Sinai-Halbinsel
Ägypten – die meisten denken da an die Pyramiden von Gizeh, den Nil, das Tal der Könige und an einen Strandurlaub am Roten Meer. Eine Region wird aber oft vernachlässigt, wenn es um eine Reise nach Ägypten geht – der Süden der Sinai-Halbinsel.
Dabei birgt diese eigentümliche und ursprüngliche Region nicht nur einen der heiligsten Orte der drei monotheistischen Weltreligionen, sondern hat auch ihren ganz eigenen Charme. Der Sinai bietet dir die Chance auf einzigartige Abenteuer.
Wir zeigen dir, was die Sinai-Halbinsel so besonders macht und warum du deinen nächsten Backpacking-Trip unbedingt dorthin planen solltest.
Der heilige Berg − Mount Sinai
Der Mount Sinai ist einer der heiligsten Orte für die Weltbevölkerung und natürlich ein absolutes Muss, wenn du auf der Sinai-Halbinsel bist. Der Berg ist 2285 Meter hoch. Hier soll Moses (laut heiligen Schriften) die 10 Gebote entgegengenommen haben. Im Islam soll der Prophet Mohammed bei seiner Himmelreise diesen Berg als letzte Stufe benutzt haben.
Aufgrund seiner immensen religiösen Bedeutung für Christen, Juden und Muslime ist der Berg natürlich extrem beliebt. Der Mount Sinai ist im Rahmen einer Tagestour von Sharm el Sheikh oder Dahab aus erreichbar. Viele Anbieter beginnen die Wanderung im Dunkeln, um auf dem Gipfel den Sonnenaufgang erleben zu können. Dies ist ein magisches Erlebnis. Die Wanderung dauert ca. 2 Stunden. Auf dem Gipfel des Berges finden sich eine Moschee und eine Kapelle, die Moses gewidmet ist.
Die Wanderung beginnt am Katharinenkloster. Das Kloster ist UNESCO-Weltkulturerbestätte und eines der ältesten Klöster der Welt. Das Kloster ist noch immer in Betrieb. Du kannst Teile davon vormittags besichtigen – außer an Sonn- und Feiertagen.
Im Winter kann es auch mal zu Minusgrade kommen. Du solltest deshalb deine Ausrüstung entsprechend anpassen.
Ein Paradies für Taucher
Das Rote Meer ist bekannt als einer der Top-Tauchhotspots weltweit. Die Sinai-Halbinsel ist einer der besten Orte, um einen Tauchkurs zu machen. Die im Winter gemäßigten Temperaturen und die vergleichsweise günstigen Angebote sind einfach nur perfekt.
Im Normalfall finden sich überall Tauchplätze, die durch geringe Strömung und gute Sicht ideal für Anfänger sind. Demnach können die Kurse meistens komplett im Meer stattfinden. Tauchstunden im Pool sind deshalb nicht unbedingt notwendig. Dann gibt es noch die wunderschönen, farbenfrohen Riffe mit ihren bunten Fischen, Oktopussen, Seepferdchen, Muränen, Schildkröten, Rochen und Nacktschnecken!
Tipp: Lass dich bei der Wahl deiner Tauchschule nicht zu sehr von niedrigen Preisen verführen. Denke immer daran, dass es dabei um deine Sicherheit geht. Du solltest lieber an anderen Punkten sparen! Schau dir die Tauchschulen am besten vor Ort an und entscheide dich dann für eine passende. Wenn du in Dahab bist, können wir dir Sea Dancer Dive Center nur empfehlen. Hier wirst du jede Menge Spaß haben!
Das Blue Hole – der gefährlichste Tauchplatz der Welt
Zunächst müssen wir dich über das berüchtigte Blue Hole aufklären. Es liegt 10 km nördlich von Dahab. Das Blue Hole ist ein großes Loch im Riff mit einem Durchmesser von ca. 50 m – dieses fällt senkrecht bis auf 70 m auf der einen und bis zu 120 m auf der anderen Seite. Eine weitere geologische Besonderheit ist der sogenannte Arch. Dieser verbindet das Blue Hole in einer Tiefe zwischen 100 und 50 m mit dem offenen Meer.
Berühmt ist das Blue Hole vor allem deswegen, weil es der Tauchplatz mit den meisten tödlich verunglückten Tauchern der Welt ist. In einem Sandfelsen neben dem Blue Hole erinnern Gedenktafeln an einige dieser Taucher.
Dennoch ist es normalerweise schon im Rahmen eines Advanced Open Water Kurses möglich, das Blue Hole als Sporttaucher zu erkunden. Das ist auf jeden Fall empfehlenswert. Das bunte Riff, das endlose Blau und die Freediver in der Mitte des Blue Holes machen diesen Tauchgang zu etwas ganz Besonderem!
Die Thistlegorm – eines der spektakulärsten Wracks
Der zweite Top-Spot ist die Thistlegorm. Das Wrack des britischen Frachtschiffes wurde im Zweiten Weltkrieg von der deutschen Luftwaffe versenkt. Regelmäßig landet das Wrack auch auf den Listen der besten tauchbaren Wracks der Welt. Es liegt in ca. 30 m Tiefe auf dem Grund des Roten Meeres und ungefähr 40 km westlich von Sharm El Sheikh. Somit kannst du es nur mit dem Boot erreichen.
Aufgrund der oft starken Strömungen und des anspruchsvollen Tauchgangs ist es nur etwas für erfahrene Taucher. Die meisten Touren unternehmen zwei Tauchgänge am Wrack. Auf dem ersten Tauchgang wird das Wrack von außen erkundet, während du dich beim zweiten Tauchgang ins Innere wagen kannst. Dort findest du noch immer die Fracht, die das Schiff geladen hatte. Insgesamt ein etwas unheimlicher und außergewöhnlicher Tauchplatz!
Willkommen in Dahab
Dahab bedeutet auf Arabisch Gold. Die Stadt ist ein ganz besonderer Ort und sollte auf der Liste eines jeden Backpackers stehen. Dahab liegt ca. 80 km nördlich von Sharm el Sheikh am Golf von Aqaba und hat eine ganz eigene Atmosphäre. Diese lässt sich am ehesten mit der Geschichte erklären.
Ursprünglich war Dahab nämlich ein Fischerdorf der Beduinen, die dort seit Jahrhunderten die Sommer verbrachten. In den 70ern wurde es dann zu einem wahren Paradies für Hippies und Aussteiger aus aller Welt. Abgelegen vom Rest der Welt fanden sie einen Ort, an dem es außer Palmen, dem Meer und einfachen Hütten vor allem sehr viel Hash gab. Hier wurden sie auch von Behörden und Autoritäten in Ruhe gelassen.
Diesen Freigeist kannst du auch heute noch in Dahab spüren, genauso wie das Love, Peace and Happiness Motto der Hippies. Heute lebt dort ein bunter Mix aus Beduinen, Ägyptern und Expats aus der ganzen Welt. Diese wollten meist eigentlich nur für kurze Zeit vor Ort bleiben, jedoch ist Dahab mittlerweile ein zuhause für sie geworden. Vielleicht wird es dir genauso ergehen.
Dahab ist sehr beschaulich und hat einiges zu bieten. Die vielen Restaurants und Cafés an der Promenade laden zum Verweilen ein und bieten kulinarische Spezialitäten aus aller Welt. Du findest hier alles – Slow Food, echte ägyptische Delikatessen, italienische Pizzerien und europäische Pubs.
Außerdem ist Dahab ein Paradies für Sportbegeisterte. Da es dort meist 360 Tage im Jahr Wind gibt, ist es perfekt für Kite- und Windsurfer. Die Schulen findest du in der Lagune am südlichen Ende von Dahab. Natürlich ist Dahab ein Eldorado für Taucher. In diesem Ort gibt es über 50 Tauchschulen und die geschützte Bucht bietet ideale Bedingungen für Kurse. Fast alle Tauchplätze sind vom Ufer aus zugänglich. Du kannst auch von einer Tauchschule aus einfach über die Promenade und direkt ins Wasser gehen.
Außerdem kannst du in Dahab das Apnoetauchen ausprobieren! Hier gibt es eine stetig wachsende Community und vielleicht wirst auch du begeistert sein.
Dahab ist wegen seiner offenen Atmosphäre und der ägyptischen Gastfreundlichkeit immer einen Besuch wert. Sich selbst bezeichnet der Ort auch als die tierfreundlichste Stadt Ägyptens. Zahlreiche Katzen und Ziegen gehören zum Straßenbild. Die überfreundlichen Straßenhunde lassen sich auch mit großem Vergnügen streicheln.
Tipp: Die Blue Lagoon.Die Blue Lagoon ist ein wirklich magischer Ort. Selbst weniger spirituelle Menschen beschreiben eine seltsame Verbundenheit mit ihrer Umgebung, wenn sie dort sind.
Die Blue Lagoon ist vom Blue Hole in der Nähe von Dahab aus entweder mit dem Boot in ca. 20 min oder mit dem Kamel oder zu Fuß in ca. einer Stunde zu erreichen. Im Nationalpark Ras Abu Galum angekommen, hast du dann nur noch eine kurze Jeepfahrt über unbefestigte Straßen vor dich.
Dort angekommen, genießt du am besten einfach den Aufenthalt in simplen Strohhütten mit einem Beduinen-Dinner. Die wunderbare Landschaft zwischen dem tiefblauen Meer, der türkisfarbenen Lagune und den majestätischen, roten Bergen im Hintergrund ist einfach nur traumhaft. Für einen actionreicheren Aufenthalt gibt es dort auch ein Wind- und Kitesurfing-Camp.
Eine atemberaubende Berglandschaft
Die Landschaft auf der Sinai-Halbinsel ist einzigartig. Gerade nachts, wenn du mit dem Jeep über verlassene Landstraßen fährst oder bei einer Übernachtung in der Wüste unter freiem Himmel, wenn der Mond alles in ein silbriges Licht taucht. Du könntest dich auch in der Wüstenlandschaft eines fernen Planeten befinden. Die Berge sind majestätisch. Sobald du die Städte oder Dörfer auf dem Sinai hinter dich lässt, bekommst du ein Gefühl der Abgeschiedenheit, das dich noch mehr mit der Umgebung verbinden wird.
Diese eigentümliche Wüstenlandschaft ist schon seit tausenden von Jahren die Heimat der Beduinenstämme. Wenn du dieses Gebiet erkunden möchtest, dann wende dich am besten an sie. Für Touren zum Colored Canyon und dem White Canyon in der Nähe von Nuweiba arbeiten die meisten Tourenanbieter mit Beduinen zusammen.
Diese Touren führen durch schmale Schluchten und einzigartigen Felsformationen in strahlend weiß oder mit faszinierenden bunten Mustern. Nach der Wanderung kannst du dich dann in einer Oase entspannen und dir mit den Beduinen ein traditionelles Mittagessen teilen. Andere sehenswerte Ausflugsziele sind der Closed Canyon und der Gebel Mahroum – ein Lochberg.
Abgesehen davon ist diese Wüste einfach faszinierend mit ihren endlosen Wadis, Tälern und Bergen. Wenn du Glück hast, siehst du auf deinen Wanderungen vielleicht sogar die kleinen Wüstenfüchse oder nubische Steinböcke!
Wenn du nicht genug vom Gebirge bekommst und ein absoluter Wanderfan bist, ist vielleicht der Sinai Trail etwas für dich. Es ist Ägyptens erster Fernwanderweg. Der insgesamt 550 km lange Weg führt vorbei an traumhaften Oasen, dem Written Rock, der Blue Desert, dem Mount Sinai und dem Katharinenkloster. Betreut wird er von acht Beduinenstämmen, die dich auf deinem Weg durch ihren Teil des Wanderweges begleiten. Ein Guide und ein Kamel sind erforderlich. Natürlich können auch nur einzelne Abschnitte gelaufen werden. Die beste Zeit für dieses Abenteuer ist entweder der Frühling oder der Herbst, sodass es weder zu heiß oder zu kalt ist.
Wenn du es etwas gemütlicher angehen willst und dich in Dahab aufhältst, kannst du vielleicht einen Blick in den Dahab’s Walking and Scrambling Guide werfen. Der Guide ist ein inoffizieller Wanderführer, der aus einem privaten Projekt von Locals entstanden ist. Deshalb gibt es auch keinen offiziellen Verkaufsort. Am besten fragst du deine Kontakte vor Ort danach oder du suchst auf Facebook.
Geheimtipp: Kamelrennen am 10. JanuarJedes Jahr findet in der Wüste der Sinai-Halbinsel im Wadi Zalaga ein Kamelrennen statt. Traditionell wird das Rennen am 10. Januar ausgeführt. Dieses wird von den Mezeina- und Tarabeen-Beduinen ausgerichtet. Die Kamele werden dabei von Beduinenkindern geritten – manche von ihnen sind noch nicht einmal 10 Jahre alt. Wie auf dem Sinai so üblich ist auch dieses Rennen ein bisschen anders und ein bisschen chaotischer. Denn nach dem Start verfolgen die Zuschauer das ca. 30 km lange Rennen von Jeeps aus, die neben, vor und hinter den Kamelen durch die Wüste bis zum Ziel rasen.
Obwohl es eine traditionelle Veranstaltung der Beduinen ist, sind Reisende willkommen.
Achtung – denke daran, dass es im Januar in der Wüste um die null Grad ist und packe dich dementsprechend warm ein.
Fazit
Die Sinai-Halbinsel ist ursprünglich, einzigartig und bietet dir die Chance auf ein authentisches Abenteuer abseits von Reiseattraktionen.
Aus dem Ausland reist du am besten über den Flughafen in Sharm el Sheikh an. Falls du dich bereits in Ägypten aufhältst, kannst du auch den Go Bus von Kairo aus nehmen.
Wie du siehst, ist die Sinai-Halbinsel besonders unterhaltsam und bietet gleichzeitig eine wunderschöne Landschaft.
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