Alles, was du jemals über Boliviens Einheimische wissen wolltest

Alles, was du jemals über Boliviens Einheimische wissen wolltest

Hallo (zukünftiger) Backpacker! Warst du schon einmal in Bolivien? Tiefe Dschungel, Salzseen und Wüsten – kaum ein anderes Land ist so divers. Hast du schon einmal von den Inka gehört? Und wer sind die Aymara? Nicht umsonst ranken sich so viele Legenden und Geschichten um die verlorenen Kulturen und Religionen, die das Land einst zu einem der Zentren der südamerikanischen Hochkulturen machten.

Fakten und Zahlen – das ist Bolivien

Bolivien ist das fünftgrößte Land in Südamerika und hat ungefähr 11,5 Millionen Einheimische. Obwohl es im Vergleich eine relativ geringe Einwohnerzahl hat, ist die Fläche des Landes dreimal so groß wie die von Deutschland. Die Einheimischen leben also auf einer weitaus größeren Fläche miteinander, was auch dazu führt, dass viele Teile des Landes vom Menschen unberührt geblieben sind.

Die Weiten Boliviens

Wie auch die anderen Länder Südamerikas wurde Bolivien im 16. Jahrhundert von den Konquistadoren erobert und litt lange Zeit unter der Herrschaft Spaniens. Gold und Silber wurden exportiert und die einheimischen Völker zum Christentum konvertiert. Viele Bräuche, Rituale und Traditionen der Kulturen gingen dadurch beinahe vollkommen verloren.

Aus diesem Grund gibt es heute so viele Sprachen, die als offizielle Landessprachen anerkannt werden. Die meisten sprechen nach wie vor Spanisch, jedoch sprechen einige Einheimische in den Anden auch Aymara. Im ganzen Land triffst du Menschen an, die Guaraní oder diverse Quechua-Varianten beherrschen. Reisende, die nur Englisch sprechen, stoßen schnell auf Kommunikationsschwierigkeiten, da die Sprache kaum verbreitet ist.

Die größten Städte in Bolivien sind Santa Cruz de la Terra (oft nur Santa Cruz genannt), La Paz (mit dem anliegenden El Alto) und Cochabamba. La Paz liegt in den Anden und damit ganze 3600 Meter über dem Meeresspiegel. Die Stadt wird oft als das Anreiseziel schlechthin beschrieben, da sie den besten Ausgangspunkt und die besten Verbindungen zum Inneren des Landes bietet.

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Verschiedene Kulturen in Bolivien

Verlassene Tempel, bunte Farben und alte Bräuche, die Tausende von Jahren in die Vergangenheit reichen. Auch wenn der Großteil der Bevölkerung in den Städten Boliviens in Jeans und T-Shirts der Hitze trotzt, ist der Einfluss der Kulturen und Religionen der Ureinwohner überall zu spüren.

Die Inka

Die Macht der Inka begann vor mehreren tausend Jahren am Titicacasee. Mit der Zeit breitete sich die Hochkultur auf die naheliegenden Länder aus, wurde jedoch schließlich im 16. Jahrhundert im Zuge der Kolonialisierung von den Spaniern zerstört.

Die Inka waren polytheistisch und fokussierten ihre Religion auf vielerlei Dinge, wie z. B. die Maisernte. Nennenswert ist der Brauch der Mumifizierung, der oft als Schutz vollzogen oder dafür verwendet wurde, den Zorn der Götter zu befriedigen.

Obwohl sie lange nicht so einflussreich sind wie vor 500 Jahren, sind Reste der Inka‑Religion und ihrer Kultur in den Anden bestehen geblieben. Die typische Textilverarbeitung, die für Zeremonien und Informationsquellen verwendet wurde, ist nach wie vor Usus. Ebenso wird die Hauptnahrungsquelle der Inka, der Mais, noch heute in den Anden verspeist. Die Sprache der Inka ist Quechua.

Die Aymara

Die Aymara triffst du vor allem in Peru und Bolivien an. Sie zählen momentan ca. 3 Millionen Menschen zu ihrer ethnischen Gruppe. Viele von ihnen leben heute noch in den Anden von der Viehzucht (hauptsächlich Lamas und Alpakas) und dem Fischfang, den sie mit traditionellen Booten aus Totora‑Schilf betreiben. Aymara wird nach wie vor unter den Völkern gesprochen.

Historisch gesehen wurden die Aymara von den Inka unterworfen, bis sie von der spanischen Kolonialisierung beeinflusst wurden. Der Glaube der Aymara ist heute von einer spirituellen Weltansicht geprägt, weshalb Medizinmänner und Hexen unter den Gruppen besonders beliebt sind. Die Vorstellung von dem Leben nach dem Tod folgt allerdings der des Christentums.

Die Aymara leben in Familiengruppierungen, in denen mehrere Brüder mit ihren Frauen und Töchtern im selben Haus leben. Die Mütter übernehmen die Erziehung der Kinder, während die Väter Entscheidungen für die Familie treffen.

Alpaka in Bolivien

Die Urus

Im Westen Boliviens an der Grenze zu Peru liegt der Titicacasee. Er ist das Zuhause der Urus, die auf den Schilf-Inseln im See leben. Die Traditionen der Urus gehören zu den ältesten des Landes und offenbaren ein Fenster in die Vergangenheit.

So lebt die ethnische Gruppe hauptsächlich von den Booten, die sie auf den Schilf-Inseln selbst herstellen, und den Reisenden, die die Region besuchen. Nur noch wenige der Gruppe sprechen die Uru‑Sprache.

Traditionelle Kleidung in Bolivien

Aufgrund des spanischen Einflusses tragen Frauen traditionell den Pollera, den typischen, langen Rock aus Spanien, der oft bei Tänzen zur Schau gestellt wird.

Dazu ist die Melone (ein steifer, schwarzer Hut) beliebt. Mantas (Schals) werden in bunten Farben als Taschen und Jacken verwendet.

Bolivien – Kultur, die du nicht verpassen solltest

Karneval von Oruro

Bolivien hat viele Traditionen und Bräuche zu bieten, die auch du als Backpacker erleben kannst. Die bekannteste Tradition ist wohl der Karneval von Oruro, welcher heute zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Oruro liegt südlich von La Paz am Uru-Uru-See.

Der Karneval in Oruro erinnert ein wenig an den Karneval in Brasilien, allerdings steckt hinter dem Fest eine alte Tradition des Landes. Bereits vor der Kolonialisierung war der Uru-Uru-See ein Pilgerort der Aymara.

In der Region wurde schon immer viel Bergbau betrieben, weshalb die Menschen beim Karneval in Oruro die Virgen del Socavon (die Jungfrau der Bergwerksstollen) anbeten. Da das Fest bereits vor der Kolonialisierung durch Spanien Ähnlichkeiten mit den christlichen Traditionen der Konquistadoren hatte, blieb es im Laufe der Jahrhunderte bestehen.

Die Bolivianer tanzen, spielen Musik und bestaunen die Paraden, die durch die Stadt ziehen. Der Karneval beginnt an einem Freitag und hört traditionell am Aschermittwoch auf. Das Datum für den Karnevalsbeginn ist jedoch abhängig vom Osterbeginn und verschiebt sich daher immer. Am Rosenmontag hast du die einmalige Chance, den Diablada– und den Morenada-Tanz zu erleben. Beide Tänze sind bunt und aufwendig organisiert.

Karneval in Oruro, Bolivien

Tiahuanaco

Tiahuanaco (oder Tiwanaku) ist die bedeutendste archäologische Fundstelle in Bolivien. Sie war zu ihrer Zeit das politische und religiöse Zentrum der Region und ist heute UNESCO-Weltkulturerbe.

Wie alt die Stätte genau ist, kann heute nur noch vermutet werden. Die Bolivianer glauben jedenfalls, dass sie ungefähr 2000 bis 1000 vor Christus ihren Höhepunkt erreichte und an die 20 000 Menschen beherbergte. Beeindruckend ist die Größe der Stätte, die die Ureinwohner vermutlich mit fortgeschrittener Mathematik und Architektur perfektionierten.

Am 21. Juni jeden Jahres scheint die Sonne beim Sonnenaufgang spektakulär durch das Intipunku, ein Sonnenportal, das höchstwahrscheinlich als Kalender diente und auf den Fortschritt bei der Entwicklung der geheimnisvollen Stätte hinweist. Zu diesem Zeitpunkt pilgern die Aymara in den Westen Boliviens, um dort ihr Neujahr zu feiern.

Der Hexenmarkt in La Paz

Wir empfehlen dir, unbedingt den Mercado de las Brujas (den Hexenmarkt) im Rosario-Viertel in La Paz zu besuchen. Es gibt zwar im ganzen Land ähnliche Märkte, aber dieser ist der größte von allen. Hier verkaufen die brujas (Hexen) und die yatiri (Medizinmänner) ihre Tinkturen, Kräuter und Amulette.

Aber das ist längst nicht alles. Die Menschen verkaufen allerlei getrocknete, teils exotische Tiere: In den Schalen und Körben findest du Frösche, Schlangen und Gürteltiere, während neben dir die Medizinmänner durch die Straßen wandern und die Zukunft voraussagen. Du erkennst sie sofort an ihrer schwarzen Kopfbedeckung.

Hast du schon einmal ein mumifiziertes Lama gesehen? Falls nicht, kannst du das auf dem Hexenmarkt ändern! Die mumifizierten Lamas sind Teil einer alten Tradition Boliviens, nach welcher sie noch heute zum Schutz unter den Häusern vergraben werden.

Tradition und Essen in Bolivien

Viele der Gerichte, die heute in Bolivien gegessen werden, stammen aus einer Fusionierung der spanischen Küche und der Kochkünste der Ureinwohner des Landes. Mais und Quinoa sind bis heute Teil des alltäglichen Lebens und werden im ganzen Land in unglaubliche Gerichte verwandelt.

Lama-Jerky

Jerky entsteht, wenn Fleisch in dünne Streifen geschnitten und getrocknet wird. Das Fleisch bekommt dadurch eine Textur, die an Datteln oder Rosinen erinnert.

In Bolivien besteht das Jerky aus Lama-Fleisch und wird mit gedünsteten Maiskolben, gekochten Eiern, Käse und scharfen Soßen serviert.

Salteñas

Sie gehören zu jedem Frühstück in Bolivien und lassen schon beim ersten Erhaschen des Geruchs das Wasser im Mund zusammenlaufen.

Eine Salteña ist ein Gebäck, das mit Kartoffeln, Karotten, Erbsen und Fleisch gefüllt und verknotet wird. Beim ersten Biss sind sie noch warm und dampfen.

Coca-Tee

Fühlst du dich bei deiner Reise in die Anden unwohl, bieten dir die Einheimischen oft den Coca-Tee als natürliche Alternative zu Medikamenten an, weil er beruhigend und entspannend wirkt.

Während du in Europa keine Möglichkeit hast, an das Kraut zu kommen, gehört es in Bolivien zum Alltag und du kannst es beispielsweise auf dem Hexenmarkt kaufen. Coca eignet sich nicht nur als Tee, die Einheimischen kauen es oder verzieren ihre Kleidung damit.

Fazit

Ganz egal, ob du wandern und die unberührte Natur erleben oder die beeindruckende Geschichte und Kultur erkunden willst, in Bolivien haben die Landschaften und Städte alles zu bieten, was dein Backpacker-Herz begehrt.

Mehr Informationen findest du in unserem Beitrag zu Bolivien.

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