Tipps für den Besuch einer Kultstätte
Der sogenannte spirituelle oder religiöse Tourismus wird heute immer beliebter, auch bei jungen Backpackern. In den meisten Ländern Europas begann bereits im 18. Jahrhundert durch die Aufklärung eine radikale Trennung von Kirche und Staat, Säkularisierung genannt. Heute sind es darum vor allem Reisende aus diesen Gesellschaften, die unabhängig von ihrer Glaubensrichtung oft Kultstätten auf der ganzen Welt besuchen, um so ihren Horizont zu erweitern.
Hast du auch einen Trip geplant und möchtest deine Zeit nicht nur am Strand oder in Clubs verbringen, sondern dich durch kulturelle Vielfalt ein wenig bilden? Unten haben wir ein paar Tipps für diese Form des Reisens.
Verschiedene Reisende
Die religiösen Stätten sind heute in der Regel nicht nur für gläubige Personen reserviert, sondern für alle zugängig. Deshalb wächst die Zahl an Reisenden stetig, die diese Orte besichtigen. Dabei können die Gründe für einen Besuch jedoch sehr verschieden sein:
Zunächst könnte er mit reinem Interesse gegenüber dem kulturellen Erbe verbunden sein. Das betrifft vor allem Geschichtsliebhaber, die Freude daran haben, Zusammenhänge besser zu verstehen. Für sie ist eine Kultstätte eine Art lebendiges Museum, in dem sie kulturelle Aspekte von Religionen hautnah erleben können.
Ein anderer möglicher Grund betrifft diejenigen, die auf der Suche nach Sinn oder Einkehr sind und aus dem Alltag ausbrechen möchten. Sie wollen sich hier ein bisschen von der Außenwelt abkapseln, um vielleicht Antworten auf spirituelle Fragen zu bekommen. Oder sie suchen eine gesunde Distanz zu unserem eher zügellosen Lebensstil und brauchen einfach mal eine Auszeit.
Natürlich dürfen wir hier nicht die Pilger selbst vergessen, deren Besuch hauptsächlich von religiösen Interessen getrieben ist. Die Wallfahrt ist nämlich eine der ältesten Formen des Reisens überhaupt!
Schließlich gibt es da auch noch die „Neugierigen“. Sie gehören zu der Gruppe von Reisenden, die an Kultstätten vorbeikommen, um sie von ihrer Bucket List streichen zu können. Meistens erkennst du sie daran, dass sie anstatt den Ort zu erkunden eher für Fotos posieren.
Formen von religiösen Reisen
Aus den verschiedenen Motiven der Besucher ergeben sich logischerweise auch unterschiedliche Arten von religiösen oder nicht-religiösen Trips zu diesen Orten:
- Die Wallfahrt: im Jahr 2013 betrug die jährliche Zahl der Pilger 130 Millionen, von denen etwa die Hälfte Christen waren. Der Rest verteilt sich auf den Islam, Buddhismus und Hinduismus.
- Die Teilnahme an größeren religiösen Menschenansammlungen (z. B. der Weltjugendtag oder eucharistische Weltkongresse)
- Missionsreisen innerhalb von Vereinigungen oder Organisationen
- Ein spirituelles Retreat
- Freizeitreisen (Besichtigungen, freiwilliger Dienst etc.)
Man unterscheidet bei religiös motivierten Reisen außerdem zwischen zwei Arten: Nämlich denen, die im Zusammenhang mit der Ausübung eines Glaubens stehen. Das betrifft vor allem Buddhisten, Muslime und Katholiken. Dann gibt es noch den Gedenktourismus, der eher mit der Geschichte eines Ortes verbunden ist. Juden und Protestanten beispielsweise nehmen oft daran teil.
Reisen & Religion
Wegen der großen Bedeutung des religiösen Tourismus heute sollten wir uns auch Gedanken über die Verbindung zwischen Religion und Reisen machen. Letzteres steht generell eher für Vergnügen, Entspannung und Entdeckung. Die Religion dagegen hat eine spirituelle Stellung, die meist außerhalb von materiellen und weltlichen Überlegungen liegt.
Diese spezielle Form des Tourismus muss deswegen an Kultstätten die geistlichen und weltlichen Aspekte miteinander verbinden. Je nach Glaubensrichtung ist darum das Zusammenleben von Pilgern und Reisenden unterschiedlich: Wie in Mekka kann den andersgläubigen Reisenden der Zutritt ganz untersagt sein, oder die Besucher werden in den Ort integriert.
Verhaltens-Tipps
Als Backpacker wirst du spirituelle Gebäude besichtigen, die bestimmt deine Weltsicht erweitern werden. Hier sind deshalb einige Verhaltensweisen, die wir dir empfehlen und an die du dich während der Besichtigung dieser Orte halten kannst. Wir haben dabei die verschiedenen Bauten der größten Religionen aufgelistet, damit du dich an die unterschiedlichen Gepflogenheiten anpassen kannst. Zuerst jedoch einige allgemeine Hinweise, die für den Besuch von allen Kultstätten gelten:
- Schalte dein Handy aus (in einigen Orten ist das Fotografieren sogar untersagt. Beachte dafür die aufgestellten Schilder).
- Nimm kein Essen mit.
- Sei leise als Zeichen des Respekts.
- Achte darauf, dass du keine Spuren wie Gravuren oder Inschriften auf den Bauten hinterlässt.
- Vergiss nicht, deinen Müll richtig zu entsorgen.
Christliche Kirchen
Nun wollen wir etwas spezifischer werden. Wir beginnen mit katholischen und protestantischen Gotteshäusern. Unabhängig von der Konfession solltest du auf folgendes achten:
- Kleide dich angemessen. Vermeide also Shorts, ärmellose T-Shirts und als Frau kurze Röcke und zu viel Dekolleté. Nimm am besten eine Weste oder einen Schal mit, um damit deine Schultern zu bedecken.
Islamische Moscheen
Nimm hier zur Kenntnis, dass einige Gebäude von Reisenden nicht betreten werden dürfen, da sie nur für Muslime reserviert sind. Das ist wie bereits erwähnt in Mekka der Fall, dem heiligsten Ort des Islam. Du solltest deshalb vor deiner Reise im Internet oder einem Reiseführer überprüfen, ob ein Besuch auch möglich ist. Außerdem gilt:
- Verhülle Arme und Beine. Männer müssen dabei eine weite Hose tragen, die auch die Knöchel verdeckt. Frauen dagegen sollten in den meisten Moscheen zusätzlich ihren Kopf mit einem Schal bedecken, ein weites Kleid ist hier gerne gesehen.
- Zieh deine Schuhe aus. Das ist nicht nur ein Zeichen des Respekts, sondern dient gleichzeitig der Sauberkeit des Ortes.
- Respektiere die Geschlechtertrennung. Einige Moscheen erlauben zwar auch das Gegenteil, aber generell beten Männer und Frauen nicht im gleichen Raum.
- Lass deine Ärmel unten. Auch wenn es oft ein Reflex ist, kann das Hochkrempeln falsch interpretiert werden und als Zeichen der Respektlosigkeit gelten.
- Sei zurückhaltend. Äußere zum Beispiel keine Zeichen der Zärtlichkeit gegenüber deinem Partner oder deiner Partnerin in der Öffentlichkeit.
Buddhistische Tempel
Die Besichtigung einer solchen Kultstätte erfordert im Normalfall die Einhaltung von präzisen Regeln:
- Du solltest ein angemessenes Outfit anziehen bzw. weite Kleidung, die deine Arme und Beine bedeckt.
- Zieh deine Schuhe aus als Zeichen des Respekts gegenüber Buddha.
- Berühre auch nicht die Bilder, die Buddha zeigen.
- Halte den Kopf gesenkt als Zeichen der Demut und besuche den Tempel schweigend.
- Einige Teile des Körpers werden zudem je nach Region als unrein angesehen. So dürfen mancherorts die Leute beim Sitzen nicht ihre Beine ausstrecken, damit die Fußsohlen nicht in Richtung einer Darstellung von Buddha oder eines Mönchs zeigen. Das würde als Beleidigung interpretiert werden, genauso, wie mit dem Finger auf einen Heiligen zu zeigen.
Hinduistische Tempel
Hier haben wir folgende Tipps für dich, manches davon ist aber sehr konservativ und vielleicht mittlerweile veraltet. Im Zweifelsfall kannst du dich einfach vor Ort nochmal erkundigen.
- Trage angemessene Kleidung. Du wirst bemerken, dass Männer einen sogenannten Sarong tragen. Das ist eine Art Wickelrock, den man um die Hüfte festknotet, um die Beine zu verstecken. Deshalb solltest auch du darauf achten, dass man deine Beine nicht sieht.
- Frauen dürfen während ihrer Menstruation oder während einer Schwangerschaft den Tempel nicht besuchen. Sie dürfen außerdem nicht von einem Kind mit Milchzähnen begleitet werden.
- Einige Tempel sind für Touristen verboten. Wie im Fall der Moscheen musst du auch hier zuerst überprüfen, ob der Zutritt überhaupt erlaubt ist.
- Ziehe deine Schuhe aus
- Zum Schluss solltest du nicht während eines Gebets vor den Gläubigen umherlaufen, das könnte als respektlos interpretiert werden.
Jüdische Synagogen
Zum Schluss gibt es einige Hinweise, die du befolgen kannst, wenn du ein jüdisches Gotteshaus besichtigen willst:
- Die Regeln während der Besichtigung sind unterschiedlich, je nachdem, ob die Gemeinschaft orthodox oder liberal ist. Du solltest dich vor deinem Besuch deshalb darüber informieren und vor Ort auf eventuelle Schilder achten.
- Es ist auch hier empfehlenswert, angemessene Kleidung zu tragen. Frauen sollten einen knielangen Rock statt einer Hose anziehen.
Fazit
Diese Tipps sollten dir dabei helfen, Kultstätten zu begreifen, wenn du noch neu im religiösen Tourismus bist. So wirst du Fettnäpfchen vermeiden und dich respektvoll in der Gegenwart von Gläubigen verhalten. Wir finden diese Art des Reisens unglaublich spannend, da du so auch eine kleine Portion Spiritualität mitbekommst. Viel Spaß beim Erkunden!