Der Kjeragbolten – Norwegens furchteinflößendes Fotomotiv
Eines der beliebtesten Fotomotive in Norwegen ist der Kjeragbolten. Allein schon wegen seiner seltsamen Erscheinung ist er ein Reiseziel, das jeder mal mit eigenen Augen gesehen haben sollte. Dabei wirkt es beim Erzählen doch eher unscheinbar, wenn wir von einem in einen Berg eingeklemmten Felsbrocken reden.
Unserer Meinung nach ist der Kjeragbolten aber der beste Beweis dafür, dass Mutter Natur die besten Vorlagen für ein beeindruckendes Bild auf der Kamera liefert. Kein Mensch wäre je in der Lage gewesen, eine solche Formation zu bilden.
In diesem Artikel möchten wir dir genau diese eindrucksvolle Felsformation vorstellen. Außerdem gehen wir auf die Umgebung in Norwegen rund um den Kjeragbolten ein und stellen dir auch ein paar alternative Wunder der Natur vor, die ebenfalls einen Besuch wert sind.
Was ist der Kjeragbolten?
Der Kjeragbolten ist ein Felsbrocken auf dem Berg Kjerag, welcher sich im Bezirk Rogaland im Süden von Norwegen befindet. Er liegt südwestlich des Dorfes Lysebotn, direkt südlich des Lysefjords. Der Felsen selbst ist eine 5 Kubikmeter große Gletscherablagerung, die in einer Gletscherspalte des Berges eingekeilt ist. Du kannst dieses beliebte Fotomotiv komplett ohne Kletterausrüstung erreichen.
Der Kjeragbolten ist seit langem ein berühmtes Fotomotiv auf der Kjerag-Wanderung. Seit er im Jahr 2006 in dem viral gegangenen Video Where the Hell is Matt? gezeigt wurde, ist die Popularität des Kjeragbolten enorm gestiegen. In diesem tanzt Matt Harding auf genau diesem Felsen.
Mittlerweile bilden sich oft lange Schlangen von Leuten, die an dieser Stelle ein Foto machen wollen. Je nach Andrang kannst du also auch mal über eine Stunde lang warten, bevor du an der Reihe bist. Wenn in Stavanger auch noch Kreuzfahrtschiffe liegen, musst du erst recht mit einer längeren Wartezeit rechnen.
Allerdings solltest du dich lieber fernhalten, wenn du unter Höhenangst leidest. Der Kjeragbolten schwebt nämlich fast 1000 Meter über dem tiefen Abgrund. Er ist auch ein beliebter Ort für Base-Jumping.
Die Entstehung des Kjeragbolten
Rogaland liegt in einer schwachen tektonischen Zone, die es dem Fluss ermöglicht, sich in das umgebende Sandsteingebirge zu graben. Während der mehreren Eiszeiten ist Norwegen vollständig von Gletschern bedeckt gewesen. Zwischen den Eiszeiten hat das Schmelzwasser das Tal bis zu 22 Mal neu gebildet und geformt.
Nach der letzten Eiszeit hat die globale Erwärmung einen Anstieg des Meeresspiegels verursacht. Dadurch wurden natürlich auch die Fjorde überflutet. Der Kjeragbolten wurde während der letzten Eiszeit abgelagert. Das war etwa 50 vor Christus.
Als der Gletscher geschmolzen ist, kam es zu einem Rückprall der Felsformationen, da das Eis entfernt wurde. Beim Kjeragbolten war der Rückprall jedoch schneller als der Anstieg des Meeresspiegels. Dadurch wurde der weltbekannte Felsen in seine heutige Position verkeilt.
Der Berg Kjerag
Der Kjerag ist ein Berg in Sandnes, einer Stadt im Bezirk Rogaland im Süden von Norwegen. Er ist 1110 Meter hoch und liegt am Südufer des Lysefjords, südwestlich des Dorfes Lysebotn. Die Nordseite des Berges ist eine massive Klippe, die 984 Meter tief in den Fjord abfällt – ein Anblick, der jedes Jahr viele Besucher anlockt.
Neben dem Kjeragbolten ist auch der Wasserfall Kjeragfossen ein sehr beliebtes Ziel für professionelle und Hobbyfotografen. Dieser Wasserfall stürzt vom Berg hinunter in den Fjord. Außerdem ist er einer der höchsten Wasserfälle, die du auf der Welt finden wirst.
Bei erfahrenen Bergsteigern ist der Kjerag ebenfalls ein beliebtes Kletterziel. Der Berg wartet nämlich mit vielen schwierigen Routen auf, welche die Steilwände hinaufführen. Des Weiteren hat sich der Kjerag mit der Zeit auch zu einem beliebten Ziel für Base-Jumping entwickelt.
Die beste Jahreszeit für eine Wanderung ist von Ende Juni bis September, je nach Schneeverhältnissen. Der einfachste Aufstieg beginnt am Besucherzentrum Øygardsstølen. Dafür solltest du mit etwa drei Stunden Zeitaufwand rechnen. Von Stavanger aus fährst du hingegen zwei Stunden mit dem Auto, um den Berg zu erreichen. Im Sommer kannst du auch die Fähre von Lauvvik nach Lysebotn nehmen.
Der Lysefjord
Vom Kjeragbolten sowie vom Berg Kjerag selbst kannst du auch einen atemberaubenden Blick auf den Lysefjord werfen. Dieser 42 Kilometer lange Fjord liegt etwa 25 Kilometer östlich der Stadt Stavanger.
Der Name bedeutet auf Deutsch so viel wie „heller Fjord“. Dies leitet sich von den hellen Granitfelsen an seinen Seiten ab. Im Osten des Fjords liegt das kleine, fast schon isolierte Dorf Lysebotn. Am westlichen Ende des Lysefjords kannst du hingegen die Dörfer Forsand und Oanes besuchen. Diese beiden idyllischen Gemeinden liegen in der Nähe der Lysefjordbrücke. Das ist die einzige Überquerungsmöglichkeit des Fjords.
Entlang des Fjords gibt es noch ein paar weitere, sehr kleine und verstreute Siedlungen. Diese kannst du jedoch nur mit einem Boot erreichen. Es gibt nämlich keine Straßen entlang des Fjords, weil seine Seiten zu steil für Straßen sind.
Zudem ist der Lysefjord wegen des unwirtlichen und bergigen Geländes nur dünn besiedelt, weshalb sich auch keine Straßen lohnen würden. Die einzige Straße findest du in der Nähe des Dorfs Årdal. Diese verbindet die kleine Ortschaft mit dem Farmgebiet am Nordufer des Fjords.
Von einem Ende zum anderen misst der Fjord 42 Kilometer. An den Seiten kannst du furchteinflößende Felswände entdecken, die fast senkrecht über 1000 Meter ins Wasser fallen. Der Fjord ist jedoch nicht nur lang und schmal, sondern auch sehr tief. Stellenweise ist er so tief, wie die Berge in der Nähe hoch sind.
Weitere interessante Wunder der Natur im Umkreis
Natürlich ist der Kjeragbolten nicht das einzige Fotomotiv am Lysefjord und auf dem Kjerag. Auch andere Felsformationen und Wunder der Natur sind es wert, sie mal zu besuchen und ein Erinnerungsfoto davon zu machen.
Einer dieser Orte ist der Preikestolen in der Gemeinde Strand. Dieser liegt am westlichen und nördlichen Teil des Fjords. Bei diesem handelt es sich um eine steile Klippe, die sich etwa 600 Meter über den Lysefjord erhebt. Die fast flache Spitze der Klippe ist nahezu quadratisch und misst etwa 25 mal 25 Meter.
Der Preikestolen entstand wie auch der Kjeragbolten während der Eiszeit. Vor etwa 10 000 Jahren erreichten die Ränder des Gletschers die Klippe und das Wasser des Gletschers gefroren in den Spalten des Berges. Deshalb brachen große und kantige Brocken ab. Diese wurden später zusammen mit dem Gletscher fortgetragen. Aus diesem Grund hat das Plateau seine heutige Form.
Entlang des Plateaus selbst befindet sich ein tiefer Riss. Aufgrund dieser Risse wird das Plateau irgendwann leider einstürzen. Geologische Untersuchungen haben jedoch zum Glück ergeben, dass dies nicht in der nächsten Zeit passieren wird.
Dieses Ereignis liegt also noch in ferner Zukunft. Das bedeutet, dass wir uns während unserer Lebenszeit keine Sorgen um die Sicherheit bei einem Besuch des Preikestolen machen müssen.
Vor allem zu Beginn des 21. Jahrhunderts haben die Besuche am Preikestolen gewaltig zugenommen. Jedes Jahr besuchen etwa 150 000 bis 200 000 Menschen dieses eindrucksvolle Geschenk von Mutter Erde.
Damit ist der Preikestolen eine der meistbesuchten natürlichen Attraktionen Norwegens. Vor allem bei Base-Jumpern ist der Sprung von eben dieser Klippe äußerst populär.
Den Preikestolen erreichst du von Stavanger aus am besten über die norwegische Nationalstraße Rv13 oder mit der Fähre von Tau. Von Süden her erreichst du den Preikestolen über die Rv13 durch Sandnes und mit der Fähre von Lauvvika nach Oanes.
Der Weg zum Preikestolen ist an einigen Stellen ziemlich steil. Der Weg beginnt auf einer Höhe von 270 Metern bei der Preikestolhytta und steigt bis auf 604 Meter an. Abhängig von deiner Erfahrung und deiner Fitness dauert die Wanderung bis zur Spitze circa zwei bis drei Stunden.
Der Weg verläuft über verschiedene Bergrücken, weswegen der zurückgelegte Höhenunterschied deutlich höher ist, als es zuerst scheinen mag. Im Winter solltest du mehr Zeit einplanen, da bei Schnee und Eis der Aufstieg nochmal um einiges schwieriger ist.
Eine weitere beliebte Felsformation ist die Trolltunga, was auf Deutsch so viel wie „Trollzunge“ bedeutet. Sie befindet sich in etwa 1100 Meter Höhe und ragt waagerecht aus dem Berg heraus. Da sie deswegen wie eine ausgestreckte Zunge aussieht, ist diese Felsformation so zu ihrem Namen gekommen.
Die Wanderung zur Trolltunga ist in den letzten Jahren extrem beliebt geworden. Die gestiegene Popularität hat die Trolltunga zu einer wichtigen Attraktion für die Region gemacht. Während bis 2010 nicht mal 800 Menschen pro Jahr zur Trolltunga gewandert sind, haben im Jahr 2016 bereits mehr als 80 000 Menschen die Rundtour gemacht.
Die Wanderung zur Trolltunga ist ziemlich anspruchsvoll, verläuft teilweise auf unwegsamem Terrain und dauert mindestens 10 Stunden. Außerdem gibt es auf der Route weder Schutzhütten noch die Möglichkeit, Vorräte zu kaufen. Aus diesem Grund solltest du die Wanderung nur mit der bestmöglichen Vorbereitung in Angriff nehmen.
Allerdings soll in naher Zukunft auf halber Strecke eine Hütte gebaut werden, damit sich Wanderer dort ausruhen können.
Fazit
In Norwegen ist der Kjeragbolten ein äußerst beliebtes Fotomotiv auf dem Berg Kjerag. Wenn du keine Höhenangst hast, können wir dir nur empfehlen, dich mal auf diesen Felsbrocken zu stellen. So kannst du auch die Aussicht über den Lysefjord genießen. Hier kannst du auch noch weitere Felsformationen bewundern oder auch wandern gehen und die schöne Landschaft bestaunen.
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