Oh, wie schön ist Panama City!
Bereits 1987 schrieb der Kinderbuchautor Janosch in seinem Buch mit dem Titel Oh wie schön ist Panama über eine Reise der Tigerente ins weit entfernte Land in Mittelamerika. Dabei überzeugte sie ursprünglich der vielversprechende Geruch einer Bananenkiste aus Panama und sie fantasierte dann von einem neuen Leben im Paradies.
Da Panama so schöne Strände zu bieten hat, dass beispielsweise die Region Bocas del Toro zum wahren Eldorado für Backpacker aufsteigen konnte, verschlägt es Jahr für Jahr immer mehr Reisende in dieses kleine Land mit karibischer Traumküste. Der einzige internationale Flughafen ist in der Hauptstadt Panama City – du wirst also höchstwahrscheinlich hier vorbeikommen.
Wir wollen dir mit diesem Artikel zeigen, dass Panama City bisher als eigentliches Reiseziel eher vernachlässigt wurde. Doch wenn du dir erst einmal ansiehst, was die Stadt so einzigartig macht, wirst du das ebenso wenig verstehen wie wir. Die Stadt schafft es, hochmodernen Großstadtflair und geschichtsträchtige Altstadt derart zu verbinden, wie man es selten zu Gesicht bekommt. Allerdings solltest du dir auch einige Ratschläge zu Herzen nehmen, um die Einwohner zu verstehen, die die Stadt erst zu dem machen, was sie wirklich ist.
Zwei Welten vereint
In keiner anderen Stadt um die eine Million Einwohner ist die Schere zwischen Tradition und Moderne so offensichtlich wie in Panama City. Zum einen wäre da die Stellung als Wirtschaftsmacht der Region – nicht zuletzt auch wegen des Panamakanals in direkter Nachbarschaft. Auf der anderen Seite zeigt die historische Altstadt der Metropole koloniale Schönheit.
Hier sind sowohl die Einflüsse der indigenen Stämme wie der Guaymí oder der Cuna als auch die der spanischen und später kolumbianischen Herrscher sichtbar. Landschaften wie das Hinterland, die Stadtstrände und einige Parks runden die Atmosphäre lässig ab und sorgen für etwas Sand und Holz zwischen all dem Beton, Glas und Marmor.
Die moderne Skyline
Die Skyline des Stadtzentrums erinnert stark an eine amerikanische Metropole, denn sie ist typischerweise geprägt durch die Wolkenkratzer, verschiedene Brücken und einige Anlegestellen für Boote. Besonders vom Wasser aus kannst du einen wunderbaren Blick auf das Stadtbild erhaschen.
Das wohl größte und teuerste Bauwerk in der Geschichte ist der berühmte Panamakanal. Dieser wurde 1914 eröffnet und zählt seitdem zu den wichtigsten Schiffsstraßen überhaupt. Von vielen wird er deshalb auch als Achtes Weltwunder eingestuft.
Die über 13 000 Containerschiffe jedes Jahr müssen durch ihn nicht mehr um ganz Südamerika herumfahren, sondern gelangen in nicht mal 80 Kilometer (etwa zwölf Stunden Dauer) vom Atlantischen zum Pazifischen Ozean oder umgekehrt. Auf Grund des S-förmigen Umrisses von des Landes müssen die Schiffe Richtung Europa nach Westen segeln, wenn sie vom Pazifik kommen.
Allerdings sollte nicht nur der Panamakanal als bauliches Meisterwerk auf deiner Bucketlist stehen. Wusstest du nämlich, dass acht von zehn der höchsten Gebäude in Südamerika genau hier sind? Stolze 22 Häuser übertreffen die 200-Meter-Marke und daher kann sich die Skyline wirklich sehen lassen.
Die meisten dieser Gebäude beinhalten Hotels, Banken oder internationale Unternehmen und meist tragen sie bekannte Namen dieser Konzerne. Der auffälligste Turm der Neustadt ist wohl der F&F Tower, der sich nach oben regelrecht dreht. Komplett mit einer Glasfassade versehen, scheint es, als würde eine Wendeltreppe in den Himmel ragen.
Die koloniale Altstadt
Sobald man von der modernen Innenstadt in die Altstadt (Casco Viejo) kommt, könnte man durchaus meinen, es wäre eine komplett andere Stadt. Die Außenwände der Gebäude sind nun nicht mehr aus grauem Beton und von Glasfenstern durchzogen, sondern zieren Marmor- und Holzfassaden in bunten Pastellfarben.
Der Mittelpunkt ist der Plaza de la Independencia und die Kathedrale San Francisco. Beides sind beeindruckende Sehenswürdigkeiten, ebenso wie das Kanalmuseum, das sich auch hier befindet. Wahrscheinlich wurde die historische Altstadt auch deshalb zum Weltkulturerbe erklärt.
Doch am besten macht sich ein ausgiebiger Spaziergang durch das Viertel, um die zahlreichen Balkone, die prächtigen Palmen und das entspanntere Kleinstadtflair zu genießen. Die koloniale Architektur und die auffallende Sauberkeit der Straßen werden dich absolut verzaubern.
Daher wundert es auch nicht wirklich, dass Reisende hier gerne einen Cocktail schlürfen, einen berühmten Panamahut kaufen, exotische Früchte oder Meeresfrüchte essen – ganz getreu der Übersetzung von Panama: Fisch im Überfluss.
Nahegelegene Strände und andere Reiseziele
Wie schon gesagt, freuen sich viele Backpacker besonders über die bildschönen Strände in Panama. Der Stadtstrand von Panama City ist zwar in Reichweite, allerdings nicht so schön wie die touristischen Küstenabschnitte von Bocas del Toro oder die von den San Blas Inseln.
Trotzdem passen die Strände direkt an der Hauptstadt sehr gut ins Stadtbild und du wirst bei dem Drumherum nichts am Karibiktraum vermissen. Von der Stadt aus erreichst du übrigens erstklassig jede Region des Landes mit dem Bus, dem lokalen Flugzeug oder dem Boot.
Etwas vom Stadtzentrum entfernt kannst du den Parque Natural Metropolitano erkunden. Zwar denkt man hier schnell an einen normalen Stadtpark, er beherbergt jedoch jede Menge exotische Tier- und Pflanzenarten. Gegen einen kleinen Eintrittspreis darfst du hier spazieren oder auch ausgedehnt wandern – wie es dir am besten gefällt. Wenn du einen guten Tag erwischst, bekommst du neben prächtigen Orchideen und Palmen auch Affen, Gürteltiere, Leguane oder das ein oder andere Faultier zu Gesicht.
Für Backpacker lassen das Haus der Andacht (ein Tempel), ein Migrationsmuseum, der städtische Zoo mit botanischem Garten und das berüchtigte Biomuseum keine Wünsche für andere Ausflugsziele offen. Geschichtsinteressierte werden wohl in der Panamá-Viejo fündig. Hier sorgen präkolumbianische Ruinen dafür, den Reisenden die einmalige Geschichte des Landes vor und während der europäischen Besiedlung näherzubringen. Die Anlage ist auch UNESCO-Weltkulturerbe.
Das Wahrzeichen von Panama City: Seine Einwohner
Wenn dich bisher der Kontrast der Stadt und die umgebende Natur noch nicht überzeugen konnten, dann werden es mit Sicherheit die Einwohner von Panama-Stadt. Ähnlich wie die anderen Bewohner Panamas sind die Hauptstädter mindestens genauso gastfreundlich und respektvoll. Tischmanieren, Höflichkeit, der Einfluss indigener und afrikanischer Kulturen und pure Lebensfreude wirst du auch hier in Panama City erleben, wenn du mit den Locals ins Gespräch kommst.
Mach dich gefasst, dass die Stadt sehr international und kosmopolitisch daherkommt. Es können aber nicht alle Menschen hier eine andere Sprache als Spanisch. Mit Englischkenntnissen kommst du hier besser durch als in anderen Teilen des Landes.
Allerdings ist der Tourismus in der Hauptstadt nicht wirklich groß und einige spanische Floskeln wirken oft Wunder. Die Einheimischen nennen ihre Heimatstadt übrigens nur Panamá – und nicht mit dem offiziellen Namen Ciudad de Panamá. Als Backpacker solltest du das wissen, damit es nicht zu Missverständnissen kommt.
Generell ist die Stadt nicht gefährlich und ähnlich sicher wie andere Metropolen in Zentralamerika. Du solltest jedoch aufpassen, nicht in die falsche Gegend zu kommen, da es auch arme Elendsviertel gibt. Mal abgesehen davon, dass gammeliges Obst auf den dreckigen Bürgersteigen und verlassene Baracken nicht unbedingt interessant sind für dich als Reisender, könntest du hier schnell als Ausländer entlarvt werden. Panama kämpft schon seit Jahren mit Kriminalität von Banden und mit dem kolumbianischen Drogenkrieg nebenan.
Die meisten Locals schätzen den wirtschaftlichen Aufschwung der ausländischen Firmen sehr und auch die Reisenden, die jährlich für ihren Urlaub ins Land strömen. Die kulturelle Vielfalt – ethnisch wie auch religiös-sozial – wird als positive Bereicherung angesehen. Die gesellschaftliche Unterdrückung vieler Ureinwohner solltest du allerdings unbedingt als Gesprächsthema vermeiden.
Es gibt natürlich auch recht oberflächliche Einwohner, speziell im Businessviertel der Stadt. Hier sollte man gut gekleidet sein und den Mitmenschen mit viel Anstand und Etikette entgegentreten. Die Standard-Anredeform ist immer das Sie und einige Einheimische stehen Touristen recht skeptisch gegenüber.
Auch versuchen schlitzohrige Locals Reisende im wahrsten Sinne des Wortes über den Tisch zu ziehen. In den kleinen Läden und besonders den Märkten musst du wahnsinnig auf die Preise achten. Das Problem ist nämlich: Es gibt in Panama offiziell zwei Währungen, den US-Dollar und den einheimischen Balboa.
Dadurch gibt es auch immer zwei Preise pro Kauf. Zwar sind die Währungen im Verhältnis 1:1 aneinandergekoppelt, jedoch ist der Touristenpreis in Dollar stets viel höher. Oft bekommt man Balboa als Restgeld zurück, welches man nur gegen einen schlechten Wechselkurs wieder zurücktauschen kann. Daran musst du dich als Reisender wohl oder übel gewöhnen.
Fazit
Es ist selten, dass eine (fast) Millionenstadt den Spagat zwischen Moderne und Tradition so elegant und lebensfroh hinbekommt wie in diesem Fall. Egal, ob du auf einzigartige Skylines stehst, ein Freund der Schifffahrt bist oder einfach das karibische Feeling als Lebenseinstellung schätzt – hier wirst du vollends zufrieden gestellt. Oh, wie schön ist Panama City!
Marvin Erdner