Schrift und Sprache weltweit
Schrift und Sprache sind komplexe Systeme, die sich über Jahrhunderte entwickeln. Sie sind eng mit kultureller Zugehörigkeit verbunden und schaffen so zwischenmenschliche Beziehungen.
Es gibt circa 7.000 Sprachen auf der Welt. Unglaublich, oder? Sprachen und ihre Dialekte sind für viele Menschen fast so interessant wie Kultur oder Sightseeing. Deswegen sind Sprachreisen heute auch so beliebt. Aber was macht Sprachen denn nun so faszinierend?
Wir brauchen Sprachen, um mit anderen zu kommunizieren und uns auszutauschen. Besonders in der globalisierten Welt schafft eine gemeinsame Sprachgrundlage zwischenmenschliche Verbindungen. Bereits seit den Anfängen menschlicher Zivilisation war Kommunikation essenziell. Schon früh wurden Laute und Bilder als Kommunikationsmittel genutzt, die sich immer weiter zu den Sprach- und Schriftsystemen entwickelt haben, die wir heute kennen.
Über die Jahrhunderte haben sich die verschiedensten Sprachen und Schriftsysteme herausgebildet, aber wenn man genauer hinschaut, ähneln sich einige Sprachen mehr als man vermuten würde. Allerdings können Schrift und Sprache auch extrem unterschiedlich sein. Wusstest du zum Beispiel, dass es im Hawaiianischen nur 13 Buchstaben gibt oder dass Sprachen wie Persisch und Arabisch zwar die gleiche Schrift benutzen, aber komplett unterschiedlich sind?
Woher kommt unsere Sprache?
Unsere deutsche Sprache kann bis zum Indoeuropäischen oder Indogermanischen zurückverfolgt werden. Das bedeutet nicht, dass indoeuropäisch und deutsch sehr ähnlich sind, sondern dass die deutsche Sprache sich über Jahrhunderte aus der mittlerweile ausgestorbenen Sprache entwickelt hat. Indoeuropäisch ist heute rekonstruiert, wie genau die Sprache klang, ist also nicht klar. Allerdings lassen die vielen Gemeinsamkeiten der Sprachen, die aus der gemeinsamen Ursprache entstanden sind, einige Vermutungen zu.
Eine einzige Ursprache aller Menschen wurde zwar theoretisiert, gab es aber vermutlich so nicht. Das Indogermanische umfasst allerdings ein großes Spektrum an verschiedenen Sprachen und ist die größte Sprachfamilie. Es wurde um 2.500 v. Chr. im europäischen, indischen und russischen Raum gesprochen. Der indogermanische Einfluss ist dort heute noch zu beobachten. Aus der indoeuropäischen Sprache bildeten sich zahlreiche Unterfamilien, darunter auch Germanisch, aus dem sich später Deutsch entwickeln sollte.
Die Sprachen im asiatischen Raum kommen vor allem aus dem Sinotibetischen. Es handelt sich um die zweitgrößte Sprachfamilie der Welt. Zudem findet man in Asien die Sprachfamilien Tai-Kadai, Austroasiatisch, Austronesisch und Indoeuropäisch.
In Afrika befinden sich die Familien Afroasiatisch, Nilosaharanisch, Niger-Kongo-Sprachen, Khoisan, Austronesisch und Indoeuropäisch. Auf dem amerikanischen Kontinent findet man weitgehend indoeuropäische sowie indigene Sprachen.
Woher kommt unsere Schrift?
Lateinisches Alphabet
Die Schriftform, die wir heute in Deutschland benutzen, ist das lateinische Alphabet mit den drei zusätzlichen Umlauten sowie dem Eszett. Das lateinische Alphabet hat sich aus dem griechischen entwickelt, welches wiederum auf dem phönizischen Alphabet basiert. Das phönizische Alphabet ist der Ursprung fast aller heutzutage verwendeten Alphabetschriften, wie arabisch, hebräisch, griechisch und unserem lateinischen Alphabet.
Das lateinische Alphabet ist seit 700 v. Chr. in Gebrauch und damit eins der ältesten Schriftsysteme, die heute noch benutzt werden, wenn auch mit kleineren Veränderungen. Es wird nicht nur in Deutschland genutzt, sondern auf der ganzen Welt und ist die am weitesten verbreitete Schrift, die es auf der Welt gibt. Germanisch, Romanisch und Slawisch verwenden das Alphabet. Auch in Afrika, Amerika und Ozeanien wird das lateinische Alphabet benutzt, was auf den Kolonialismus zurückzuführen ist.
Neben Lateinisch gibt es noch unzählige Schriftsysteme. Die verbreitetsten sind Kyrillisch, Arabisch, Chinesisch, Japanisch und Koreanisch.
Kyrillisch
Bei der in Osteuropa und Teilen Asiens geschriebenen Schriftform handelt es sich ebenfalls um eine alphabetische Schrift. Diese setzt sich aus 33 Buchstaben zusammen. Sie hat sich wohl aus dem griechischen und glagolitischen Alphabet herausentwickelt und ist somit ebenfalls auf Phönizisch zurückzuführen. Kyrillisch wird seit dem 10. Jahrhundert benutzt.
Arabisch
Das arabische Alphabet setzt sich aus 28 Buchstaben zusammen und wird von rechts nach links geschrieben. Arabisch wirst du in vielen Ländern Nordafrikas und der arabischen Halbinsel finden. Die Schrift hat sich aus dem Aramäischen entwickelt, das wiederum aus dem Phönizischen stammt.
Chinesisch
Chinesische Schriftzeichen sind über 3.000 Jahre alt und haben die Schriftzeichen anderer asiatischer Länder beeinflusst oder inspiriert. Es gibt mehr als 100.000 Zeichen, von denen allerdings nur ein kleiner Teil alltäglich benutzt wird. Ein einzelnes Schriftzeichen bezieht sich meist auf den Klang einer Silbe, aber je nach Kontext kann derselbe Klang durch verschiedene Zeichen repräsentiert werden. Die Bedeutung, auf welche die chinesischen Schriftzeichen verweisen, ist hier wichtiger. Außerdem gibt es vereinfachte Kurzzeichen, die seit den späten Fünfziger-Jahren von manchen chinesischsprachigen Ländern benutzt werden. Andere Länder bevorzugen die traditionelle Schriftform.
Japanisch benutzt chinesische Zeichen, Kanji genannt, oder die Silbenschriften Katakana und Hiragana. Heute verwendet man sogar manchmal das lateinische Alphabet, indem japanische Zeichen in das Lateinische übertragen werden. Das koreanische Alphabet hingegen ist eine Buchstabenschrift, die im Jahr 1443 erfunden wurde. Auch wenn viele wegen der Optik von einer sehr ähnlichen Sprache ausgehen, könnten die Schriftsysteme nicht unterschiedlicher sein und sollten niemals gleichgesetzt werden.
Welche Sprachen sind miteinander verwandt?
Durch die übergeordneten Sprachfamilien können viele Sprachen als miteinander verwandt bezeichnet werden. So beispielsweise Deutsch und Persisch, da beide vom Indoeuropäischen abstammen. Die Ähnlichkeiten sind allerdings so gering, dass man diese Sprachen nicht unbedingt in Verbindung bringen würde. Aber es gibt einige engere Kategorien, bei denen klare Ähnlichkeiten zu finden sind und klar einer Sprachgruppe zugeordnet werden können. Ein paar dieser Kategorien wollen wir dir hier vorstellen.
Germanisch
Zu den germanischen Sprachen zählen unter anderem Deutsch, Englisch, Niederländisch, Dänisch, Schwedisch, Norwegisch und Afrikaans. Einige germanische Sprachen und Dialekte sind bereits ausgestorben. Zwischen diesen Sprachen sind starke Ähnlichkeiten im Wortschatz und der Grammatik zu erkennen, auch wenn es sich offensichtlich um verschiedene Sprachen handelt.
Auch systematische Unterschiede sind zu erkennen, die auf regionale Veränderungen in einer der Sprachen schließen lassen. Beispielsweise wird das deutsche „au” oft zum englischen „ou” (Haus vs. House), während das Schwedische ein einfaches „u” bevorzugt (hus).
Mit 800 Millionen Sprechern, ist die germanische Sprachfamilie eine der größten innerhalb der indogermanischen Sprachen.
Romanisch
Die romanischen Sprachen werden von circa 850 Millionen Menschen gesprochen und sind somit ebenso eine unfassbar große Kategorie. Lateinisch ist hier der direkte Vorfahre und der Einfluss der toten Sprache ist nicht zu übersehen. Zu dieser Sprachfamilie gehören unter anderem Französisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch und Rumänisch. Auch in dieser Gruppe sind bereits Sprachen oder Dialekte ausgestorben.
Sprachen der romanischen Familie zeichnen sich durch ihren analytischen Charakter aus, bei dem der Satzbau und andere grammatische Strukturen beeinflusst werden. Die Ähnlichkeit zwischen den Sprachen ist ebenfalls gut zu erkennen.
Eine Sprache, die zwar grundsätzlich zum Germanischen gezählt wird, aber einen starken Einfluss einer romanischen Sprache hat, ist Englisch. Durch die normannische Besetzung und Eroberung wurden einige französische Wörter übernommen, weswegen über die Zugehörigkeit von Englisch zum Germanischen gestritten werden kann. Trotz des französischen Einflusses, bleibt die englische Grammatik germanisch und wird daher zum Germanischen gezählt.
Slawisch
Zum Slawischen gehören beispielsweise Russisch, Polnisch, Serbisch, Kroatisch, Ukrainisch oder Tschechisch. Diese Sprachen stammen vom heute ausgestorbenen Urslawischen ab. Wie in anderen Unterkategorien auch ist die Unterscheidung zwischen eigenständiger Sprache und Dialekt oft schwierig. Auch hier sind Gemeinsamkeiten der Wortstämme und Grammatik erkennbar. Es gibt etwa 400 Millionen Sprecher auf der Welt.
Sinotibetisch
Das Sinotibetische kann in zwei Kategorien eingeteilt werden. Die erste ist Sinitisch, die chinesische Sprachen, wie Mandarin, Kantonesisch, Min und Xiang sowie Dialekte einschließt. Diese Sprachen werden in ganz Asien benutzt und von circa 1,3 Milliarden Menschen weltweit gesprochen. Je nach Dialekt oder Sprache kann sogar die Schrift leicht variieren, da sich die meisten chinesischen Schriftzeichen auf den Klang der Silbe beziehen.
Die zweite Kategorie des Sinotibetischen ist das Tibetobirmanische. Hier gibt es nur um die 70 Millionen Sprecher, die sich aber auf mehr als 300 Sprachen aufteilen. Ein paar dieser Sprachen sind Tibetisch, Burmesisch und Tamang. All diese Sprachen weisen genug sprachliche Gemeinsamkeiten auf, um sie zu einer Familie zu zählen.
Allerdings sind diese Gruppen nicht so eng verbunden, wie es germanische, romanische oder slawische Sprachen sind.
Was sind die Besonderheiten der Zahlensysteme?
Wo wir schon bei den Sprachen sind, stellt sich die Frage nach Zahlensystemen. Wie sehen die Zahlen in anderen Schriftsystemen aus und zählt man sogar auf unterschiedliche Weise? Das schauen wir uns hier an.
Die meisten von uns werden sowohl die römischen als auch die arabischen Zahlen kennen. Es gibt allerdings noch viele mehr, wie griechische oder chinesische Zahlen. Diese sehen meistens so unterschiedlich aus, dass sie nicht als Zahlen erkennbar sind, wenn man das System nicht kennt.
Basis 10 ist die Norm für die meisten heute benutzten Zahlensysteme, wie etwa für unser arabisches. Zudem gibt es auch Systeme wie das Binärsystem mit nur zwei Zahlen oder Basis 12, 16, 20 und 60.
Aber wieso gibt es Zahlen überhaupt? Vermutlich wurden erst Worte für Unterscheidungen zwischen eins, zwei und mehr gebraucht, weshalb man recht früh gesprochene Zahlwörter erfand, wenn auch wenige. Für die Verwaltung von Gütern wurden dann geschriebene Zahlen wichtig, weshalb sich in vielen Gebieten historischer Zivilisationen und Hochkulturen die verschiedensten Symbole für Zahlen entwickelt haben. So zum Beispiel im alten Ägypten, Mesopotamien, China, im römischen Reich und bei den Maya in Südamerika.
Selbst Strichlisten in Fünferschritten sehen in verschiedenen Kulturen anders aus. In Europa, Nordamerika und Australien zählt man in vier senkrechten und einem diagonalen Strich. In Südamerika wird einem Quadrat immer eine Seite hinzugefügt, der fünfte Strich ist wieder diagonal. Im asiatischen Raum wird das Zeichen, das für vollständig steht, in fünf Schritten gemalt.
Fazit
Schrift und Sprache sind komplexe Systeme, die sich immer weiterentwickeln. Schon früh haben Menschen mit Höhlenmalereien und einfachen Lauten kommuniziert. Nur so waren zivilisierte Strukturen möglich, die mit wachsender Komplexität eine komplexere Sprache forderten. So entwickelt sich die Sprache und später auch die Schrift weiter.
Noch heute ist die Sprache ein unglaublich wichtiger Aspekt, der Verbindungen schafft und Verständnis einer Kultur und Lebensweise ermöglicht. Ohne Kommunikation wäre die Welt nicht so offen, wie sie es heutzutage ist.
Wie Fremdsprachen deine Persönlichkeitsentwicklung beeinflussen, zeigen wir dir hier.
Lidia Strauch