Odaiba – eine künstliche Insel in Tokio
Odaiba – vielen Japanreisenden nicht bekannt, aber dennoch einen Ausflug wert. In diesem Artikel möchten wir dir diese große künstliche Insel in der Bucht von Tokio vorstellen und dir erzählen, was du dort alles sehen kannst. Denn wir finden, hier ist für jeden etwas Interessantes dabei!
Odaiba auf einen Blick
Das Hafengebiet Odaiba ist heute ein beliebter Ort zum Einkaufen und um Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Erreichen kannst du es entweder durch verschiedene Zuglinien, einer Fähre oder durch die komplett computergesteuerte Bahn Yurikamome. Letztere wird oft fälschlicherweise als Monorail bezeichnet. Sie ist eine Sehenswürdigkeit an sich – denn aus der höher gelegenen Bahn hast du einen guten Ausblick über den Hafen. Deshalb empfehlen wir dir dieses Transportmittel. Vor allem abends, wenn alle Beleuchtungen an sind, fühlst du dich, als wärst du in einem Musikvideo. Doch dazu später mehr. Je nachdem wo sich dein Startpunkt befindet, brauchst du mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ungefähr 20 bis 45 Minuten nach Odaiba.
Der Name stammt vom Wort „daiba“, welches den militärischen Begriff „Batterie“ bezeichnet. Dies geht auf die Geschichte Japans zurück. Denn in der Edo-Zeit hat sich Japan für 264 Jahre vom Rest der Welt abgeschottet. Im Jahre 1853 forderte der amerikanische Präsident Commodore Perry dazu auf, dies zu ändern – koste es, was es wolle. Zur Verteidigung ließ man mehrere mit Kanonen ausgestatteten künstlichen Inseln anlegen, die daiba genannt wurden. Ursprünglich waren elf geplant, von denen aber nur fünf ausgeführt wurden. Da man keinen Krieg riskieren wollte, wurde Japan wenige Jahre später zum Handel mit der westlichen Welt geöffnet. Da die Inseln nun keinen Nutzen mehr hatten, entschied man sich, alle außer zwei zu entfernen.
In der Mitte der 1990er-Jahren kam es zu einem raschen Bevölkerungszuwachs in Tokio. Infolgedessen wollte man das ungenutzte Land auf Odaiba nutzen, um dort Häuser und Luxushotels zu bauen. Der Plan, die Insel zu einem neuen Zentrum der Stadt zu machen, hat leider nicht geklappt. Doch sie fand ihre eigene Identität als Naherholungsort. Im Folgenden werden wir dir die Sehenswürdigkeiten vorstellen, die du dir nicht entgehen solltest. Teilweise vergisst du hier, dass du in Tokio bist!
Attraktionen auf Odaiba
Rainbow Bridge
Du fragst dich vielleicht, warum wir direkt mit einer Brücke beginnen. Na, weil du über diese Brücke nach Odaiba kommst! Die fast 800 m lange Hängebrücke verbindet die Insel mit dem Rest von Tokio und wurde 1993 fertiggestellt. Es gibt zwei Fußgängerwege, die in 30 Minuten über die Brücke führen. Überquerst du sie auf der südlichen Seite, hast du eine tolle Aussicht über die Bucht von Tokio und manchmal sogar Mt. Fuji. Der nördliche Weg bietet dir hingegen einen Blick über den Hafen und Tokyo Tower. Doch versuch sie am Abend nach deinem Tag in Odaiba von der Insel aus zu beobachten! Denn wie der Name schon sagt, erstrahlt sie dann in Regenbogenfarben. Die bunte Brücke mit den beleuchteten Hochhäusern im Hintergrund sieht aus wie eine Szene aus einem Film.
Mori Building Digital Art Museum: teamLab Borderless
Das teamLab Borderless ist ein Museum, welches dir deinen Atem rauben wird. Egal, ob jung oder alt, bei dieser digitalen Ausstellung wird jeder staunen. Erstmal vorweg: Das Museum auf Odaiba schließt im Herbst 2022 seine Tore. Im Frühjahr 2023 wird es jedoch im Stadtzentrum Tokios wieder öffnen.
Laut einer von teamLab durchgeführten Umfrage kamen die Hälfte der ausländischen Besucher wegen des Museums nach Japan! Dieses riesige Museum mit über 500 Computern und 470 Projektoren auf über 10 000 m² Fläche besitzt keine Karte. Hier ist nämlich der Name Programm! Die Ausstellung verläuft ohne Grenzen und die Installationen, die du hier sehen kannst, stehen im stetigen Wandel. Es ist schwierig zu beschreiben, deshalb solltest du es dir auf jeden Fall selbst anschauen!
Dennoch wollen wir dir einige Kunstwerke vorstellen, die du hier antriffst. Einige verändern sich je nach Jahreszeit sogar – zum Beispiel während der Kirschblütenzeit. Das wohl beliebteste Kunstwerk ist Forest of Lamps. Dort betrittst du einen Spiegelraum, in dem unzählige Lampen aus venezianischem Glas hängen. Wenn du dich den Lampen näherst, leuchten sie in verschiedenen Farben. Das Kunstwerk ist sowohl aus statischer als auch aus dynamischer Sicht schön zu betrachten!
Ein weiterer Favorit ist die Installation Universe of Water Particles on a Rock where People Gather. Dort gibt es einen hypnotisierenden Wasserfall, der auf eine Erhöhung des Bodens fällt. Du kannst auf diesen „Stein“ steigen und bemerkst dann, dass sich das Wasser an deinen Körper anpasst! Es sieht so aus, als würde es an dir abprallen. Die meisten Kunstwerke können angefasst werden und reagieren dann darauf. Super cool!
Crystal World ist ebenfalls extrem beliebt. Hier hängen viele LED-Lichterketten nah beieinander von der Decke. Du bewegst dich zwischen ihnen, während sie die Farben und Lichteffekte verändern. Mit einer App können diese sogar von den Besuchern gesteuert werden und sogar ganze Bilder wie auf einer Leinwand können so angezeigt werden.
Für Kinder gibt es den Athletic Forest, wo es verschiedene interaktive Kunstwerke gibt. Zum Beispiel ist man hier in der Lage Tiere zu malen, die dann auf den Boden im ganzen Raum projiziert werden. Man kann den Zeichnungen dann überallhin folgen und sogar Souvenirs daraus machen lassen!
Ein weiteres Highlight ist das Teehaus. Dort werden in deiner Tasse Blumen projiziert, solange sich Tee darin befindet. Doch das ist noch längst nicht alles, den das Museum bietet dir 60 Kunstwerke zum Entdecken an. Es ist fast jeden Tag ausverkauft, also stelle sicher, dass du die Karten im Vorfeld kaufst. Noch ein Tipp: Wenn du weiße Kleidung trägst, sieht es fast so aus, als wärst du selbst Teil der Kunstwerke! Und versuche Röcke zu vermeiden – der Boden spiegelt sich oft!
Außerdem: Es muss nicht unbedingt Japan sein – denn das teamLab Borderless kommt 2024 zur HafenCity nach Hamburg!
Freiheitsstatue
Ja, du liest richtig – im Odaiba Seaside Park gibt es eine Nachahmung der Freiheitsstatue von New York. Diese soll die Verbindung von Japan und Frankreich symbolisieren. Diese Statue der römischen Göttin Libertas ist jedoch nur 12 m groß – 1/7 der Größe des Originals. Vor allem bei Sonnenuntergang kannst du hier großartige Aussichten über die Rainbow Bridge und die Bucht genießen. Ebenso gibt es in Ōsaka und Shimoda zwei weitere Freiheitsstatuen!
Der Park ist auch besonders, denn hier gibt es den einzigen Strand, den Japans Hauptstadt zu bieten hat. Das Meer ist sonst überall durch den Hafen oder Gebäude unzugänglich! Der Strand ist fast 1 km lang. Schwimmen ist nicht erlaubt, aber die Leute verbringen die Zeit mit Beachvolleyball, Frisbee oder mit Sonnenbaden. Im Juli findet hier übrigens das Umi no Hi Lantern Festival statt, bei dem das Meer geehrt wird. Dabei werden 50 000 Papierlaternen auf den Strand platziert. Das musst du gesehen haben!
Gundam Statue
Eine weitere Skulptur, die du als Fan der japanischen Popkultur nicht verpassen solltest, ist der fast 20 m hohe Gundam. Dabei handelt es sich um einen humanoiden Roboter aus einem Sci-Fi Universum, der in ganz Japan bekannt ist. Die erste Gundam-Serie wurde bereits 1979 ausgestrahlt. An bestimmten Uhrzeiten ändert der Gundam sogar ein bisschen sein Aussehen und seine Lichter flackern in unterschiedlichen Farben!
Direkt hinter der Skulptur gibt es noch dazu das Gundam Café mit Leckereien ganz im Motto der Gundam-Franchise. Im Einkaufszentrum Diver City Tokyo Plaza direkt dahinter gibt es übrigens auch einen Gundam-Fanshop namens Gundam Base Tokyo. Dort kannst du bei Workshops deinen eigenen Gundam erstellen!
Einkaufszentren
Auf Odaiba kommt jeder Shopping-Suchti auf seine Kosten. Hier findest du nämlich mehrere Einkaufszentren in unmittelbarer Nähe voneinander. Da gäbe es zum Beispiel Aqua City, der mit seinen 140 Einkaufs- und Unterhaltungseinrichtungen punktet. Von den meisten Restaurants aus kannst du über die Freiheitsstatue und die Rainbow Bridge blicken. Hier gibt es sogar ein Kino und einen Shintō-Schrein auf dem Dach! Für Liebhaber der japanischen Ramen-Nudelsuppe gibt es außerdem den Tokyo Ramen Kokugikan Mai – sozusagen ein kleiner Ramen-Park im 5. Stock. Dort gibt es sechs Restaurants, die Ramen aus verschiedenen Regionen Japans mit ihren charakteristischen Eigenheiten anbieten. Lust auf eine kulinarische Rundreise?
DiverCity TokyoPlaza haben wir ja bereits angeschnitten. Dort gibt es neben den Gundam-Attraktionen auch eine Karaoke Bar, eine Bowlingbahn und eine Spielhalle. Im zweiten Stock gibt es auch einen Hello Kitty Fanshop.
DECKS Tokyo Beach ist bekannt für sein Schiff-ähnliches Aussehen und seinen hölzernen Terrassen mit tollen Aussichten. Es bietet dir über 90 Läden und sogar ein Madame Tussauds und LEGOLand Discovery Center für Kinder. Um dich zu fühlen, als wärst du in der japanischen Shōwa-Zeit von 1926 bis 1989 zurückversetzt worden, empfehlen wir dir Icchome Shōtengai im 4. Stock. Die Einkaufsstraße ist mit vielen nostalgischen retro-Objekten, Neonlichter, Videospielen und traditionellen Snacks gefüllt.
Fazit
Die geschichtsträchtige Insel Odaiba überzeugt mit ihren vielen Möglichkeiten des Zeitvertreibs. In diesem Naherholungsgebiet kannst du nicht nur den einzigen Strand in der Metropole sehen, sondern dich fast so wie in New York fühlen. Du kannst die Gegend genießen, ohne dir über das Wetter Gedanken machen zu müssen, denn viele Aktivitäten finden innen statt. Hier kannst du nicht nur nach Herzenslust einkaufen, sondern auch erstklassige Unterhaltungsmöglichkeiten nutzen. Schlendere über die Holzterrassen, spüre die leichte Brise der Bucht von Tokio und genieße die herrliche Aussicht. Lasse den Tag mit einem romantischen Blick auf die beleuchtete Rainbow Bridge ausklingen.
Diese von Menschenhand geschaffene Insel, die einst trostlos war, ist heute ein Hotspot für Touristen und Einheimische geworden. Worauf wartest du noch? Pack deine Sachen und nichts wie los nach Odaiba!
Planst du gerade eine Reise nach Japan? Dann helfen dir vielleicht unsere Artikel über die Inseln Japans oder weitere Sehenswürdigkeiten Tokios!
Amina Rigotti