La Antigua Guatemala
Wenn du die Wahl hättest, eine Stadt zu benennen. Wie würdest du sie nennen? Du würdest dir vermutlich etwas Aufregenderes als La Antigua, zu Deutsch „die Alte“, einfallen lassen, oder? Die Guatemalteken scheinen in der Namensgebung nicht so fantasievoll zu sein. Schließlich heißt die nahegelegene Hauptstadt auch einfach Guatemala-Stadt.
Allerdings steht Guatemala und insbesondere die Kleinstadt La Antigua zugleich für eine äußerst spannende Kultur. Wir versprechen dir, dass das bekannteste Reiseziel in Guatemala seinem Namen alle Ehre macht. Sowohl das Stadtzentrum als auch die unzähligen Kirchen und die nähere Umgebung werden dich in ihren Bann ziehen! Du wirst erfahren, wie die ehemalige Hauptstadt in Zentralamerika ihren Namen bekam und warum du hier unbedingt einen Halt machen solltest.
Die Geschichte von „Alt-Guatemala“
Warum gibt es in Guatemala eine Stadt, die Alt-Guatemala genannt wird? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir dir ein wenig über die brisante Geschichte des mittelamerikanischen Landes erzählen.
Als 1524 die Spanier nach Guatemala kamen, wurde Tecpán als Hauptstadt der Region erbaut. Drei Jahre später wurde die Regierung dann für 14 Jahre nach Ciudad Vieja verlegt. Im Jahr 1541 erreichte schließlich eine Schlammlawine die Stadt und zwang die Einwohner zu fliehen. Nun musste ein neuer Regierungssitz her. Die spanischen Eroberer gründeten das beliebte Reiseziel La Muy Noble y Leal Ciudad de Santiago de los Caballeros de Goathemala – die Kurzform: La Antigua.
Bedauerlicherweise sind Erdbeben und Vulkanausbrüche im Zentrum Guatemalas keine Seltenheit. Demnach dauerte es nicht lange, bis auch die dritte Hauptstadt nicht mehr gehalten werden konnte. 1773 wurde also die Regierung schlussendlich 45 km Richtung Süden in die Ebene Ermita verlegt. In diesem Zuge gründeten die Guatemalteken die jetzige Hauptstadt Guatemala-Stadt. La Antigua wurde jedoch nie komplett verlassen. Die Stadt ist auch heute noch das zu Hause von 35 000 Guatemalteken.
Du findest hier inzwischen von Unterkünften über Restaurants und Supermärkten bis hin zu Reiseagenturen alles, was dein Reiseherz begehrt.
Sehenswürdigkeiten
Neben einigen geheimnisvollen Stätten der Maya-Kultur begegnest du auch kolonialen Bauten und spanischer Architektur. Egal, an welcher Straßenecke du entlanggehst, ein gewisses Flair vergangener Tage und eine Prise traditionelle Gemütlichkeit sind hier stets deine Reisebegleiter.
Fast alle Monumente von La Antigua sind bei einem Fußmarsch erreichbar. Der gesamte Stadtkern ist UNESCO-Weltkulturerbe– und das völlig zu Recht!
Aufgrund ihres Baustiles und ihrer Bedeutung der spanischen Kolonien konnte La Antigua in den letzten Jahren ohne Probleme mit den Weltmetropolen Lima oder Mexiko City mithalten. Dies lässt sich nahezu überall spüren. Allerdings sind heute sämtliche Prachtbauten in die Jahre gekommen. Das Land wird seit Jahren von Naturkatastrophen heimgesucht. Dagegen kann es durch seine instabile Wirtschaft auch nicht wirklich ankommen.
Das Stadtzentrum mit den zahlreichen Kirchen solltest du dir auf keinen Fall entgehen lassen! Zudem wird die Stadt von drei Vulkanen umrahmt, die alle ebenso definitiv einen Besuch wert sind. Außerdem gibt es in der ganzen Stadt einige Tanzschulen, Bars und Sprachschulen – damit kannst du so richtig in das spanische Ambiente eintauchen.
Stadtzentrum
Wie in so vielen südamerikanischen Städten ist auch hier der Hauptplatz das geografische sowie kulturelle Zentrum. Der Plaza Mayor wird in Antigua durch angrenzende Bauwerke wie die Kathedrale San José, dem Nationalpalast oder dem Rathaus gezeichnet. All jene überzeugen mit ihren bunten Pastellfarben und ihrem wunderbaren Glanz. Natürlich kannst du dir hier auch an jeder Ecke ein paar spanische Leckereien gönnen oder das ein oder andere Souvenir kaufen. Nebenan im Parque Central kannst du dann einigen talentierten Straßenkünstler zusehen.
Ein paar Blöcke weiter findest du die Sehenswürdigkeit schlechthin: den Bogen Santa Catalina. Durch seine markante Uhr, seine gelbe Farbe und einem Vulkan im Hintergrund eignet er sich erstklassig als Fotomotiv.
Hier wirst du auch als Kunst- und Kulturliebhaber fündig. Entweder besuchst du das Schokoladenmuseum oder das Museum kolonialer Kunst.
Kirchen
Du liebst den Anblick faszinierender Kirchen? Auch dann bist du in La Antigua auf jeden Fall richtig. Das Stadtbild der ehemaligen Hauptstadt besitzt wirklich eine Vielzahl an Kirchen, Kathedralen und Kapellen. Mach dich darauf gefasst darauf, dass du an fast jeder Ecke mindestens ein Kruzifix sehen kannst. Wir können unmöglich alle aufzählen, aber wir wollen dir eine kleine Auswahl unserer Favoriten vorstellen.
Neben der Kathedrale am Hauptplatz solltest du ganz klar die Kirchen La Merced, San Francisco und San Pedro besuchen. Überhäuft mit Reliquien und opulentem Schmuck ist jede Kirche ein kleines Kunstwerk für sich. Alle drei kolossalen Bauwerke werden derzeit noch als Gotteshäuser genutzt.
Darüber hinaus sind die zerstörten oder stillgelegten Kirchen der Stadt ebenso eine lohnende Sehenswürdigkeit auf deiner Reise. Das Convento de las Capuchinas ist beispielsweise ein ehemaliges Kloster. Hier solltest du dir unbedingt die prächtigen Hofgärten und den „Turm der Zurückgezogenheit“ (Torre de Retiro) auf dich wirken lassen. Die Kirchen La Concepción und Santo Domingo sind ehemalige Wirkungsstätten von Nonnen und Mönche und in jedem Fall auch einen Besuch wert.
Insbesondere am Stadtrand findest du viele Ruinen ehemaliger Kirchen. Hier sollten Santa Cruz, Nuestra Señora del Carmen und La Recolección auf deiner Bucket List stehen. Die Ruinen sind nicht nur für Geschichtsinteressierte geeignet – die besondere Atmosphäre wird dich so oder so begeistern!
Vulkane und Natur in der Nähe
Wenn dir die Stadt einmal zu klein und wuselig werden sollte, hast du hier auch die pure Natur in absoluter Nähe. Das Stadtbild ist geprägt von den drei Vulkanen Agua, Acatenango und Fuego. Letzterer ist noch aktiv und spuckt alle paar Jahre etwas Rauch. Dann ist eine Besteigung natürlich nicht möglich. Doch oftmals können Wanderungen in die Richtung des Gipfels unternommen werden.
Im Hinterland der vulkanischen Gebirge findest du eine Reihe von Kaffeeplantagen. Du kannst bei einem Besuch einiges über die Geschichte und die Herstellung des Exportschlagers kennenlernen – und dabei selbst eine Tasse bester Kaffeequalität genießen.
Auch die vielen Parkanlagen innerhalb der Stadt sind hierbei erwähnenswert. Einige der erwähnten Kapellen und Klöster umgibt eine wunderschöne Außenanlage mit eindrucksvollen Brunnen, Balkonen und Wasserbecken.
Deine Weiterreise von La Antigua
Das einzigartige Klima ermöglicht es dir, Guatemala fast das ganze Jahr über zu bereisen. Es ist immer warm, oftmals aber auch recht feucht. Im besten Fall landest du in Guatemala City –nur etwa eine Stunde von La Antigua entfernt.
La Antigua ist nicht nur ein Traumziel für sich, sondern auch ein toller Ausgangspunkt für eine Guatemala-Rundreise. Egal, ob dich die Traumstrände des Landes ansprechen oder du versunkene Mayastätten im Regenwald besuchen möchtest, hier bekommst du alles! Am besten kommst du dabei mit einem Bus von A nach B.
Die Orte Tikal, Flores, Livíngston oder Cobán sind alle durch eine mehrstündige Busfahrt erreichbar. Auch die beliebten Reiseziele Quetzaltenango, Chimaltenango und den Naturpool von Semuc Champey erreichst du per Bus. Du kommst von La Antigua sogar ganz einfach in die Nachbarstaaten El Salvador, Honduras, Belize und Mexiko.
Fazit
Auf deiner Reise durch Mittelamerika solltest du La Antigua unbedingt einen Besuch abstatten. Nicht nur die zahlreichen Kirchen und Mayastätten, auch die Natur-Highlights in und außerhalb der Stadt tragen zu einem unvergesslichen Aufenthalt bei.
Du kannst eine magische Begegnung mit längst vergessenen Zeiten erleben. Dafür solltest du zumindest eine der vier Hauptstädte des Landes besuchen: Guatemala-Stadt, Ciudad Vieja, Tecpán und allen voraus eben La Antigua. Wir raten dir auf jeden Fall zu La Antigua.
Ihr Glanz ist mit keinem Erdbeben verloren gegangen, sondern lediglich ein wenig in die Jahre gekommen. Wie gesagt, kein Name könnte für diese Stadt treffender sein – und doch ist sie zugleich immer noch ein topaktuelles Traumziel für Backpacker.
Marvin Erdner