Karneval in Deutschland
Millionen Menschen, die in bunten Kostümen ausgelassen farbenfrohen Festwägen zujubeln – das kann nur eines bedeuten: Es ist wieder einmal so weit, die fünfte Jahreszeit ist da! Dass wir Deutschen den Karneval lieben, stellen wir jedes Jahr wieder zur Schau und das nicht nur in den Faschingshochburgen. Im ganzen Land gibt es feierlustige Fans, die sehnlichst auf diese Zeit warten, um sie mit einem kräftigen Helau, Ahoi oder Alaaf zu begrüßen.
Doch wie heißt diese närrische Zeit denn nun richtig? Karneval, Fasching oder Fastnacht? Was ruft man wo? Und wo lässt es sich am besten feiern? Vielleicht fragst du dich auch, warum wir überhaupt Fasching feiern? Diese und noch viele weitere Fragen werden wir in diesem Artikel klären.
Die Fastnachtszeit
Sowohl die Begrifflichkeiten als auch die Art, wie Fastnacht gefeiert wird, unterscheiden sich von Region zu Region – genauso wie der Tag, an dem begonnen wird. Der rheinländische Karneval beginnt beispielsweise am 11.11. um 11:11 Uhr, während die schwäbisch-alemannische Fastnacht im Südwesten Deutschlands erst am 06.01., dem Dreikönigstag, startet. Der Ablauf der Faschingszeit hingegen ist meist gleich.
Doch egal unter welchem Namen, wo und ab wann gefeiert wird ─ geendet wird in ganz Deutschland am 46. Tag vor Ostersonntag, dem Aschermittwoch. Dieser Tag signalisiert nicht nur das Ende des ganzen närrischen Trubels und der Feierlichkeiten, sondern auch den Beginn der Fastenzeit.
Der Höhepunkt der Faschingszeit beginnt mit der Weiberfastnacht am Donnerstag vor Aschermittwoch. Er wird manchenorts auch schmutziger oder schmotziger Donnerstag genannt und leitet die schwäbisch-alemannische Fastnacht ein. Darauf folgen schließlich noch Rosenmontag und der Fastnachtsdienstag.
Herkunft des deutschen Karnevals
Über die Herkunft unserer heutigen fünften Jahreszeit gibt es unterschiedliche Theorien. Ihren Ursprung hat sie vermutlich in der vorchristlichen Zeit, also vor etwa 5 000 Jahren. Damals verkleideten sich die Menschen mit gruseligen Kostümen und Masken, um die bösen Wintergeister zu vertreiben. Zusätzlich verursachten sie mit Schellen und Trommeln möglichst lauten Krach, damit die guten Frühlingsgeister geweckt wurden. Die Tradition, ausgelassen, laut und bunt verkleidet zu feiern, gibt es demnach schon eine ganze Weile.
Ein anderer Großteil der Karnevalstraditionen liegt zudem im Christentum begründet. Da in der damals viel strengeren Fastenzeit strikt auf Alkohol und Fleisch verzichtet werden musste, wurde vor dem Beginn noch einmal ordentlich gefeiert. Daher kommen auch die Begriffe Karneval und Fastnacht.
Karneval stammt aus dem Lateinischen von carne vale, was übersetzt so viel wie Fleisch, lebe wohl bedeutet. Die Bezeichnung Fastnacht leitet sich von der Nacht vor der Fastenzeit ab. Fasching hingegen entstand aus dem mittelhochdeutschen Wort für Fastenschank, vaschanc.
Traditionen zum Karneval in Deutschland
Krawatte abschneiden
Eine mittlerweile weit verbreitete Tradition zelebrieren vor allem die Frauen in der Weiberfastnacht. An diesem Tag schneiden sie den Männern ihre Krawatten ab und geben ihnen als Entschädigung ein Küsschen auf die Wange. Dieser Brauch kommt aus dem Mittelalter, denn da gestand man den Frauen für diesen einen Tag die Macht zu.
Sie verkleideten sich als alte, hässliche Weiber und feierten unter sich, während die Männer daheim die Kinder hüteten. Heute gilt an Fastnacht die Krawatte als Symbol der Macht, wodurch sie an diesem Donnerstag eher schlechte Überlebenschancen hat.
Speisen zum Karneval in Deutschland
Eine weitere alte Tradition, die sich bis heute gehalten hat, betrifft das Essen: Die ganzen leckeren Speisen müssen dabei vor der Fastenzeit noch unbedingt aufgebraucht werden. Typisch sind und waren süße Fastnachtküchle oder Berliner Pfannkuchen. Mehr über das Essen zum Karneval und viele leckere Karnevalsrezepte findest du allerdings in unserem Artikel dazu.
Narrenhäs
Es gibt zum Karneval in Deutschland viele Kostüme. Die traditionellsten werden allerdings bei der schwäbisch-alemannischen Fastnacht getragen und Narrenhäs genannt. Diese sind selbstgemachte Narrenkostüme mit handgeschnitzten Holzmasken. Am bekanntesten sind Hexen, Larven und andere Tiere. Die Kostüme werden oft über Generationen hinweg vererbt, denn eine Charaktereigenschaft der sogenannten „Hästräger“ ist, dass sie ihre Gestalt in keinem Jahr ändern.
Faschingsvokabular – Was ruft man wo?
Karneval in Deutschland ist sehr vielseitig. Vor allem beim Faschingsvokabular haben wir hierzulande eine sehr große Varietät ─ und die beginnt schon bei der Bezeichnung der Feierlichkeiten. Zum Beispiel zelebriert der Rheinländer den Karneval, während in der Pfalz, in Hessen, Franken, Baden und Schwaben die Fastnacht gefeiert wird. In Bayern, Thüringen und Brandenburg gibt es den Fasching.
Noch weitaus komplexer und differenzierter wird es bei den Narrenrufen. Allein in Baden-Württemberg gibt es um die 100 verschiedenen Rufe. Die vier bekanntesten sind: Helau, Alaaf, Ahoi und Narri-Narro. In Düsseldorf, Mainz, Koblenz und Rheinhessen wird mit einem kräftigen Helau gegrüßt ─ in Köln, Bonn und Aachen erntest du in Kneipen mit diesem Ruf hingegen böse Blicke. Hier ist Alaaf angesagt.
Ahoi rufen beispielsweise die Badener, manche Pfälzer und viele Norddeutsche von den Umzugswägen aus. Diese Wägen sind übrigens auch unter dem Namen Narrenschiffe bekannt. Der Faschingsruf Narri-Narro stammt aus der schwäbisch-alemannischen Fastnacht und wird hauptsächlich auch nur dort zur Begrüßung untereinander genutzt.
Eine weitere Unterscheidung gibt es bei der Namensgebung der aktiv Teilnehmenden. In Mainz und vielen anderen Teilen Deutschland werden sie als Narren bezeichnet, während im Rheinland Jecken die Süßigkeiten, dort Kamelle genannt, von den Umzugswägen werfen.
Wie du siehst sind nicht nur die Traditionen, sondern auch das verwendete Vokabular an Karneval in Deutschland sehr verschieden. Du solltest dich aber auf jeden Fall über die ortsüblichen Bezeichnungen und Rufe erkundigen, bevor du in einer neuen Stadt Fasching feierst. So manche Narren und Jecken sind da äußerst penibel.
Noch ein kleiner Funfact am Rande: die Karnevalsumzüge werden in Bayern auch als Gaudiwurm bezeichnet, lustig oder?
Karneval in Deutschland – Wo feiert es sich am besten?
Der BDK, der Bund Deutscher Karneval e.V., ist der Dachverband von mehr als 5 300 deutschen Fastnachts- und Karnevalsvereinen, in denen insgesamt über 2,6 Millionen Menschen Mitglied sind. Fast jeder dreißigste Deutsche ist demzufolge bekennender Faschingsfan. Da stellt sich nur noch die Frage: Wo feiert es sich denn nun am besten?
Lustig und laut geht es vermutlich bei jedem Fastnachtsumzug zu, doch als die besten zehn Städte für den Karneval in Deutschland gelten – ganz klar – natürlich Köln, Düsseldorf und Mainz, aber auch Aachen, Stuttgart und Frankfurt stellen in der närrischen Zeit so einiges auf die Beine. In Bayern zählen München und Nürnberg als Faschingshochburgen und außerhalb Südwestdeutschlands kannst du besonders gut in Bremen und Cottbus feiern.
Die Crème de la Crème, die drei absoluten Karnevalshochburgen schlecht hin, möchten wir dir jetzt mit all ihren Besonderheiten genauer vorstellen. Doch eins vorab – für alle drei gilt: Wenn du dort die Faschingszeit verbringen möchtest, solltest du dich frühzeitig um eine Unterkunft kümmern. Die weltbekannten Umzüge locken nämlich auch viele ausländische Fans an, die den deutschen Karneval hautnah miterleben wollen.
Kölner Karneval
Köln ist die Fastnachtshochburg Deutschlands und das bereits wegen der Tatsache, dass die Stadt alleine insgesamt 480 Faschingsvereine zählt. Der Kölner Karneval beginnt traditionell am 11.11. um 11:11 Uhr mit tausenden, feierlustigen Karnevalisten in bunten Kostümen. Jährlich pilgern um die 1,5 Millionen Besucher in die rheinländische Metropole. Ihr Ziel: die jecke Zeit und das bunte Treiben am eigenen Leib erfahren zu dürfen. Viele davon reisen sogar extra aus Frankreich, Belgien und den Niederlanden an.
Der offizielle Straßenkarneval beginnt an Wieverfastelovend, der kölschen Weiberfastnacht um 11:11 Uhr und dauert bis zum Abend vom Karnevalsdienstag. Am Aschermittwoch ist dann jedoch auch in dieser lebendigen Stadt alles vorbei.
Während dieser sechs Tage finden täglich farbenfrohe, laute Karnevalsumzüge statt, von denen der Rosenmontagsumzug das absolute Highlight ist. Er erstreckt sich über 8 km und wird von über einer Million Zuschauer gesäumt. Am Umzug selbst nehmen über 10 000 Jecken teil. Sie werfen über Stunden hinweg Kamelle, Süßigkeiten und Unmengen Konfetti in die angeheizte Zuschauermenge.
Mainzer Fastnacht
Die Meenzer Fassenacht, wie sie von den Mainzern selbst genannt wird, stellt ebenso wie der Kölner Karneval ein international bekanntes Spektakel dar. In ihrem Aufbau ähnelt sich die beiden Umzüge auch größtenteils. Zudem sind auch Startdatum und Verlauf der Faschingstage in beiden Städten gleich.
Die Mainzer Fastnacht hat allerdings, im wahrsten Sinne des Wortes, eine große, einzigartige Tradition: die Schwellköpp. Die Schwellköpp sind überdimensionale und um die 25 kg schwere Köpfe aus Pappmaché, die von den sogenannten Träschern, die 7 km lange Strecke des Rosenmontagszugs entlang getragen werden. Mit den Mainzer Fastnachtsfarben rot, weiß, blau und gelb bemalt stellen die inzwischen 29 Köpfe typische Mainzer Charaktere dar. Sie gehören übrigens schon seit 1927 zum Mainzer Karneval dazu.
Typisch für die Mainzer Fastnachtsumzüge ist außerdem der politisch-literarische Zweck, dem sie dienen. Die Motivwagen werden gerne dazu genutzt, die aktuelle Politik und auch einzelne Personen satirisch zu hinterfragen und auf den Prüfstand zu stellen. Auf diese Weise Kritik zu üben, ist generell nicht unüblich für den Karneval in Deutschland.
Düsseldorfer Karneval
Auch der Düsseldorfer Karneval beginnt bereits im November und ähnelt in seinem Ablauf dem der anderen zwei Faschingshochburgen. Der Startschuss der närrischen Zeit in Düsseldorf hat jedoch eine Besonderheit: den Hoppeditz. Der Hoppeditz ist eine fiktive Narrenfigur und wird von einem aktiven Karnevalisten dargestellt.
Optisch erinnert er ein wenig an Till Eulenspiegel. Jedes Jahr erwacht der Hoppeditz pünktlich am 11.11. um 11:11 Uhr aus einem riesigen Senftopf und läutet die fünfte Jahreszeit ein. In seiner Rede nimmt er für gewöhnlich hauptsächlich den Bürgermeister aufs Korn, der das bunte Geschehen vom Balkon aus mitverfolgt.
Es folgen viele Wochen bunten Feierns und eine krönende letzte Karnevalswoche mit etlichen Umzügen und dem Highlight des Rosenmontagsumzugs. Auch in Düsseldorf ist dann jedoch am Aschermittwoch wieder alles vorbei. Die Feierlichkeiten werden an diesem Tag mit der Beerdigung des Hoppeditz beendet. Der Karneval in Deutschland ruht dann vorerst für die nächsten Monate, bevor das wilde Spektakel im November wieder von vorn beginnt.
Fazit
Lautes Lachen vermischt sich mit verschiedenartigen Narrenrufen, wild tanzenden Menschenmassen in bunten Kostümen, gruseligen Masken und durch die Lüfte fliegenden Süßigkeiten von den farbenfrohen Motivwägen. Egal wo in du in Deutschland Karneval feierst, es ist in jeder Stadt ein lustiges Spektakel, geprägt von jeder Menge Spaß.
Auch wenn sich Traditionen, Bräuche und das Vokabular in den Details unterschieden, verbindet die verschiedenen Städte und Karnevalshochburgen eins: Strahlende Gesichter und eine ganz besondere Erfahrung!