Swansea in Wales
Swansea ist die zweitgrößten Stadt in Wales und des dazugehörigen Countys. Größer ist nur die Hauptstadt Cardiff. In der Kernstadt von Swansea wohnen etwas mehr als 179 000 Menschen. Auf Walisisch heißt die Stadt „Abertawe“. Das bedeutet „Mündung des Tawe“ und verweist auf den Fluss, der durch sie hindurchfließt und in den Bristolkanal mündet.
Der Dichter Dylan Thomas – der vermutlich berühmteste Sohn der Stadt – nannte Swansea einmal „an ugly, lovely town“: „Eine hässliche, liebenswerte Stadt“. Damit lag er damals in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wohl nicht falsch.
Zwar mag Swanseas Ruf noch immer das industrielle Erbe anhaften, doch die Stadt mausert sich immer mehr zu einem der schönsten Reiseziele in Wales: Sie ist sehr reich an Kultur – lass dich also nicht von Oberflächlichkeiten täuschen!
Geschichte
Zu Beginn des 12. Jahrhunderts eroberten die Normannen die Halbinsel Gower für den englischen König Heinrich I. Zur Sicherung seiner Herrschaft ließ er das Swansea Castle an der Mündung des Flusses Tawe errichten. Die Stadt entwickelte sich langsam durch Zuzug von englischen Siedlern und den wöchentlichen Markt.
Von Swansea aus wurde zuerst Wolle, Leder, Butter, Käse und Getreide nach England exportiert. Ab dem 17. Jahrhundert wurden zudem Kohle und Eisen vom mittlerweile bedeutenden Hafen verschifft. Dazu kam im 18. Jahrhundert noch die Herstellung von Porzellan, Kupfer, Zinn und Zink.
Anschließend boomte im 19. Jahrhundert Swansea als ein Zentrum der Metallindustrie. Dadurch entstand eine der ersten Eisenbahnlinien: Der „Swansea and Mumbles Railway“. Es gab hier sogar schon Personenverkehr.
In Swansea gab es – wie bei allen schnell wachsenden Städten – allerdings erhebliche Probleme mit Überbevölkerung und mangelnder Hygiene. Es kam dadurch sogar zu zwei Cholera-Epidemien.
Ab den 1920er Jahren gab es in Swansea den Ölhafen und die Raffinerie: Die Schiffsbauindustrie boomte. Ebenso die Weißblech-, Stahl- und Kupferverarbeitung – bis die Stadt hart von der Wirtschaftskrise 1929 getroffen wurde. Das führte zu hoher Arbeitslosigkeit.
Im Zweiten Weltkrieg erlebte die Industrie zwar wieder einen Aufschwung, doch die komplette Innenstadt wurde bei Bombenangriffen zerstört. Nur das Hafen- und Industriegebiet blieb verschont. Nach dem Krieg erholte sich die Schwerindustrie nicht mehr. Heute ist nur noch ein Teil der Docks im ursprünglichen Betrieb. Das South Dock wurde in eine Marina umfunktioniert.
Dylan Thomas
Der wohl bekannteste Bewohner der Stadt ist noch heute – mehrere Jahrzehnte nach seinem Tod – der Dichter und Schriftsteller Dylan Thomas. Zu seinen berühmtesten Werken zählen die Gedichte „Do not go gentle into that good night“ und „And death shall have no dominion“ sowie das Radio-Hörspiel „Under Milk Wood“.
Thomas zählt zu den wichtigsten walisischen Dichtern des 20. Jahrhunderts und dementsprechend wird er in Swansea gefeiert: Ihm widmet sich beispielsweise das Museum in seinem Geburtshaus 5 Cwmdonkin Drive. Nach ihm wurden im Maritime Quarter das Dylan Thomas Centre und das Dylan Thomas Theatre benannt. Außerdem wird jährlich das Dylan Thomas-Festival gefeiert.
Im Maritime Quarter findest du außerdem Statuen von Dylan Thomas und von Captain Cat – einem der bekanntesten Charaktere aus „Under Milk Wood“.
Museen
Neben den bereits erwähnten Museen über Dylan Thomas gibt es in Swansea noch weitere Orte zu den unterschiedlichsten Themen. Das Swansea Museum ist das älteste Museum in Wales. Es wurde 1841 eröffnet und bietet heute kostenlosen Eintritt in sechs Bereiche – darunter ein Mumiengrab und Ausstellungen zu aktuellen Themen.
Außerdem gehört zum Swansea Museum der Tramshed. In dem kannst du Züge der ehemaligen „Swansea and Mumbles Railways“ und drei Schiffe in der Marina besichtigen.
In der Nähe befindet sich ebenfalls das National Waterfront Museum. Es befasst sich mit der Geschichte von Wales, der industriellen Revolution und verschiedenen Innovationen. In dem Museum gibt es auch einen Bereich zu Popkultur und Promis aus der Gegend sowie immer wieder verschiedene Wechselausstellungen.
Für Kunstfans lohnen sich Besuche in der Mission Gallery und der Glynn Vivian Art Gallery. Die Mission Gallery ist in einer ehemaligen Kirche zuhause und befasst sich mit zeitgenössischer Kunst, Malerei, Installation und Fotografie.
Die Glynn Vivian Art Gallery wurde von Richard Glynn Vivian, einem Kunstsammler aus der bekannten Vivian-Familie aus Swansea, gegründet. Die Sammlung basiert noch heute auf den Werken und Kunstgegenständen, die damals in seinem Besitz waren.
Die Glynn Vivian Art Gallery wurde 1911 von Richard Glynn Vivian – einem Kunstsammler aus der bekannten Vivian-Familie aus Swansea – gegründet. Die Sammlung basiert noch heute auf den Werken und Kunstgegenständen, die damals in seinem Besitz waren. Du kannst dort alles von Alten Meistern bis zur postmodernen Kunst bestaunen – und zwar in allen möglichen Formen: Gemälde, Drucke, Zeichnungen, Aquarelle, Glasmalereien und Porzellan.
Es ist ein wahrlich beeindruckender Mix aus großen Namen wie Albrecht Dürer, Claude Monet, Thomas Gainsborough und Ceri Richards. Doch der Anteil an lokalen Künstlern ist noch immer sehr hoch. Auch das berühmte Meissener Porzellan ist vertreten.
Musik und Theater
In Swansea gibt es eine Vielzahl von Indoor- und Outdoor-Veranstaltungsorten. Dazu zählt beispielsweise das Grand Theatre. Hier werden regelmäßig Pantomimen, Opern und Theaterstücke aufgeführt. Das Theater im Taliesin Arts Centre der Universität Swansea. In der Brangwyn Hall finden viele Konzerte und jeden Herbst das Festival of Music and the Arts statt – die Akustik ist hier besonders gut ist.
Im Sommer finden in Oystermouth Castle Freiluft-Aufführungen von Shakespeare statt und im Singleton Parkkann man auf Partys und Konzerte verschiedenster Musikrichtungen gehen. Sieben Mal hat außerdem schon das Eisteddfod – ein alljährliches Sänger- und Bardenfestival mit langer Tradition – in Swansea stattgefunden.
Die Männerchöre der südwalisischen Täler sind teilweise weltweit bekannt. Einer der berühmtesten ist der „Morriston Orpheus Choir“ aus Morriston im County Swansea – man kann ihm sogar bei der Probe zuhören.
Swansea Market
Swansea Market ist der größte überdachte Markt in Wales und liegt mitten im Stadtzentrum. Das aktuelle Marktgebäude wurde 1961 eröffnet. Es ist das vierte an derselben Stelle – der Markt findet hier nämlich schon seit dem Mittelalter statt.
Innen befindest du dich in einem wahren Labyrinth aus Ständen mit den kontinentalen und lokalen Produkten: Obst und Gemüse, Metzger und Fischverkäufer, kleine Kleidungsgeschäfte, Cafés und Fast Food-Stände. Hier solltest du dir etwas Zeit nehmen und ein paar Dinge probieren!
Küche
Die Küche in Swansea wurde sehr stark von der Halbinsel Gower beeinflusst. Denn früher war sie durch die schlechte Infrastruktur komplett vom restlichen Wales abgeschnitten – und musste sich selbst versorgen.
Zum typischen Gemüse gehört Wurzelgemüse wie zum Beispiel Kohlrüben, Kartoffeln und Blumenkohl, aber auch Spargel, Bohnen und Erbsen. Beliebtes Obst sind Himbeeren, Erdbeeren, Stachelbeeren und Johannisbeeren.
Im Mittelpunkt stehen meist Fleisch- oder Fischgerichte. Superleckere Fleischgerichte werden zum Beispiel mit „Gower salt-marsh lamb“ – also Fleisch von Lämmern, die auf den Salzwiesen weiden – zubereitet. Für Fischgerichte wird unter anderem Laver – eine bestimmte Sorte Seetang – sowie Krabben, Herzmuscheln oder Tintenfisch verwendet.
Neben Swansea Market gibt es noch weitere Bauernmärkte. Sie bieten dir die perfekte Möglichkeit, Welsh Cakes – kleine, flache Küchlein mit Korinthen und Rosinen – sowie Laverbread und Herzmuscheln (cockles) zu probieren. Die letzten beiden sind wichtige Bestandteile des Gower Breakfast. Dabei wird der Seetang des Laverbread mit Mehl zu kleinen Küchlein geformt und gebraten. Cockles und Laverbread unterscheiden das Full Breakfast in Südwales von dem an anderen Orten.
Für Naschkatzen lohnt sich ein Besuch bei Joe’s Ice Cream Parlour in Swansea: Der besteht bereits seit 100 Jahren und produziert lokal Eis. Ebenfalls süß geht es im So Cocoa zu – einem Schokoladenladen in Mumbles.
Darf es etwas zum Essen und ein paar Cocktails sein? Lokal und stets abwechslungsreich ist The Swigg an der Swansea Marina. Burger, Hot Dogs, Tapas, Snacks und selbsterfundene Mixgetränke – hier gibt es alles!
Hast du im Swigg vielleicht den Gin für dich entdeckt? Wie wäre es dann mit einem Trip zur Mikrodestillerie der Gower Gin Company in Port Eynon? Hier gibt es einen „Gingarten“ zum Probieren und auf Anfrage kann man auch an Führungen teilnehmen.
Wann ist die beste Reisezeit für Swansea?
Egal, zu welcher Jahreszeit: In Swansea wird dir durch Kunst, Musik oder Museen nie langweilig. Generell eignen sich natürlich die Sommermonate am besten für deine Reise: Von Juni bis August ist die Wahrscheinlichkeit für Sonnenschein am höchsten. Denn grundsätzlich ist Wales das im Durchschnitt nasseste Land im Vereinigten Königreich – eine Regenjacke gehört also immer zur Grundausrüstung.
Fazit
Die Stadt hat eine Fülle an faszinierenden Orten für deine Reise zu bieten. Die bewegte Geschichte kannst du in den entsprechenden Museen nachverfolgen – langweilig wird es definitiv nicht! Die Leidenschaft für die Künste, Musik und Literatur ist ebenso gut dokumentiert.
Wir sind uns sicher: Wenn du einmal in Swansea warst, wirst du genau verstehen, was Dylan Thomas an seiner „ugly, lovely town“ fand. Also worauf wartest du noch?