Die faszinierendsten Teekulturen aus aller Welt
Tee ist aus unserem Alltag gar nicht mehr wegzudenken. Ob warm oder kalt, grün, schwarz oder auch mit Früchten – es gibt ihn in allerlei Variationen. Aber wie immer gilt: Andere Länder, andere Sitten und auch die Teekulturen sind davon betroffen. Tee wird auf der ganzen Welt unterschiedlich getrunken. Mach dir selbst eine Tasse deines Lieblingstees und lass uns unsere Reise durch die Teekulturen der Welt beginnen!
Chai
Chai ist mittlerweile auch im Westen angekommen – physisch als auch wortwörtlich: Denn Chai ist eigentlich ein Produkt aus dem asiatischen Raum. Während es hierzulande schon fast zu einem Synonym für einen gewissen schwarzen Tee mit Gewürzen geworden ist, steht Chai eigentlich nur für das Wort Tee in diversen asiatischen und auch osteuropäischen Sprachen. Dies alles hat jedoch seinen Ursprung in China. Dort wird das Schriftzeichen für Tee im Norden cha ausgesprochen, während es im Süden eher te ausgesprochen wird.
Durch Seefahrer, die den Tee nach Europa brachten, wurde auch die Aussprache mitgebracht. Und die niederländischen Händler haben schlichtweg die südliche Form für sich mitgenommen, während sich aus geografischen Gründen die nördliche Variante im asiatischen Raum ausgebreitet hat. Das betrifft Länder wie Indien und Umgebung, aber auch das Osmanische Reich, einige afrikanische Länder und Russland.
Obwohl diese Regionen sich den Begriff Chai weitestgehend teilen, variiert die Zubereitung dennoch von Land zu Land. In den osmanischen Regionen wird der schwarze Tee in der Regel mit Zucker oder Honig verfeinert. In Tibet gibt es sogar so etwas wie Buttertee – und das ist genau das, wonach es klingt: schwarzer Tee mit Butter und etwas Salz.
Auch im Iran wird der leckere Chai getrunken und mehr noch – wie in vielen der Länder in diesem Raum, ist der Tee Teil der persischen Kultur. Neben dem schwarzen Tee wird dieser dort noch mit etwas Kardamom gewürzt und kann auch wahlweise mit einer Kandiszuckerstange versüßt werden.
In Indien wird der schwarze Tee beispielsweise mit einer Kombination aus diversen Gewürzen, wie Kardamom, Ingwer, Pfeffer, Nelken, Muskat sowie Zimt und einem Schuss Milch und Zucker zubereitet. Daraus entsteht ein einzigartiger Geschmack, den du einfach probiert haben musst, um ihn zu verstehen! Und lass dich nicht von der für uns ungewohnten Gewürzkombination abschrecken – er schmeckt trotzdem süßlich und unglaublich lecker.
Auch in England wird der schwarze Tee gerne mit Milch getrunken, was auch ein Resultat der Kolonialisierungszeit und dementsprechend ein Mitbringsel aus Indien ist. Beim English Breakfast wird gerne mal ein Earl Grey Tea noch vor dem eigentlichen Frühstück getrunken.
Wirklich berühmt ist aber der klassische Afternoon Tea oder auch five o’clock tea, der, wie der Name schon sagt, in der Regel zwischen 15 und 17 Uhr getrunken wird. Damals kamen dazu noch sehr strenge Trinketiketten, die heutzutage allerdings nicht mehr so stark verbreitet sind. Aber zum Glück wurden die Leckereien wie Scones und Sandwiches beibehalten.
Oolong Tee
Oolong ist eine der komplexesten Teesorten und sehr aufwändig in der Herstellung. Wie der Tee selbst kommt auch der Oolong ursprünglich aus China. Berühmt ist er durch den weißen Oolong in Japan geworden, aber es gibt ihn auch in grünblau. Das Besondere beim Oolong ist die Tatsache, dass dieser Tee, anders als seine Verwandten, zum Teil oxidiert. Das soll bei den meisten anderen Tees, abgesehen von Schwarztee, auf jeden Fall verhindert werden.
Beim Oolong hingegen ist es ausdrücklich erwünscht. Vereinfacht lässt sich die Herstellung in folgende Schritte aufteilen: Das Pflücken per Hand, das Welken an der frischen Luft, anschließendes Schütteln und Quetschen der Blätter, die Oxidation, Erhitzen, Rollen und darauffolgendes Trocknen und Rösten der Blätter, wonach sie letztendlich luftdicht verpackt werden.
Teezeremonien
Obwohl sowohl der Tee als auch die ersten Teerituale aus China stammen, sind bei uns eher die japanischen Teezeremonien bekannt. Es orientiert sich an der Zen-Philosophie und folgt je nach Schule stets einem festen Ablauf. Bei einer solchen Teezeremonie wird in der Regel grüner Matcha-Tee serviert und sie findet in einem eigens dafür vorgesehenen Teehaus statt. Die geladenen Gäste wandern zunächst auf einem Gartenpfad und bereiten sich auf die anstehende Teezeremonie vor.
Nach einigen Zwischenschritten können sie dann in das Teehaus und den speziellen Teeraum eintreten. Der Raum wird als Zeichen der Demut oft auf Knien betreten. Nun werden leichte Speisen gereicht. Danach werden die Gäste ein weiteres Mal in den Warteraum geleitet und müssen auf das Läuten eines Gongs warten, woraufhin sie wieder in den Teeraum eintreten dürfen. Dort findet die eigentliche Zeremonie statt.
Mit einer Teeschale, einer Teedose, Frischwasser, einem eisernen Wasserkessel, einem Teebambuslöffel, einem Teebesen und auch einem seidenen Teetuch wird die Prozedur vollführt. Es ist ein sehr komplexes Ritual und bedarf einiger Vorbereitung seitens des Gastgebers. Diese Art von Teeritualen ist in vielen Teilen von Asien weitverbreitet.
Ostfriesische Teekultur
Auch in Ostfriesland gehört der Tee zum guten Ton und ist fester Bestandteil der Kultur – so fest sogar, dass es als immaterielles Kulturerbe aufgenommen wurde. Dazu zählt auch eine eigene Teezeremonie. In Ostfriesland wird fast elfmal mehr Tee getrunken, als in Deutschland!
Der klassische ostfriesische Tee wird im Prinzip dreiphasig getrunken: Das heißt, der Tee wird so zubereitet, dass drei „Phasen“ im Glas entstehen. Diese werden, ohne vorher alles umzurühren, nacheinander getrunken. Zunächst wird der Tee aufgekocht und ziehen gelassen. Ein Stück weißen oder braunen Kandiszucker wird in der Zeit auf den Boden des Glases platziert und anschließend wird der Tee darüber gegossen – dabei kannst du den Zucker teilweise knistern hören.
Zum krönenden Abschluss wird ein Löffelchen Sahne auf den Tee gelegt, und zwar so, dass es aussieht wie eine kleine Sahnewolke im Tee. So hast du am Ende einen dreiphasigen Tee: Ganz oben den milchigen Geschmack von Tee und Sahne, in der Mitte den originalen, herben Teegeschmack an sich und zum Schluss die verfeinernde Süße des Kandiszuckers.
Die Klassiker
Wir kennen sie alle: schwarzer Tee, grüner Tee, weißer Tee oder mit Früchtegeschmack. Aber woher kommen diese klassischen Teesorten, die eine so vielseitige Verwendung finden?
Die ersten drei genannten Teesorten stammen tatsächlich alle von ein und derselben Ursprungspflanze: Camellia Sinensis, die hauptsächlich in weiten Teilen Asiens beheimatet ist. Wie diese Pflanze dann verarbeitet wird, entscheidet darüber, zu welchem Tee sie wird. Das hängt in der Regel vom Oxidationsgrad ab, also wie stark die pflanzeneigenen Inhaltsstoffe mit Sauerstoff reagieren. Je stärker eine Pflanze oxidiert, desto dunkler wird sie.
Also kannst du dir daraus ableiten: schwarzer Tee ist stark oxidiert und grüner sowie weißer Tee eigentlich fast gar nicht. Der grüne und der weiße Tee unterscheiden sich dann noch dahin gehend, dass beim weißen Tee nur die obersten Blätter, nahe an den Blütenknospen, verwendet werden. Sie tragen zudem einen weiß-silbrigen Flaum auf den Blättern.
Für alle Blätter gilt jedoch, dass sie nach dem Anbau und Pflücken und vor dem Oxidieren gewelkt und auf Metallplatten gerollt werden. Nach dem Oxidationsprozess werden sie dann getrocknet.
Tee-Fun-Facts
Weißt du, woher das Sprichwort „einen im Tee haben“ kommt? Um 1700 herum war es für Seeleute üblich, Wasser mit einem Viertel Rum zu mischen, damit das abgestandene Wasser etwas genießbarer wurde. Dies führte wiederum zur Erfindung des Grogs! Einige Jahre später wurde diese Idee dann weiter ausgeführt und der Rum wurde mit Tee gemischt. Dementsprechend konnte man bei einem zu hohen Genuss dieses Getränks schnell einen zu viel im Tee haben.
Überraschenderweise enthält Tee mehr Koffein als ein Kaffee oder Energy-Drinks – je nach Bedarf kannst du den Tee aber länger ziehen lassen. Das entzieht dem Tee nämlich tatsächlich seinen Koffeingehalt, anstatt ihn zu verstärken!
Die Boston Tea Party von 1773 ist ein einschneidender Meilenstein der amerikanischen Geschichte und ein wichtiger Schritt für die Unabhängigkeitsbewegung. Bei diesem Event kippten mehrere Kolonisten Tee von drei verschiedenen englischen Schiffen in den Hafen von Boston. Diese Kolonisten waren dabei als Zeichen für die Freiheit als Indianer verkleidet.
Zu diesem Rückschlag für die damals sehr einflussreiche East India Kompanie kam es durch die immense Erhöhung der Steuern, die unter anderem auch auf Waren wie Tee galten. Das wollten sich die Leute nicht mehr gefallen lassen und wehrten sich so dagegen.
Fazit
Ist es nicht unglaublich, wie vielseitig eine kleine Pflanze ist und wie viel Kultur sie mit sich trägt? Wenn du mehr über die Entstehung und Herstellung erfahren willst, solltest du unbedingt in eines der Hauptherstellungsländer wie Indien, Sri Lanka oder China reisen und deine Geschmacksnerven mit einem Original-Teegeschmack überraschen!