Silvester- und Neujahrstraditionen weltweit

Silvester- und Neujahrstraditionen weltweit

Silvester – jeder kennt diesen Tag und wir alle haben schon einmal Neujahr gefeiert. Du hast vielleicht sogar die Jahrtausendwende und ein wenig von der Y2K-Hysterie mitbekommen. Bei uns ist der erste Tag im neuen Jahr sogar ein Feiertag. Tatsächlich fängt das neue Jahr jedoch nicht überall auf der Welt zum gleichen Zeitpunkt an. Natürlich sorgen dafür unterschiedlichen Zeitzonen, aber es gibt zusätzlich noch unterschiedliche Zeitrechnungen und Kalender. Die vielen verschiedenen Kulturen unseres Globusses sorgen zudem dafür, dass es eine große Varietät an unterschiedliche Bräuche und Traditionen gibt, um das neue Jahr zu beginnen. Wir stellen dir nun in einer Zusammenfassung dar, wie der Neujahrstag auf unserem kleinen blauen Planeten gefeiert wird. 

Silvester in Europa

Silvester in Deutschland

In Deutschland wird Silvester groß gefeiert. Fast ein jeder plant irgendeine Feier oder ist zu einer geladen. Bei uns lässt man neben Feuerwerkskörpern auch gerne die Korken knallen und bei vielen gibt es Marzipan-Schweinchen zum Naschen – am besten noch mit einem essbaren vierblättrigen Kleeblatt dazu. Aber warum eigentlich? Nun, Sekt ist natürlich lecker und zu besonderen Anlässen gibt es eben Schaumwein in edlen Gläsern. Aber warum essen wir Schweine aus Zucker und Mandeln?

Die Tradition kommt tatsächlich aus Lübeck. Die Stadt ist nicht umsonst das „Marzipan-Mekka“. Dort wird die besonders leckere Zucker-Mandel-Mischung nämlich schon lange hergestellt und in allen erdenklichen Formen verkauft. Am nettesten sind dabei natürlich Figürchen, wie Marzipan-Schweinchen. Warum es ausgerechnet Schweinchen sind, lässt sich mit der Redensart „Schwein gehabt“ begründen. Dieser Ausdruck bezeichnet bekanntlich den Zustand, dass man ohne eigenes Zutun, Glück gehabt hat. Der Ausdruck kommt möglicherweise aus dem Mittelalter, wo man dem Letzten bei Sportwettbewerben ein Schweinchen gegeben hat. 

Es ist also sowohl eine Verulkung als auch ein gut gemeintes Glück wünschen, denn schließlich waren Schweine damals durchaus von Wert. Heute haben die zierlichen, zuckersüßen Schweinchen nur noch eine symbolische Bedeutung – und natürlich einen kulinarischen Zweck! Also, guten Appetit und viel Glück für das neue Jahr! 

Feuerwerk

Silvester in England

Auch in England wird Silvester groß gefeiert und ähnelt dem deutschen Fest sehr. Am New Year’s Eve, welcher ebenfalls auf den Abend des 31. Dezembers fällt, gibt es allerdings nicht so viele Feuerwerke auf den Straßen wie in Deutschland. Man feiert aber fröhlich zusammen und mancherorts wird auch ein Feuerwerk gezündet. In der Hauptstadt London bietet die Skyline eine ganz besondere Kulisse, wenn sie von den Silvester-Raketen erleuchtet wird. Diese Spektakel beschaust du am besten vom Primrose Hill aus. Sei aber früh da, um weit oben stehen zu können und nehme dir wetterfeste Schuhe mit, falls (und das ist in England ein kleines falls) es regnet.  

Silvester in Schottland

Im Schottland singt man zu Silvester gerne. Ein Klassiker ist dabei das Lied Auld Lang Syne. Wörtlich übersetzt heißt der Titel „Für die gute alte Zeit“ und das passt wirklich auch am Ende des Jahres. Denn neben der Vergangenheit geht es auch um die Zukunft. Die ersten beiden Zeilen Should auld acquaintance be forgot – „Sollte alte Vertrautheit vergessen sein“ und  And never brought to mind? – „Und ihrer nicht mehr gedacht werden?“, weisen eindeutig auf die melancholische Stimmung hin, die das Lied vermittelt. Die Melodie des Stücks jedoch hat etwas Fröhliches. Damit passt es perfekt als Abschiedslied für das alte Jahr und als hoffnungsvolle Begrüßung für das neue. 

Silvester feiern

Silvester in der Schweiz

Auch in der Schweiz lässt man wie in Deutschland am 31. Dezember ein furioses Feuerwerk los und öffnet die Flaschen. Zudem wird den bösen Geistern mit Trommeln und Peitschen nachgejagt. Diese sollen nämlich vertrieben werden. Besonders ist, dass die Schweitzer gleich zweimal Silvester feiern.

Am 13. Januar wird nämlich noch einmal gefeiert. An diesem Tag spielen die sogenannten Silvesterkläuse eine ganz besondere Rolle. Als diese verkleiden sich nämlich einige Schweitzer. In mit Tannenzweigen verzierten Kostümen und zumeist mit Hüten bestückt klingeln sie dann an den Häusern. Dabei rasseln sie mit ihren Schellen, jodeln mit ihren Stimmen und geben ein echt drolliges, sowie spukiges Bild ab. Als Dank gibt es für die Silvesterkläuse übrigens meist etwas Hochprozentiges.  

Silvester in Mittel- und Südamerika

Silvester in den USA

Die US-Amerikaner feiern ihren Übergang ins neue Jahr ganz ähnlich wie die meisten Europäer ebenfalls mit einem Feuerwerk. Manche singen auch gerne Auld Lang Syne, angelehnt an die schottische Tradition. Glücksschweinchen gibt es allerdings eher selten zu futtern. Viele essen gerne „zwischen den Tagen“, wie man bei uns sagt (also zwischen Weihnachten und Neujahr) viele Linsengerichte wie Linsensuppe, Linseneintopf und Linsencurry. Tatsächlich gibt es in den USA jedoch noch einen auf Aberglauben beruhenden Brauch: Man darf am letzten Tag des Jahres nicht rausgehen. Gar nicht! Auch nicht, um den Müll zu entsorgen. Dieser Brauch steht unter dem Motto „nothing goes out“, denn sonst, so heißt es, wird man im neuen Jahr vom Unglück verfolgt. Noch mehr über die Bräuche und Traditionen der USA zu Silvester kannst du in unserem Artikel „Silvester in den USA“ lesen. 

Silvester in Brasilien

Ein etwas romantischeres Neujahrsfest kannst du in Brasilien erleben. Dort werden nämlich entlang der Strände Kerzen aufgestellt und angezündet. Weiße Kerzen symbolisieren dabei den Frieden und die Reinheit, gelbe Kerzen den Wohlstand und rote Kerzen die Liebe und Leidenschaft. 

Zu diesen glücksbringenden Kerzen tragen die meisten Einheimischen auch noch weiße Kleider, mit welchen sie dann über die Wellen des Meeres springen. Dabei hat man für jede übersprungene Welle einen Wunsch für das neue Jahr. Dieser Brauch ist eng mit der Meeresgöttin Yemanja verbunden. Frauen legen oft auch kleine Holzschiffchen ins Meer, damit ihre Wünsche in Erfüllung gehen. Diese werden von ihnen zuvor mit Blumen und Süßigkeiten befüllt, eben zu Ehren von Yemanja. Um genau null Uhr gibt es oft „Feijoada“, einen leckeren Bohneneintopf.

Silvester in Asien

Silvester in Indien

In Indien feiert man mittlerweile auch an dem uns bekannten Datum. Das war jedoch nicht immer schon so. Denn erst seit den 1990er-Jahren gibt es durch den wachsenden internationalen Handel dort den gregorianischen Kalender. Zuvor hatten sie seit 1957 ihren eigenen Kalender, welcher an die Unabhängigkeit vom 22. März 1957 angelehnt war. Dieser Tag war damals der erste Tag des Jahres und so begann das indische Jahr eben im Frühling. Somit war ihre Zeitrechnung frei von den Einflüssen der Kolonialmacht England und den islamischen Staaten. 

Heutzutage feiert man Silvester vor allem in den Metropolen Indiens ähnlich wie in den europäischen Ländern: mit Feuerwerk, in Bars oder Clubs, mit Freunden oder einfach mit der Familie. Allerdings gehen sie dabei nicht ganz so verschwenderisch mit ihrem Knallzeug um und feuern privat nur ein paar weniger leuchtende Raketen in den Himmel.

Silvester in Japan

In Japan nennt man das Neujahrsfest „ōmisoka“. Der Ausdruck klingt nicht nur toll, sondern soll vor allem die „toshigami“ feierlich begrüßen. Übersetzt heißt das Wort „der letzte Tag des Jahres“ und an diesem begrüßen die Japaner die Geister der Vorfahren, die „toshigami“. Diese Tradition beruht auf dem Glauben, dass diese Geister an Neujahr zu ihren Familien kommen. 

Vor Ende des alten Jahres findet noch ein großer Hausputz statt. Die meisten Japaner fangen damit allerdings erst kurz vorher an, weswegen „ōmisoka“ als ein sehr hektisches Fest gilt. Zur Dekoration gehören Sträuße, die „kadomatsu“ genannt werden und süße Reiskuchen, die „kagami mochi“. Die Sträuße dienen zur Begrüßung der Ahnengeister und werden zwei Wochen später im Januar verbrannt. Dabei stehen sie symbolisch für Wohlstand, sowie Langlebigkeit.

Die Buddhisten haben auch einen ganz besonderen Countdown. Allerdings nicht den uns bekannten von 10 auf 0. Sie zählen mit 108 Glockenschlägen, wobei der letzte Schlag um exakt 0 Uhr fällt. Damit, so der Glaube, werden die Menschen von ihrem weltlichen Verlangen erlöst. Viele Japaner gehen am letzten Tag des Jahres in einen Tempel, um an dieser Tradition teilzunehmen. 

Doch neben diesen alten Traditionen gibt es auch noch modernere. Seit 1951 gibt es im Fernsehen den Gesangswettbewerb „Kōhaku uta gassen“, bei welchem Teams gegeneinander antreten. Die Zuschauer entscheiden dann am Ende über die Sieger. Zudem wird am Silvester-Abend seit 1940 die Neunte Symphonie von Beethoven ausgestrahlt – übrigens jedes Mal in neuer Vertonung. Das ist definitiv mal ein Einschalten wert und du musst nicht einmal Japanisch können, um diese Ausstrahlung zu genießen. 

Silvester in China

In China gibt es ein ganz anderes Neujahr als in Europa oder den USA. Das liegt schlichtweg am Kalender der Chinesen, der noch aus dem alten Kaiserreich China stammt. Er wird auch Bauernkalender, alter Kalender, traditioneller Kalender oder Mondkalender genannt. Nach diesem richten sich übrigens auch alle traditionellen Feiertage der Chinesen und nicht nur das Neujahr. Er richtet sich nach dem Mond, weshalb all zwei oder drei Jahre ein dreizehnter Monat eingeschoben wird. Dadurch fällt das chinesische Neujahr immer zwischen den 21. Januar und den 21. Februar. 

Das chinesische Neujahr ist das wichtigste Familienfest in China und markiert den Frühlingsbeginn. An diesem Feiertag werden alle Fenster und Türen geöffnet, um das Glück hereinzulassen. Zu der Beschwörung des Glücks gehört auch, dass das Geschirr gewaschen wird und man das Licht anlässt. Allerdings lässt man sich an diesem Tag weder die Haare schneiden, noch kauft man sich neue Schuhe. Beim ersteren wird befürchtet, sich das Glück wegzuschneiden und bei letzterem ist die Aussprache des Wortes für „Schuhe“ sehr ähnlich wie für die Worte „schlecht“ und „böse“. Im Übrigen mag man aus ähnlichen Gründen in China die Zahl vier nicht, da sie ähnlich klingt wie das Wort „Tod“. 

China zeigt sich immer gerne in Rot und so ist es auch an Neujahr. Rote Banner mit goldenen Schriftzeichen sollen Glück bringen, Freude verbreiten und eine positive Atmosphäre schaffen. In der chinesischen Mythologie sind Drachen sehr beliebt und gelten entgegen der meisten westlichen Sagen als Geschöpfe des Guten. Daher sind diese oft an Tempel und auch bei Neujahrsumzügen zu sehen. Am Neujahrstag selbst isst man gerne Fisch und am besten in „Dumplings“ gefüllt. „Dumplings“ sind gefüllte Nudeln, die gebratene oder gedämpfte werden.

Rote Laternen

Silvester in Taiwan

Ein ganz besonderes Feuerwerk gibt es in Taiwan. Zwar feiern die Taiwaner auch das traditionelle chinesische Neujahr, haben jedoch aufgrund ihrer generell etwas westlicheren Orientierung auch etwas für das Neujahrsfest am 31. Dezember übrig. An diesem Tag findet jedes Jahr ein Countdown am Taipei 101, einem der höchsten Gebäude weltweit, statt. Der 508 Meter hohe Turm erleuchtet dann in noch mehr Farben als sonst schon und um genau null Uhr beginnt dann eines der beeindruckendsten Feuerwerke der Welt. Für mehrere Minuten schießen die leuchtenden Feuerwerkskörper aus dem an einen Bambusstab erinnernden Turm. Ein wirklich tolles Spektakel! Da es drumherum nur wenige Leute gibt, die auch etwas in den Himmel schießen, kann man die kunstvollen Raketen des Turms sogar noch besser genießen! 

Fazit

Überall auf der Welt wird das neue Jahr gefeiert. Ob nun mit einem Feuerwerk, bei einem netten Beisammen sein mit der Familie und einem Glas Sekt, einer Verkleidung und einer Tour durch die Straßen oder einfach mit dem Singen eines alten Liedes – jedes Land gedenkt dem Vergangenen und feiert das neue Jahr. Hierbei spielt auch der Aberglauben immer eine gewisse Rolle. Mal etwas ernster und mal etwas scherzhafter möchte man den Weg für das neue Jahr mit guten Wünschen und kleinen Gaben ebnen. In jedem Falle ist es immer ein geselliges und auch ein fröhliches Fest! Wir hoffen, du kannst noch viele Silvesterreisen machen, um diese Traditionen hautnah mitzuerleben. 

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