Die Kamera gehört wahrscheinlich auch für dich auf jeden Fall ins Gepäck, wenn du auf Reisen gehst.
Nächte am Lagerfeuer in der Natur. Den Inka-Trail rauf nach Machu Picchu. Oder wilde Roadtrips. Was wir unterwegs erleben, möchten wir festhalten. Für uns selbst, um Momente lebhaft in unseren Gedanken zu halten. Und natürlich, um Freunde und Familie an unseren Abenteuern teilhaben zu lassen.
Doch wie gelingen packende Bilder, die du dir auch Jahre später noch gerne anschaust? Aufnahmen, die dich sofort zurück in den Augenblick ziehen, indem du damals auf den Auslöser gedrückt hast? Dafür braucht es einen starken persönlichen Bezug. Die Bilder müssen technisch gar nicht perfekt sein. Andere Dinge sind viel wichtiger.
Hier erfährst du, wie du emotionalere Reisefotos machst – und zwar egal, mit welcher Kamera.
Nimm dir Zeit
Wenn du neu an einen Ort kommst, ist die Versuchung groß, die Kamera sofort rauszuholen. Alles wirkt spannend, exotisch. Wer möchte diese Eindrücke also nicht gleich festhalten? Doch oft ist es besser, diesem ersten Impuls erst mal zu widerstehen. Lass den Ort stattdessen zunächst auf dich wirken. Was siehst du?
Beschränke dich aber nicht nur auf die Augen, sondern nutze alle Sinne. Auch Geräusche, Gerüche, Geschmäcke und Gefühle sind wichtig, um deine Umgebung richtig wahrzunehmen. Anschließend wird es dir viel leichter fallen, die Stimmung einzufangen und Motive zu finden, die dein Empfinden ausdrücken.
Der Reisefotograf und Autor David duChemin hat es treffend auf den Punkt Betracht: „Es gibt auf der Welt genügend Bilder, die uns zeigen, wie etwas aussieht. Zeige lieber, wie es sich anfühlt.“
Minimalismus
Weniger ist mehr. Beschränke dich bei der Wahl deines Equipments. Auf jede Gelegenheit vorbereitet zu sein, hat seinen Preis – nicht nur im wörtlichen Sinne. Abgesehen davon, dass du ein prall gefülltes Konto brauchst, um die ganze Bandbreite an Brennweiten, Filtern und sonstigem Zubehör abzudecken, macht dich jedes zusätzliche Kilo im Rucksack träger.
Außerdem kann dich die Fülle der Entscheidungen lähmen. Bis du aus all deinen Möglichkeiten die passende ausgewählt hast, ist der Moment vielleicht schon längst vorbei.
Stelle dir die richtigen Fragen
Häufig gehen wir beim Kamerakauf falsch vor. Wir achten auf Megapixel, Sensorgröße und so weiter. Die Technik ist natürlich wichtig. Aber bevor du dich intensiv mit der Wahl deines Werkzeugs beschäftigst, solltest du wissen, wofür du es überhaupt verwenden möchtest: Warum fotografierst du?
Stell dir vor deiner Reise die Frage nach dem Zweck deiner Fotografie: Was möchtest du unterwegs festhalten? Für Safari- und Tierfotografie brauchst du eine andere Kamera bzw. andere Brennweiten als für Porträt- und Reportagefotografie. Passe dein Equipment deinem Ziel an – und nicht umgekehrt.
Beherrsche die Technik – um sie dann zu vergessen
Ich muss gestehen: Bedienungsanleitungen nehme ich nur ungern in die Hand. Trotzdem rate ich dir, die Beschreibung deiner Kamera einmal genau zu studieren. Danach kannst du sie gerne weglegen.
Wenn du deine Kamera beherrscht, kannst du dich auf das konzentrieren, was gute Bilder wirklich ausmacht: das Motiv, die Komposition und dein Gespür für Licht.
Vergesse auch zu Hause nicht aus der Übung zu kommen. Wenn du das ganze Jahr über nicht fotografierst, wird es schwer sein, von null auf hundert zu starten. Dein fotografischer Blick ist wie ein Messer, dass ständig geschärft werden muss. Oder wie ein Muskel, der regelmäßig trainiert werden muss, um nicht zu erschlaffen.
Und noch ein Tipp: Statt ständig die neueste Kamera zu kaufen, bleib bei deiner vertrauten und verschmelze mit ihr. Eine Kamera, die du im Schlaf beherrscht, ist Gold wert.
Lerne den Umgang mit Menschen
Jeder Fotograf ist zugleich auch als Psychologe gefragt. Dale Carnegie hat ein wunderbares Buch geschrieben: „Wie man Freunde gewinnt“. Auch wenn das Buch auf den ersten Blick nichts mit Fotografie zu tun hat, so empfehle ich es dir trotzdem.
Es geht darum, mit Empathie gute Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen. Das sind Fähigkeiten, die dir in der Fotografie sehr helfen können. Fotografie bedeutet Kommunikation. Mit den Menschen vor der Kamera. Oder im Dialog mit Personen, die dir Zugang zu spannenden Orten verschaffen können.
Gerade auf Reisen in Ländern mit anderen Kulturen ist Fingerspitzengefühl entscheidend. Wer wertschätzend, offen und neugierig ist, dem öffnen sich Türen. Sei freundlich, lächele viel – und gebe den Menschen das Gefühl, dass du sie nicht nur als Statisten für deine Bilder brauchst.
Studiere die Bilder anderer Fotografen
Trainiere deinen Blick, indem du Fotos bewusst analysierst. Warum spricht dich ein bestimmtes Motiv an? Ist es die Perspektive? Das Licht? Oder die Komposition? Zerlege ein Bild gedanklich in seine Einzelteile und versetze dich in die Situation des Fotografen. Es geht nicht darum, einen Stil zu kopieren – sondern darum, die Werkzeuge und Techniken anderer zu identifizieren.
Nutze zum Beispiel die Sammlungs-Funktion auf Instagram, um dir deine Lieblingsfotos immer wieder anzuschauen und zu studieren.
Mit der Zeit wird deine fotografische Toolbox immer größer. Du kombinierst Techniken auf deine eigene Art und erschaffst damit etwas Neues. Doch nicht nur Fotos sind ein wunderbare Inspirationsquelle. Jede andere Kunstform – ob Malerei, Bildhauerei oder Literatur – können dich auf spannende Ideen bringen.
Pflege dein Archiv
Die Bilderflut nimmt ständig zu. Speichermedien werden immer größer. Sich bei der Zahl der Fotos zu beschränken, ist nicht mehr nötig. Die wirklich guten Bilder, verschwinden oft in einem Haufen mittelmäßiger. Schnell verliert man den Überblick.
Ein gut organisiertes Archiv ist daher wichtiger denn je. Deine Bilder sind deine Gedankenstützen, dein Zugang zu Erinnerungen. Achte darauf, dass sie nicht verwässern. Poliere die Perlen. Und befreie dich von überflüssigem Daten-Ballast.
Betrachte deine Bilder genau und beobachte, wie sich dein Stil über die Jahre verändert hat. Als Fotograf lernt man nie aus. Was würdest du heute anders machen als damals? Hat sich die Auswahl deiner Motive gewandelt?
Zusammenfassung
Ich hoffe, dir haben die Tipps geholfen. Natürlich spielt die Kamera eine wichtige Rolle. Fotografie ist aber so viel mehr. Und um dich und andere mit deinen Bildern zu begeistern, braucht es mehr als knackige Schärfe. Auch wenn Fotografie ein visuelles Medium ist, so spielen alle anderen Sinne ebenfalls eine wichtige Rolle.