Irlands charmante Kultur – unsere 9 Highlights
Die irische Republik und auch Nordirland haben eine bewegte Geschichte, geprägt von vielen Eroberungen und Konflikten. Doch trotz der starken äußeren Einflüsse, behielt Éire (das ist das irische Wort für die irische Insel) ihren ganz eigenen Charme bei, welcher die beiden Länder – Nordirland und die Republik Irland – zu einem tollen Ort zum Reisen oder Leben machen.
Wer jetzt aber denkt, die irische Kultur beschränkt sich auf Kleeblätter und Guinness, liegt falsch, denn die „grüne Insel“ hat weitaus mehr zu bieten. Da uns ihre reiche Kultur schon längst in ihren Bann gezogen hat, möchten wir sie auch dir in diesem Artikel näherbringen.
Bevor es losgeht, noch eine kleine Anmerkung: Wenn du nach Irland reist – sei es die Republik Irland oder Nordirland – ist es wichtig, zwischen den einzelnen Ländern der britischen Inseln unterscheiden zu können. Wir wollen hier auch gar nicht auf die politische Lage eingehen, aber es ist wichtig zu wissen, dass die Republik Irland und Nordirland eigenständige Staaten sind.
Während Nordirland Teil des Vereinten Königreichs ist (weshalb hier mit Pfund bezahlt wird und Brexit das Land direkt betrifft), gehört die Republik Irland nicht zum Vereinigten Königreich, sondern ist – und bleibt – Teil der EU und hier wird mit Euro bezahlt. Frage einen Iren aus der Republik also bitte nicht, was er vom Ausstieg aus der EU hält, denn die Republik Irland gehört nicht zu Großbritannien.
Da Iren aber für gewöhnlich sehr freundliche und aufgeschlossene Menschen sind, erklären sie dir das sicherlich gerne noch einmal genauer und wir können mit den kulturellen Besonderheiten der schönen Insel weitermachen.
Die irische Sprache
Irisch zählt zu den drei gälischen Sprachen, die außerdem das Schottisch-Gälische und das ausgestorbene Manx umfassen und neben dem Walisischen (oder Cymraeg) Teil der keltischen Sprachgruppe sind. Es unterscheidet sich also sowohl im Vokabular als auch in der Aussprache und der Satzbildung sehr stark vom Englischen.
Irisch ist neben Englisch nicht nur Amtssprache in der Republik Irland, sondern offiziell sogar die Hauptamtssprache. Das bedeutet, dass alle Straßenschilder, Dokumente und Beschriftungen in beiden Sprachen verfasst sind. Außerdem wird die Erhaltung der irischen Sprache in der Republik Irland aktiv gefördert und durch kulturelle Institutionen, Schulen etc. stark unterstützt. Obwohl in den meisten Schulen auf Englisch unterrichtet wird, ist es in der Republik Irland bis auf einige Ausnahmen Pflicht, Irisch als Schulfach zu belegen. Vereinzelt gibt es sogar Schulen, in welchen jedes Unterrichtsfach auf Irisch abgehalten wird.
Allerdings weicht die alltägliche Sprachsituation von dem Eindruck, den der offizielle Status der Sprache vermittelt, stark ab. Die Mehrheit der irischen Bevölkerung verwendet im Alltag nämlich ausschließlich Englisch und Irisch-Kenntnisse sind für die allgemeine Kommunikation nicht erforderlich.
Tatsächlich liegt die geschätzte Zahl der irischen Muttersprachler lediglich bei 70 000, wobei davon der Großteil im Westen Irlands lebt. Hier gibt es einige irisch-sprachige Kommunen, die Gaeltacht (ausgesprochen wird das in etwa „Guehl-tacht“) genannt werden und Irisch im alltäglichen Umgang verwenden.
Gaeltachtaí – das ist der Plural für Gaeltacht – sind außerdem beliebte Regionen für Sprachaufenthalte, bei denen zahlreiche irische Familien Schülerinnen und Schüler aus den restlichen Regionen Irlands für eine Woche aufnehmen, um mit ihnen bei alltäglichen Aktivitäten ausschließlich irisch zu sprechen.
Wie schon erwähnt, unterscheidet sich die irische Sprache extrem vom Englischen. Um den Kontrast hervorzuheben, haben wir hier in paar Phrasen zusammengestellt:
Deutsch | Englisch | Irisch |
---|---|---|
Wie geht es dir? | How are you? | Conas tá tú? |
Danke | Thank you | Go raibh maith agat(„go rev mah-agat”) |
Bitte | Please | Le do thoil(„Le du-hull“) |
Wie du siehst, unterscheidet sich nicht nur der irische Wortschatz stark vom Englischen, sondern auch die Aussprache. Darum sorgen auch irische Vornamen oft für Verwirrung, wenn es um die Aussprache geht. Hier sind einige Beispiele:
Vorname | Geschlecht (m/w) | Aussprache |
---|---|---|
Niamh | w | „níev“ |
Aoife | w | „íe-fa“ |
Caoimhe | w | „quíe-wa“ |
Siobhán | w | „sho-waan“ |
Iarla | m | „íer-la“ |
Daire/ Darragh | m | „dáh-ra“ |
Irische Nationalsportarten
Anders als in Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern, zählt der klassische Fußball in Irland nicht zu den beliebtesten Sportarten, obwohl es trotzdem so einige Fußballfans gibt. Das heißt aber nicht, dass die Iren sich nicht gerne sportlich betätigen, denn sie haben ihre ganz eigenen, raffinierten Sportarten und sind außerdem, vor allem in urbanen Gegenden, große Rugby-Fans.
Gaelic Football
Als wir zum ersten Mal ein Gaelic football Spiel gesehen haben, ist es uns vorgekommen wie eine Mischung aus klassischem Fußball und Rugby, mit einem Mix aus Fußball- und Rugby-Tor. Das Spieltempo ist viel höher als beim klassischen Fußball und auch das Feld ist um einiges größer.
Es ist außerdem erlaubt, den Ball zu dribbeln oder zu kicken und dieser ist auch etwas schwerer als ein Fußball. Diese Sportart im Detail zu beschreiben, ist jedoch sehr schwierig und wenn du dich dafür interessierst, schau dir am besten einmal ein Video darüber an.
Wir finden diesen Sport jedenfalls ziemlich faszinierend, denn er erfordert eine ganze Reihe von Fertigkeiten und sehr viel Geschick. Auch die Iren sind von ihrem Nationalsport begeistert und obwohl es den Spielern oder Trainern nicht erlaubt ist, mit diesem Sport Geld zu verdienen, wird sowohl bei großen als auch regionalen Spielen immer fleißig mitgefiebert.
Hurling
Auch diese irische Nationalsportart hat ein ziemlich hohes Spieltempo und erfordert viel Geschick. Sowohl von der Ausrüstung als auch von der Spielweise her erinnert es an eine Mischung aus Hockey und American Football und der Ball wird entweder mit der Hand oder dem Schläger getragen, geworfen oder gestoßen. Obwohl wir keine großen Sportfans sind, fanden wir es sehr unterhaltsam, bei dieser raffinierten Sportart zuzusehen und die Fertigkeiten der Spieler zu bewundern.
Von hurling, was ausschließlich von Männern gespielt wird, gibt es übrigens auch eine sehr ähnliche Variante für Frauen, die sich camogie nennt.
Sowohl bei hurling und camogie als auch bei Gaelic football werden die großen Spiele vor allem in Croke Park, Irlands größtem und Europas fünftgrößtem Stadion, abgehalten. Croke Park befindet sich in Dublin, fasst 82 300 Zuschauer und wird außerdem für zahlreiche Konzerte genutzt.
Irish dance und trad music
Irish dance ist eine Reihe von traditionellen irischen Tänzen, die in Gruppen oder alleine ausgeführt werden können. Die wohl bekannteste Variante ist der irische Stepptanz, der durch ein hohes Tempo, eine aufrechte Haltung des Oberkörpers und äußerst komplizierte Fußarbeit charakterisiert ist und von traditionell irischer Musik begleitet wird.
Vor allem die Tanzgruppe Riverdance hat diese Art des Irish dance international bekannt und beliebt gemacht.
Trad music oder Irish folk music ist die traditionell irische Musikrichtung, die sich klassischerweise durch ein schnelles Tempo und Harfen, Violinen und Querflöten auszeichnet. Heutzutage gibt es viele Variationen der irischen Volksmusik. Sie begleitet zahlreiche Sänger beziehungsweise Tänzer und wird neben Pop und anderen Musikrichtungen oftmals in Pubs gespielt.
Emerald Isle
Emerald Isle, was so viel heißt wie Smaragdinsel, ist einer der Spitznamen für die „grüne Insel“. Der Begriff ist aber auch konnotiert mit Irlands zahlreichen Mythen, Sagen und Legenden. Wer jetzt aber denkt, dass diese ausschließlich von Kobolden und Kleeblättern handeln, liegt falsch. Denn sie erzählen oftmals von tapferen Rittern, edlen Königinnen, munteren Feen, mächtigen Drachen und vielem mehr.
St. Patrick’s Day
Der Nationalfeiertag am 17. März ist ein großes Event für die Iren und Anlass für bunte Paraden, ausgelassene Feste und fröhliche Zusammenkünfte. Der Tag ist dem Heiligen Patrick gewidmet, welcher als christlicher Missionar gilt, der circa im 5. Jahrhundert das Christentum nach Irland gebracht haben soll.
An diesem Tag tragen viele Iren grüne Kleidung und versammeln sich auch gerne am Abend davor in ihrem Lieblingspub, da der St. Patrick’s Day ein nationaler Feiertag ist und die meisten somit freihaben.
Halloween
Wie Halloween gefeiert wird, brauchen wir dir wahrscheinlich nicht zu erklären. Was aber viele nicht wissen, ist, dass dieser Feiertag mit seinen Gruselbräuchen nicht aus den USA, sondern aus Irland stammt.
Hier wird die Nacht vor Allerheiligen sehr ähnlich gefeiert, wie man es auch in Deutschland kennt: Es werden Kürbisse ausgehöhlt und verziert, Kinder verkleiden sich und ziehen um die Häuser und auch Erwachsene treffen sich zur klassischen Halloweenparty.
Was in Irland jedoch tendenziell stärker zelebriert wird als in Deutschland, ist das Schmücken der Häuser. Denn hierbei werden die Iren oft sehr kreativ und es ist durchaus unterhaltsam, an den Tagen um Halloween durch die Straßen zu schlendern und die kunstvoll verzierten Häuserfronten zu bestaunen.
Kalt- und Heißgetränke
Bei einem Besuch im Lieblingspub um die Ecke darf ein frisch gezapftes Guinness natürlich nicht fehlen. Das irische Starkbier wird aufgrund seiner speziellen Zapfweise am liebsten in Pubs genossen und hat eine lange Tradition. Im Guinness Storehouse in Dublin wird die Geschichte und der Herstellungsprozess genau erklärt und wenn du die Zeit dazu hast, empfehlen wir dir, es zu besuchen.
Dem oft nasskalten Wetter wird in Irland am liebsten mit einem heißen Tee entgegengewirkt. Unter tea wird in Irland jedoch generell Schwarztee verstanden, der meistens mit Milch und oft auch mit Zucker verfeinert wird. Es ist also nicht gängig, eine große Auswahl an verschiedenen Tees anzubieten, die von Pfefferminze- bis Hagebuttentee reicht.
Wie du vielleicht schon weißt, sind Iren sehr gesellig und gastfreundlich – es ist hier also das normalste auf der Welt, hereingebeten und einen Tee angeboten zu bekommen, wenn man jemandem auch nur einen kurzen Besuch abstattet. Nimm dieses Angebot am besten auch an, wenn du die Möglichkeit hast. Denn es zählt einerseits zum guten Ton und ist andererseits ein toller Weg, deinen irischen Gastgeber besser kennenzulernen.
Fazit
Irland hat viele faszinierende und schöne Seiten, die von einer atemberaubenden Landschaft bis hin zur charmanten Architektur reichen. Aber auch die liebenswerte, reiche Kultur dieses Landes hat uns sehr beeindruckt und wir sind uns sicher, dass sie auch dir gefallen wird.
Nicole Keiler