Tequila: mehr als nur ein Schnaps
Vielleicht wissen es die meisten nicht, aber Tequila ist nicht nur ein Schnaps, sondern auch eine Kleinstadt in Mexiko. Ihr ganzer Name ist Villa de Santiago de Tequila und sie ist tatsächlich der Ursprungsort des weltbekannten Schnapses. Die Stadt mit nur knapp 30 000 Einheimischen liegt ungefähr 70 Kilometer nordwestlich von Guadalajara im Bundesstaat Jalisco.
Dank des Tequilas hat die Stadt immer mehr Geld eingenommen und wurde somit ziemlich schnell zu einem beliebten Reiseziel. Dieser Artikel nimmt dich mit auf eine Tour durch die Stadt, berichtet von den besten Attraktionen und erklärt den Produktionsprozess des Getränks. Wir wünschen dir viel Spaß beim Lesen!
Sehenswürdigkeiten in Tequila
Wenn du eine Reise nach Mexiko planst und du dich zufällig in oder bei Guadalajara aufhalten solltest, musst du auf jeden Fall einen Abstecher nach Villa de Santiago de Tequila machen. Wenn du kein Auto zur Verfügung hast, kannst du auch einfach mit dem Tequila‑Express fahren. Dabei handelt es sich um einen Zug, der dich von Guadalajara direkt bis nach Amatitán bringt, was ganz in der Nähe liegt.
Während der Fahrt wird dir leckeres mexikanisches Essen serviert und Unterhaltung von Mariachis geboten. Natürlich gibt es auch ein „all‑you‑can‑drink“-Angebot und bei einem kurzen Zwischenstopp wird das traditionelle Anwesen des Tequila-Herstellers Herradura besichtigt.
Wenn du in Tequila hineinfährst, wirst du von dem Denkmal zu Ehren des Nationalgetränks begrüßt. In der Kleinstadt selbst gibt es drei große Destillerien, die von José Cuervo, die von Herradura und die von Sauza. Diese drei großen Brennereien sind dafür verantwortlich, Tequila für das Inland und auch für den internationalen Markt zu brennen. Es gibt hier aber auch noch zahlreiche andere kleinere Brennereien, die meist Familienunternehmen sind.
Und wenn du magst, kannst du im Tequila‑Museum La Rojeña von José Cuervo an einer Führung durch die Brennerei teilnehmen. Hier bekommst du alle Informationen zur Ernte und zum Brennprozess. Selbstverständlich kannst du hier auch diverse Sorten probieren.
Du interessierst dich eher für die Geschichte? Dann schau doch mal im Museo Nacional del Tequila vorbei, um die gesamte Geschichte zu erfahren.
Hast du bei deinem Besuch mehr Zeit für deinen Aufenthalt eingeplant, kannst du diverse Ausflüge in die nähere Umgebung unternehmen. Zum Beispiel kannst du den inaktiven Vulkan Cerro de Tequila besichtigen und wenn du möchtest sogar besteigen. Von oben hast du eine herrliche Aussicht über die vielen Agavenfelder. Nicht weit entfernt liegt auch die Schlucht des Rio Grande de Santiago und der Chapala‑See.
Herstellung von Tequila
Die Herstellung ist ein langwieriger und komplexer Prozess, der nur von professionellen Brennereien ausgeführt werden kann. Die Grundsubstanz darf ausschließlich die blaue Weber-Agave – „Agave Azul“ – sein. Diese wird in Tequila, aber auch in drei weiteren Staaten des Landes extra für die Tequila-Produktion angebaut. Bis eine Agave geerntet werden kann, dauert es circa acht bis neun Jahre.
Das Innere der Agave, das in der Landessprache auch Piña genannt wird, wird nach der Ernte in riesigen Öfen bei bis zu 85° C 24 bis 36 Stunden lang dampfgegart. Die meisten Hersteller haben aber bereits gasdicht verschließbare Druckbehälter, die es ihnen ermöglichen, die Agaven nur 8 bis 14 Stunden zu garen, wobei der Zucker in Glukose und Fruktose gespalten wird.
Die Abkühlung nach dem Garen dauert im Schnitt zwischen 36 und 48 Stunden, bevor die Pflanzen dann zerkleinert werden. Saft und Zucker werden aus den Agaven gelöst, indem diese mit Wasser begossen und anschließend gepresst werden.
Im nächsten Schritt wird von den Herstellern entschieden, ob es ein 100%iger Agaven‑Tequila werden soll, bei dem der entstandene Agavensirup ohne Zugabe von Zusatzstoffen in riesige Tanks gegeben wird. Wenn es kein 100%iger werden soll, müssen mindestens 51 % des Agaven‑Zuckers im Tequila bleiben, der wiederum mit höchstens 49 % anderem Zucker vermischt werden darf.
Als Nächstes wird zu dem Sirup eine Hefe zugegeben, wodurch die Masse zwischen 24 Stunden und 12 Tagen fermentiert – die Hefe stirbt ab und der Zucker wird zu Alkohol umgewandelt, wodurch die Masse nun 5 bis 7 % Alkohol aufweist.
Danach findet eine zweifache Destillation in Kupfergefäßen oder Tanks statt, die jeweils etwa vier bis acht Stunden dauert. Heraus kommt der klare Schnaps, wie wir ihn kennen. Der oben genannte 100%ige Agaven‑Tequila wird direkt in Flaschen umgefüllt, alle anderen werden in andere Tanks verfrachtet und weiterverarbeitet. Jeder dieser genannten Schritte bei der Produktion ist ausschlaggebend für die spätere Qualität des fertigen Tequilas.
Interessante Fakten über Tequila
Reifegruppen
Im Allgemeinen lässt sich sagen, dass Tequila im Schnitt meist einen Alkoholgehalt von 38‑40 % hat – einige liegen sogar bei 50 %. Bei der Herstellung gibt es verschiedene Reifegruppen, die einen Tequila ausmachen. Diese werden in fünf Gruppen aufgeteilt.
Zu der ersten Gruppe zählt der Tequila silver oder in der Landessprache blanco. Dies ist der klare, durchsichtige, der nach der Destillation direkt in Flaschen gefüllt wird. Zur zweiten Gruppe zählt der Tequila gold, oro oder auch joven, der ein Mix aus dem Tequila silver und einem gereiften Tequila ist. Dieser kann zusätzlich mit bis zu 1 % des Eigengewichts durch Zuckersirup oder Glycerin angereichert werden.
Als Drittes gibt es die Gruppe mit dem aged (gereift) oder reposado Tequila. Dieser muss mindestens zwei Monate in Eichenholz‑Gefäßen ruhen. Zur nächsten Gruppe zählen die extra‑aged oder añejo Tequilas, die mindestens ein Jahr, aber weniger als drei Jahre in Eichenholz-Gefäßen ruhen müssen. Die Gefäße hierbei dürfen nicht größer als 600 Liter sein und der Alkoholgehalt wird mit Wasser korrigiert werden.
Als Letztes gibt es die Gruppe der ultra‑aged oder extra‑añejo Tequilas. Hierzu zählen solche, die mindestens drei Jahre in geruht haben. Die letzte Gruppe wurde erst im März 2006 eingeführt.
Die Geschichte des Tequilas
Woher der Name des Schnapses kommt, ist wahrscheinlich nun jedem bekannt, aber wer hat das Getränk erfunden? Der Norden von Jalisco wurde 1530 von den Spaniern erobert und von ihnen unbenannt in Nueva Galicia – Neu‑Galicien. Anfangs haben die Spanier Agaven jedoch nur zur Herstellung von Seilen, Nadeln oder Heilmitteln gepflanzt und verwendet.
Im Jahre 1600 ordnete der spanische Aristokrat Don Pedro Sanchez de Tagle an, Agaven anzubauen und zu züchten. Dies tat er mit dem Ziel aus diesen Pflanzen einen Mezcal, also einen Schnaps, herzustellen, weswegen er seitdem als Vater des Tequilas bekannt ist. Aus dem Grund, dass dieses Nationalgetränk auf eine so lange Geschichte zurückblickt, wird davon ausgegangen, dass es die älteste Spirituose der Welt ist.
Wenn du dich mehr für die Geschichte interessierst, kannst du wie bereits erwähnt im Museo Nacional del Tequila noch mehr erfahren. Hier findest du ein umfassendes Archiv der Geschichte des Getränks und somit auch der Stadt.
Trinkkultur
Zur Trinkkultur des südlichen Nachbars der USA lässt sich erst einmal eins sagen: 100%iger-Tequila muss pur getrunken werden. Der Brauch, ihn mit Zitrone oder Limette und Salz zu trinken, ist tatsächlich nur in anderen Ländern eine Tradition.
Die Deutschen – aber auch in vielen andere – lecken zuerst ein wenig Salz vom Handrücken, danach exen sie den Tequila und beißen schließlich in eine Zitronenscheibe. Wenn die Einheimischen Tequila nicht pur trinken, ist es wahrscheinlicher, dass sie ihn mit einem Grapefruit‑Saft als Longdrink genießen.
In lokalen Restaurants wird nicht gereifter Tequila zusammen mit einem Glas Sangrita – einem scharf gewürzten Tomatensaft – und einem Gläschen Limettensaft zum Essen gereicht. Die richtige Reihenfolge der Getränke ist hier: Limettensaft als erstes, dann Tequila und schließlich der Sangrita. Diese spezielle Tradition hat auch einen Namen, nämlich Bandera. Das heißt Flagge in der Landessprache und wird deshalb so genannt, da die Getränke den Farben der mexikanischen Flagge entsprechen – grün, weiß, rot.
Neben der Salz‑Zitrone‑Kombination gibt es in Deutschland die Variante, den Tequila mit einer Orangenscheibe und etwas Zimt zu trinken. Ähnlich ist es in Schweden, wo die eine Hälfte des Tequilas mit einer Orangenscheibe mit Zimt getrunken wird und die andere Hälfte zusammen mit einer Kaffeebohne. Während des Trinkens beißen die Schweden auf die Kaffeebohne.
Beide Varianten sind im Ursprungsland dieser Spirituose eher unbekannt. Traditionell trinken die Einheimischen reposado, gereifte Tequilas, aus einem Sherryglas und añejo, sehr lang gereifte Tequilas, aus einem Cognacschwenker.
Fazit
Du hast Lust bekommen, noch mehr über Tequila zu erfahren? Dann solltest du auf deiner nächsten Mexiko‑Reise auf jeden Fall einen Halt in der gleichnamigen Stadt machen. Wir empfehlen dir hierfür den Tequila‑Express, der dich erstens geradewegs zur Stadt fährt und zweitens dich schon auf der Fahrt mit der lokalen Kultur bekannt macht. Die Fahrt dauert knapp zwei Stunden und ist auch dafür, was dir während der Reise alles geboten wird, nicht teuer.
Die Kleinstadt hat einiges zu bieten und wenn du abends nicht wieder zurückfahren möchtest – der Tequila-Express holt dich abends wieder ab – kannst du eine der umliegenden Attraktionen besichtigen.
In der Stadt selbst kannst du in zahlreichen Museen die Geschichte der Stadt und die des alkoholischen Getränks näher kennenlernen. Eine Verkostung in einer der Destillerien darf bei deinem Aufenthalt natürlich auch nicht fehlen.
Plane deine Reise nach Mexiko noch heute und erlebe die facettenreiche Geschichte der Spirituose. Die besten Reisezeiten kannst du unserem Klimaleitfaden entnehmen und dann kann es auch schon losgehen!