In Schottland wildcampen – Regeln, Tipps & Strafen

Schottland – ein Land voller rauer Küsten, mystischer Moore und endloser Highlands. Für viele Abenteurer ist es der Inbegriff von Freiheit, einfach das Zelt aufschlagen zu können, wo die Landschaft am schönsten ist. Und tatsächlich erlaubt das schottische Recht unter bestimmten Bedingungen das Wildcampen – ein Privileg, das nur wenige Länder so großzügig handhaben. Doch wer unvorbereitet loszieht, riskiert nicht nur ein nasses Zelt, sondern auch Bußgelder.

Hier findest du alle wichtigen Infos, Tipps und Hinweise, um dein Wildcamping-Abenteuer in Schottland sicher, legal und unvergesslich zu gestalten.

Ist Wildcampen in Schottland überhaupt erlaubt?

In Schottland ist Wildcampen für Zeltreisende grundsätzlich erlaubt – und zwar dank des sogenannten Jedermannsrechts. Dieses besondere Zugangsrecht basiert auf dem Land Reform (Scotland) Act 2003 und wird im Scottish Outdoor Access Code geregelt. Es erlaubt das Zelten auf nicht eingezäunten Flächen, solange man bestimmte Regeln einhält.

Das Recht gilt vor allem für Wanderer, Radfahrer und andere nicht motorisierte Reisende. Wer mit Zelt unterwegs ist, darf sein Lager für kurze Zeit in der Natur aufschlagen – fernab von Häusern, Straßen und sensiblen Flächen. Entscheidend ist ein respektvoller Umgang mit Land, Natur und Menschen.

Nicht überall ist Wildcampen ohne Einschränkung möglich:

  • In Loch Lomond & The Trossachs National Park gilt ein Permit-System, um die Belastung für Natur und Anwohner zu verringern.
  • Bestimmte Küstenabschnitte, Naturreservate oder private Flächen können durch lokale Regelungen ebenfalls ausgenommen sein.

 

Wichtig: Für motorisierte Fahrzeuge wie Wohnmobile oder Campervans gilt das Jedermannsrecht nicht. Wer mit Fahrzeug unterwegs ist, fällt unter andere Bestimmungen und muss meist auf offizielle Stellplätze oder ausgewiesene Parkflächen ausweichen.

Welche Regeln gelten nach dem Scottish Outdoor Access Code?

Das schottische Zugangsrecht bringt viel Freiheit – aber auch Verantwortung. Der Scottish Outdoor Access Code gibt klare Verhaltensregeln vor, die für alle gelten, die wildcampen möchten. Ziel ist es, die Natur zu schützen und Konflikte mit Anwohnern zu vermeiden.

Die wichtigsten Punkte:

  • Abstand halten: Mindestens 100 Meter zu Häusern und Gebäuden, um die Privatsphäre zu respektieren.
  • Kleine Gruppen: Maximal zwei bis drei Zelte, um Spuren zu minimieren.
  • Kurz bleiben: In der Regel nicht länger als zwei bis drei Nächte am gleichen Ort.
  • Sauber hinterlassen: Müll und Essensreste vollständig mitnehmen, auch kleine Dinge wie Schnüre oder Draht.
  • Feuer vermeiden: Bei Trockenheit besteht hohes Waldbrandrisiko – besser einen Campingkocher nutzen.
  • Rücksicht auf Tiere: Weidetiere, Brutplätze und sensible Flächen meiden.

 

Do’s & Don’ts beim Wildcampen in Schottland

Erlaubt Nicht erlaubt
Zelten auf freiem, nicht eingezäuntem Land Campen im Vorgarten oder an Privatstraßen
Nutzung eines Campingkochers Offenes Feuer bei Trockenheit
Übernachten max. 2–3 Nächte am selben Ort Langes Lagern mit großen Gruppen
Abstand zu Häusern, Straßen & Gewässern Müll oder Abwasser hinterlassen

Wer diese Regeln beachtet, kann auch in beliebten Regionen wie den Highlands oder den Cairngorms National Park verantwortungsvoll campen – und trägt dazu bei, dass das Jedermannsrecht erhalten bleibt.

Gilt das Jedermannsrecht auch für Wohnmobile und Campervans?

Das Jedermannsrecht gilt ausschließlich für nicht motorisierte Aktivitäten wie Wandern oder Zelten. Für Wohnmobile, Wohnwagen oder Campervans gelten eigene Vorschriften. Motorisierte Fahrzeuge fallen nicht unter den Scottish Outdoor Access Code, sondern unter Verkehrs- und Parkgesetze.

Das bedeutet:

  • Übernachten ist nur auf offiziellen Campingplätzen oder genehmigten Stellplätzen erlaubt.
  • Auf Parkplätzen, an Straßenrändern oder in Dörfern stehen oft Schilder mit dem Hinweis „No Overnight Parking“. Diese sind verbindlich und sollten unbedingt beachtet werden.
  • Das Programm „Stay the Night“ von Forestry and Land Scotland erlaubt in der Sommersaison an ausgewählten Parkplätzen das Übernachten im Fahrzeug zwischen 18 Uhr und 10 Uhr morgens – gegen eine geringe Gebühr.

 

Frei stehen mit dem Wohnmobil ist nur dort möglich, wo es ausdrücklich gestattet ist. Selbst wenn auf einem Parkplatz keine Verbotsschilder stehen, kann die Polizei oder ein Ranger um einen Platzwechsel bitten, wenn Beschwerden vorliegen oder Sicherheitsaspekte betroffen sind.

Für alle, die mit Fahrzeug reisen, lohnt es sich, vorab die Route zu planen und Stellplätze zu reservieren – besonders in der Hauptsaison. So vermeidet man unangenehme Überraschungen und hält sich an die gesetzlichen Vorgaben.

Welche Regionen eignen sich besonders fürs Wildcampen mit Zelt?

Schottland ist für seine dramatischen Landschaften bekannt – und viele Gegenden sind ideal für legale Wildcamping-Abenteuer mit dem Zelt. Dennoch unterscheiden sich die Möglichkeiten je nach Region.

Die Highlands bieten weite Täler, einsame Hochebenen und abgelegene Seen. Hier gibt es zahlreiche Stellen, an denen man fernab von Straßen und Häusern zelten kann. Besonders beliebt sind die Ufer kleiner Bergseen oder Flussläufe in ruhigen Tälern.

Der Cairngorms National Park ist mit seinen hohen Gipfeln, tiefen Wäldern und klaren Flüssen ein Paradies für Naturfreunde. Das Wildcampen ist hier nach den allgemeinen Regeln des Scottish Outdoor Access Code erlaubt – solange man sensible Flächen wie Moorgebiete oder Jungwald meidet.

An der Küste bieten die Äußeren Hebriden, Orkney oder bestimmte Abschnitte der Nordküste traumhafte Plätze – oft mit Blick auf das Meer. Hier sollte man jedoch auf den Einfluss der Gezeiten achten und nicht zu nah am Wasser zelten.

Eine Ausnahme ist der Loch Lomond & The Trossachs National Park: Hier gilt ein Camping-Management-System mit Permit-Pflicht in bestimmten Zonen. Diese Genehmigung kann online gebucht werden und kostet nur wenige Pfund pro Nacht – sie sichert aber legale Übernachtungsplätze in einer stark besuchten Region.

Beliebte Regionen für Wildcampen in Schottland

  • West Highlands mit Tälern wie Glen Coe
  • Cairngorms National Park
  • Isle of Skye – abgelegene Buchten und Berglandschaften
  • Küsten der Äußeren Hebriden
  • North Coast 500 Route

 

Wer diese Gegenden respektvoll bereist und die Regeln beachtet, erlebt die ganze Schönheit der schottischen Landschaft.

Was sind die größten Risiken und Strafen beim Wildcampen?

Trotz der gesetzlichen Erlaubnis gibt es einige Risiken, die beim Wildcampen in Schottland beachtet werden sollten. Die Natur ist rau und kann schnell ungemütlich werden: Wetterumschwünge in den Highlands sind häufig, starker Wind oder plötzlicher Regen können die Bedingungen binnen Minuten verändern.

Im Sommer sind Midges – winzige Stechmücken – vor allem in feuchten, windstillen Regionen eine echte Plage. Ein gutes Insektenschutzmittel gehört daher ins Gepäck. Auch Wildtiere wie Rotwild oder Seevögel sollten nicht gestört werden, vor allem in der Brut- oder Setzzeit.

Rechtlich drohen Strafen vor allem, wenn gegen lokale Vorschriften verstoßen wird. Beispiele:

  • Zelten in gesperrten Bereichen von Loch Lomond & The Trossachs ohne Permit
  • Offenes Feuer in Trockenperioden oder in geschützten Waldgebieten
  • Müll oder Schäden an Flächen hinterlassen

 

Solche Verstöße können zu Platzverweisen oder Bußgeldern von bis zu mehreren hundert Pfund führen. In Nationalparks sind Ranger oft unterwegs, um Genehmigungen zu kontrollieren und auf die Einhaltung der Regeln zu achten.

Fazit: Tipps für ein sicheres, respektvolles und legales Wildcamping-Erlebnis

Mit guter Vorbereitung und Rücksichtnahme wird das Wildcampen in Schottland zu einem unvergesslichen Erlebnis. Wer die gesetzlichen Rahmenbedingungen kennt und sich daran hält, genießt die Freiheit, die das Jedermannsrecht bietet – ohne Konflikte mit Einheimischen oder Behörden.

Die wichtigsten praktischen Hinweise fürs Wildcampen in Schottland:

  • Routen planen: Karten, Outdoor-Apps oder offizielle Webseiten helfen bei der Suche nach geeigneten Übernachtungsplätzen.
  • Ausrüstung anpassen: Wetterfeste Zelte, warme Schlafsäcke und ein verlässlicher Kocher sind Pflicht.
  • Respektvoll campen: Keine Spuren hinterlassen, Abstand zu Häusern und Straßen einhalten, Wasserquellen sauber halten.
  • Feuer sicher nutzen: Wenn erlaubt, nur kleine Feuerstellen anlegen und eigenes Brennmaterial mitbringen – besser einen Gaskocher verwenden.
  • Kommunikation: Bei Unsicherheit lieber Einheimische fragen oder auf einen Campingplatz ausweichen.

 

Wer unsicher ist, kann auch Bothies nutzen – einfache, unbewirtschaftete Hütten in der Wildnis, die kostenlos oder gegen Spenden genutzt werden dürfen. Sie bieten Schutz bei schlechtem Wetter und sind Teil der schottischen Outdoor-Tradition.

So wird das Wildcampen zu einem verantwortungsvollen Abenteuer, bei dem man nicht nur die Freiheit der schottischen Landschaft erlebt, sondern auch aktiv zu ihrem Schutz beiträgt.

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