man an diesem Tag den Tag des deutschen Bieres.
Wie wird Bier hergestellt?
Bierbrauen ist eine wahre Kunst, denn wer gutes selbstgebrautes Bier trinken möchte, der braucht Zeit. Zuerst muss nämlich das Malz aus etwas Wasser und Getreide hergestellt werden, wobei letzteres zu keimen beginnt. Ist dieser Prozess abgeschlossen, so wird das Wasser wieder entzogen, bis das Getreide trocken ist. Daraufhin wird der Keim entfernt und das Verbliebene kann geschrotet werden.
Die nächste Station führt uns zum Maischen. Dabei wird das zerkleinerte Malz wieder mit Wasser angereichert und erwärmt. Das ist der Vorgang, in dem die Stärke in einem chemischen Prozess in Zucker umgewandelt wird. Nachdem der Hopfen beigefügt und etwas mitgekocht wurde, müssen die übriggebliebenen Feststoffe heraus gesiebt werden. Dann kann die flüssige Anstellwürze mit der beigemengten Hefe gären, wobei aus dem Zucker der Alkohol entsteht. Der ganze Vorgang kann schon gut und gerne einige Wochen dauern.
Welche sind die bekanntesten deutschen Biersorten?
Um unterschiedliche Biersorten zu erhalten, werden verschiedene Arten von Malz verwendet. Die Geläufigsten sind Gerste und Weizen. Bei speziellen Bieren wird auch Dinkel oder sogar Roggen verwendet.
Wie bereits gesagt, gibt es in Deutschland um die 5000 Biersorten. Deshalb haben wir uns die Frage gestellt, welche Biere besonders stark für die deutsche Tradition stehen. Die Bekanntesten wollen wir dir hier vorstellen.
Selbstverständlich schmecken diese überall gut, aber in ihren Heimatregionen wahrscheinlich am besten – da würde sich doch glatt ein Bier-Städtetrip anbieten, den du mit Sightseeing verbinden kannst!
Altbier
Das Altbier hat in Deutschland eine lange Geschichte. Allein der Fakt, dass die älteste Altbierbrauerei des Planeten in Mönchengladbach ist, sagt bereits genug aus. Seit 1266 wird dort das eher dunkle Bier gebraut.
Seine Besonderheit ist, dass es obergärig ist. Das heißt, dass die Gärung bei einer höheren Temperatur erfolgt. Dadurch muss es nicht derartig gekühlt werden wie das untergärige Bier, was praktisch für die damalige Zeit war.
Märzen
Dieses Bier wird im März hergestellt, sodass es im Sommer getrunken werden kann. Doch warum nur zu dieser Zeit? Weil in den heißen Monaten ein Brauverbot vom bayrischen Herzog Albrecht V. ausgesprochen worden war, da die Brandgefahr bei der Herstellung einfach zu hoch war.
Das Märzen hat einen höheren Alkoholgehalt als andere Biere, weshalb es sich auch länger gehalten hat. So war die Bevölkerung bis hin zur nächsten Produktionsperiode mit genügend Bier versorgt. Es wurde in der Vergangenheit aus diesem Grund auch gerne beim Oktoberfest ausgeschenkt.
Weizen
Willkommen in Bayern, wo das Weizen besonders gefragt ist. Wie der Name bereits vermuten lässt, wird es aus Weizenmalz hergestellt. Interessant zu wissen ist, dass der Freiherr von Degenberg das alleinige Recht am Brauen des Weizens hatte. Daher war es verboten, das Bier woanders herzustellen.
Im Gegensatz zu den meist etwas bitteren Bieren kann dieses sogar als fruchtiger bezeichnet werden. Um es noch süßer zu machen, mischen es manche auch mit Cola, Kirsch- oder Bananensaft.
Kölsch
Obergärig, hell und wenig Kohlensäure – das ist die Beschreibung für das Kölsch. Seinen Namen verdankt das Bier seiner Herkunftsstadt Köln. Er ist nur für Biere reserviert, die von dort kommen. Somit ist ein regionales Getränk, welches ebenfalls zu den fruchtigeren Bieren gehört.
Starkbier
Das Starkbier wird auch Bockbier genannt. Es stammt aus der Stadt Einbeck in Niedersachsen und hat eine über 800 Jahre alte Tradition. Dieses Bier weist einen höheren Alkoholgehalt auf, es gibt aber eine große Spannbreite, welche sich von 5 bis 12 Prozent Alkohol zieht. Außerdem ist es von der Färbung her dunkel sowie geschmacklich eher süßlich.
Zwickel
Das naturtrübe und nicht lang haltbare Zwickel stammt aus der Oberpfalz oder Franken. Seine Ursprungsgeschichte ist sehr interessant, denn es war eigentlich nur eine Probe, die der Brauer sich mit dem sogenannten Zwickelhahn abgezapft hat. Damit hat er es vor der Filterung und nach der Nachgeärungszeit getrunken. Es wird häufig als vollmundig, süffig und wenig sprudelig beschrieben.
Schwarzbier
Das Schwarzbier stammt aus dem Osten des Landes, genauer gesagt aus Brandenburg, Sachsen sowie Thüringen. Seine Farbe hat das Vollbier aufgrund des verwendeten Malzes, wodurch es wirklich schwarz aussieht. Es wird untergärig produziert und wird gerne als Mischgetränk angeboten. Zum Beispiel als Diesel zusammen mit Cola.
Außerdem hat das Schwarzbier zusammen mit dem Starkbier im Jahr 2019 die Goldmedaille der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) erhalten!
Pils
Eigentlich gehört das hellgelbe Bier gar nicht in diese Liste, da es aus Tschechien stammt. Aber dadurch, dass Pils das beliebteste und am meisten produzierte Bier in ganz Deutschland ist, bekommt es hier seinen Platz. Das untergärig hergestellte Bier schmeckt leicht bitter und hat eine starke Hopfennote.
Welche bekannten deutschen Biermarken gibt es?
Doch nicht nur für die zahlreichen Sorten ist das Bierland Deutschland bekannt, sondern auch wegen seiner bekannten Marken wie Krombacher, Oettinger, Bitburger, Veltins, Beck’s und Paulaner. Diese sind auch zugleich die Marken, die am liebsten von den Deutschen gekauft werden. Natürlich gibt es noch viele weitere, die du aber für dich selbst, am besten bei einer Deutschlandtour, entdecken musst.
Wann trinkt man in Deutschland Bier?
Es gibt einige Anlässe, zu denen man traditionellerweise Bier trinkt. Diese haben wir hier kurz für dich zusammengefasst.
Weißwurstfrühstück
Eine besondere Tradition hat das Bier beim bayrischen Weißwurstfrühstück. Es besteht aus einer herzhaften Weißwurst, einer schmackhaften Brezel und einem leckeren Weizenbier, welches das Essen abrundet. Was auch nicht fehlen darf, ist der süße Senf!
Die Tradition dieser Mahlzeit geht auf das Frühschoppen zurück, welches nach der heiligen Messe stattgefunden hat. Wir sagen dazu nur Folgendes: lecker!
Oktoberfest
Auf dem Oktoberfest in München darf ein Bier auf keinem Fall fehlen! Besonders gerne wird ein Maß bestellt. Bei diesem traditionellen Fest in Dirndl und Lederhose gehen über 7 Millionen Stück davon über die Theke! Es wird aber nur Bier aus München getrunken, also Augustiner, Spate, Paulaner, Löwenbräu, Hofbräu und Hacker-Pschorr. Neben Bier gibt es hier auch viele Fahrgeschäfte! Dieses Spektakel muss jeder einmal erlebt haben!
Biergarten
Biergärten sind in Bayern entstanden, wobei die Brauer selbst ihr Bier ausgeschenkt haben. Dabei wurde von den Gästen immer eine eigene Brotzeit zum Biergarten mitgenommen, denn hier gab es nur Bier. Das darf man sogar immer noch, weil es ist in der Biergartenverordnung festgelegt wurde. Alternativ kannst du dir hier auch eine Brezel oder andere Spezialitäten holen.
Feierabendbier
Die wohl beliebteste Gelegenheit, zu der Bier getrunken ist, ist der Feierabend. Hin und wieder wird am Ende eines Arbeitstages eines getrunken. Zum Beispiel mit Kollegen, Freunden oder der Familie, nach der Arbeit schmeckt es einfach am besten. Aber Achtung! Aus einem Bier werden dabei gerne auch mal mehrere.
Fazit
Unglaublich wie viele verschiedene Biersorten, Biermarken, Biertraditionen und Bieranlässe es in Deutschland gibt! Es dreht sich sehr vieles um Bier, was man allein an der langen Tradition erkennen kann. Denn immerhin wurde hier bereits im 8. Jahrhundert v. Chr. Bier gebraut! Kein Wunder also, dass es mittlerweile so viele verschiedene Sorten gibt. Je nach persönlichem Geschmack kannst du dich zum Beispiel für Weizen, Altbier oder Schwarzbier entscheiden.
Wenn du einen Regionalurlaub in Deutschland planst, dann probiere dich auf jeden Fall durch die lokalen Biere! Bei einem Trip nach München könntest du zum Beispiel ein Weißwurstfrühstück mit einem Weizenbier genießen – und das am besten nach einer langen Nacht am Oktoberfest. Danach bist du bestimmt wieder fit!
Alternativ könntest du auch einen Städtetrip nach Köln anpeilen, dir die wunderbaren Sehenswürdigkeiten ansehen und dir ein kühles Kölsch genehmigen. Gute Reise, Mahlzeit und Prost!