Filmtourismus – Bereise die Orte deiner Lieblingsfilme!
Sicher hast du auch schon mal davon geträumt, Mittelerde oder Hogwarts zu besuchen oder die Planeten aus Star Wars zu bereisen – einfach in eine dieser fantastischen Filmwelten einzutauchen, wäre definitiv ein Abenteuer wert. Für Filmfanatiker und Serienjunkies eignet sich der Filmtourismus dann besonders gut:
Hierbei bereist du die realen Orte, an denen deine Lieblingsgeschichten erzählt wurden. Du besichtigst die Umgebung oder sogar das zurückgelassene Set. Ob berühmte Ecken in New York oder Paris oder auf Abwegen in neuseeländischen oder chinesischen Nationalparks – Drehorte sind so vielfältig wie die Filmwelt und somit überall zu finden.
Filmtourismus kurbelt den Tourismus an vielen Orten wegen des großen Filmerfolgs an. Das kann für die lokale Bevölkerung äußerst lukrativ sein oder aber für massive Probleme sorgen.
Wenn du mehr über den Filmtourismus, seine Motive, Entwicklung und Probleme erfahren willst, dann bist du bei uns genau richtig. Lies gerne weiter!
Definition von Filmtourismus
Der Filmtourismus gehört zum Kulturtourismus und beschreibt das Reisen an Orte, die auf irgendeine Weise mit Filmen oder Serien zu tun haben. Das sind besonders häufig die Drehorte bzw. Schauplätze von Filmen, also die Realkulissen. Diese Art von Filmtourismus findet On Location statt, da die Reiseziele einen direkten räumlichen Bezug zu bestimmten Filmen und Serien haben.
Daneben gibt es aber noch den Filmtourismus der Off Location stattfindet und eher in thematischer statt räumlicher Hinsicht mit Filmen in Verbindung steht. Das können zum einen filmbezogene Kultur- und Freizeiteinrichtungen sein, wie etwa Museen oder Filmparks. Zum anderen können das aber auch Filmevents, wie Festivals oder Premieren sein. Auch Wohnhäuser, Geburtshäuser und Gräber von Filmstars oder Regisseuren oder Erinnerungsorte, an denen Touristen ihren Idolen nahe sein können, zählen zum Off Location-Filmtourismus. Ein Synonym von „Filmtourismus“ lautet Setjetting und kombiniert das Filmset mit dem „durch-die-Welt-jetten“.
Manchmal wird zwischen dem Filmtouristen und dem Drehorttouristen unterschieden: Dabei hat der Filmtourist ein vorrangiges Interesse an der Flora und Fauna, die er in einem Film gesehen hat, bzw.– wurde er durch den Film zum Bereisen des Drehortes inspiriert. Der Drehorttourist dagegen interessiert sich speziell für die Drehorte und den Filmzusammenhang.
Beweggründe für den Filmtourismus
Warum macht man sich auf den Weg zu einer Filmattraktion oder zu einem Drehort? Filmtouristen oder Setjetter bereisen Drehorte und Filmschauplätze aus einer Vielzahl an Gründen. Diese Gründe können entweder von externen oder internen Faktoren beeinflusst werden.
Zu den internen Beweggründen zählen z. B. der Wunsch nach Selbstverwirklichung oder die vorübergehende Flucht in eine Fantasiewelt. Vielleicht hast du dich auch schon einmal in deinen Lieblingsfilm reingedacht und kannst dir vorstellen, dass dieses Gefühl am wahrhaften Drehort noch intensiver sein muss. Weitere interne Faktoren für den Filmtourismus können das Eintauchen in die Vergangenheit, das Sammeln von Erfahrungen (z. B. mit Blick auf das Reisen an sich) und das Verlangen nach Status und Prestige sein.
Zu den externen Faktoren für den Filmtourismus zählen primär die Orte an sich, also die Drehorte oder Schauplätze selbst, die die Filmtouristen in ihren Bann ziehen. Hier haben jene die Möglichkeit, sich nachträglich in den Film zu integrieren oder die Atmosphäre zu genießen. Ziel ist es dabei aus dem virtuellen Film- oder Fernseherlebnis ein reales Erlebnis zu schaffen. Auch Schauspieler und Regisseure gehören zu den Motiven für den Filmtourismus, da sie eine externe Verbindung zwischen Lokalität und Film darstellen.
Diese Gründe stehen aber nicht alleine und überschneiden sich auch vielfach. Außerdem ist der Filmtourismus nicht immer der alleinige oder ausschlaggebende Grund für die Reise. Deswegen kann man besser zwischen den verschiedenen Arten von Filmtouristen unterscheiden, von denen es drei gibt:
- Der zufällige Filmtourist: Hier spielen die Filme eigentlich keine Rolle, es geht vielmehr um die neue Erfahrung und den Austausch mit anderen Touristen. Zudem befindet er sich nur zufällig in der Nähe einer Filmkulisse.
- Der generelle Filmtourist: Die Gründe für die Reise setzen sich aus normalen und filmtouristischen Motiven zusammen.
- Der spezielle Filmtourist: Hier sind die Drehorte das explizite Ziel der Reise und der Grund für ihren Antritt. Außerdem überwiegen hier interne Beweggründe.
Welche Gründe wären für dich ausschlaggebend, wenn du dem Filmtourismus nachgehen würdest?
Entwicklung des Filmtourismus
Der Filmtourismus ist mit dem Literaturtourismus verwandt, der ebenfalls eine Form des Kulturtourismus ist. In den Zeiten vor Film- und Fernsehen wurden Bücher genutzt, um sich unter anderem an ferne Orte zu wünschen. Der Literaturtourismus beschreibt also ein ähnliches Phänomen wie der Filmtourismus: So bereist man die Orte, die für die Entstehung des literarischen Werkes relevant waren. Man reist auch zu Zielen, die an das Werk oder sein Schriftsteller erinnern. Und Schauplätze, um die es in den Werken geht, werden ebenfalls bereist.
Ersteres können zum Beispiel Geburts- und Wohnhäuser von berühmten Autoren oder deren Bildungseinrichtungen sein. Zum Beispiel gibt es den Bauernhof Näs in Vimmerby, auf dem Astrid Lindgren aufwuchs, das Goethe-Haus in Frankfurt am Main oder die Deutsche Universität Prag, die von Franz Kafka besucht wurde. Doch auch andere Destinationen und Reisen erinnern an Schriftsteller selbst oder an ihr Wirken. Ferien-, Sterbehäuser und Gräber, wie z. B. das Grab von J. R. R. Tolkien auf dem Wolvercote Cemetery in Oxford, gehören zum Literaturtourismus.
Der Filmtourismus bezieht derartige Orte ebenfalls mit ein – nur mit dem Filmbezug. Reise- und Wanderrouten von Schriftstellern, wie die Segeltörns in der Karibik von Ernest Hemingway, sind ebenfalls attraktiv für Literaturtouristen. Hier können sie die Perspektive der Schriftsteller einnehmen. Nicht zuletzt gehören Orte, die etwas mit literarischen Gruppen zu tun hatten, auch zum Literaturtourismus, wie z. B. der Stadtteil Bloomsbury in London, in dem die Bloomsbury Group, eine Gruppe englischer Künstler und Künstlerinnen agierte. Unter ihnen waren auch Virginia Woolf und John Maynard Keynes.
Allerdings sind Literaturtouristen auch von den Handlungsorten von Romanen zum Reisen inspiriert. Sie begeben sich dann auf die Suche nach den fiktiven Örtlichkeiten in der Realität. Das sind entweder reale Stätten oder es sind Orte, die als Anregungen für fiktive Landschaften, Städte usw. dienten. Das kann man zum Beispiel von Guillermo Cabrera Infantes Roman „Drei traurige Tiger“ („Tres tristes tigres“) sagen, der den Leser durch Havanna führt.
Literaturtourismus war vor dem Filmtourismus bereits sehr interessant für Kulturinteressierte, da sie über bestimmte Destinationen Informationen erhalten und sich dadurch zu einer Reise inspiriert sehen.
Wie du siehst, gibt es viele Parallelen zwischen dem Filmtourismus und dem Literaturtourismus, wenn es um die auserkorenen Reiseziele geht. Auch die Motive sind in der Regel ähnlich. Man kann beim Literaturtourismus ergänzen, dass die Visualisierung der Orte noch eine größere Rolle spielt, da man in Büchern nur über sie liest, während Filme bereits ein visuelles Medium sind. Medien spielen also beim Reiseverhalten eine große Rolle.
Chancen des Filmtourismus
Die Vorteile
Grundsätzlich gilt: Je beliebter und erfolgreicher der Film, desto größer ist der Ansturm auf die verschiedenen Destinationen.
Das kann natürlich äußert lukrativ für die lokale Bevölkerung sein, da der Tourismus die Wirtschaft der jeweiligen Region unterstützt. Das fängt bereits bei der Anreise und Unterkunft von Filmcrew und Schauspielern an. Die müssen für geraume Zeit vor Ort sein, um den Film zu drehen und entsprechend untergebracht werden. Auch werden Einheimische oft für (temporäre) Handlangertätigkeiten angeheuert.
Nach Beendigung der Dreharbeiten werden die Drehorte von der Filmcrew verlassen. Doch nach einer erfolgreichen Veröffentlichung kann es passieren, dass Touristen stattdessen anreisen. Auch hier profitieren wieder Besitzer von Unterkünften. Doch auch das Personal im Personennahverkehr macht ein gutes Geschäft, da sie die Filmtouristen von Ort zu Ort transportieren. Letztendlich werden auch – je nachdem wie erfolgreich der Film oder die Serie war – spezielle Attraktionen wie Touren, Museumsausstellungen oder Souvenirstände geschaffen.
Die Nachteile
Leider hat dieser Touristenansturm nicht nur positive Auswirkungen, da die Bevölkerung und auch die Natur sehr darunter leiden können. Das kann an Störungen des Alltags durch überfüllte öffentliche Verkehrsmittel, an respektlosem Verhalten der Touristen oder an massiven Umweltverschmutzungen liegen.
Ein Beispiel ist hierfür die kroatische Stadt Dubrovnik, die aufgrund der Erfolgsserie „Game of Thrones“ jährlich 1,4 Millionen Besucher zählt – dabei hat die Stadt nur 42.000 Einwohner. Das führt natürlich zu großen Kapazitätsproblemen, die großen Einfluss auf die Zufriedenheit der Einheimischen und der Touristen haben.
Das Problem mit dem respektlosen Verhalten ist besonders an Orten markant, deren Geschichte auf realen und tragischen Begebenheiten fußt. So hat die Serie „Chernobyl“, deren Handlung die Nuklearkatastrophe von 1986 ins Zentrum rückt, eine Tourismuswelle nach Prypjat/Tschernobly ausgelöst. An diesem Ort der Tragödie wird dann aber nicht der Opfer gedacht, was als respektlos und unangebracht empfunden wird.
Nicht zuletzt kann die Umwelt von ehemaligen Filmsets extrem in Mitleidenschaft gezogen werden. Das sieht man zum Beispiel sehr gut an der Maya Bay auf Koh Phi Phi, wo der Film „The Beach“ gedreht wurde. Bereits durch die Dreharbeiten, die eine künstliche Vergrößerung des Strandes vorsahen, wurde die dortige Natur irreversibel geschädigt. Doch der anschließende Massentourismus zerstörte zudem 80 % der Korallenbänke vor der Küste, weswegen der Strand lange Zeit geschlossen war. Er ist mittlerweile wieder mit strengen Auflagen zugänglich, kann aber jederzeit wieder gesperrt werden.
Der Filmtourismus ist auf ökonomischer Ebene also durchaus eine positive Folge von Filmerfolgen, aber aus ökologischer und sozialer Sicht ist er äußerst kritisch zu betrachten. Unter den Einheimischen herrschen unterschiedliche Meinungen zum Thema Tourismus. Mit Blick auf die Natur ist die Lage jedoch eindeutig: Sowohl die Filmproduktion, als auch der anschließende Tourismus können das Ökosystem erheblich schädigen, was man beim Reisen auch definitiv berücksichtigen sollte, indem man nachhaltig und rücksichtsvoll agiert.
Die Filmset-Knigge
Es ist wichtig sich an den Filmsets respektvoll zu verhalten. Natürlich solltest du keinen Müll oder andere Gegenstände hinterlassen. Wenn der Drehort in der Natur liegt, solltest du auch keine Pflanzen oder ähnliche Andenken mitnehmen. Das könnte das Ökosystem stören. Falls du tatsächlich ein nicht abgebautes Filmset besichtigen kannst, solltest du es so zurücklassen, wie du es vorgefunden hast. So haben andere Filmfans noch etwas davon.
Manche Drehorte befinden sich auf Privatgelände und sind nicht ohne Weiteres zugänglich. Vielleicht kannst du von Weitem einen Blick erhaschen, aber du solltest die Eigentümer auf keinen Fall belästigen. Ähnliches gilt auch für geführte Touren in Filmstudios: Normalerweise herrschen hier Fotografie- und Filmverbot und daran solltest du dich halten (sonst könnte es passieren, dass derartige Touren abgeschafft werden).
Die besten Orte für Filmtourismus
Städte
Besonders gut eignen sich zum Beispiel die Städte New York, Los Angeles, London, Paris oder Berlin. Hier kannst du sogar oft gleich mehrere Filmsets abhaken. New York war Drehort für „Der Joker“, „Ghostbusters“, „Harry und Sally“, „Léon – der Profi“ und viele mehr, während L. A. mit den Drehorten zu „Once Upon A Time in Hollywood“, „La La Land“ oder „Stirb langsam“ lockt.
Doch auch in den europäischen Hauptstädten wird man leicht fündig: In und um Berlin wurden z. B. „The First Avenger: Civil War“, „Lola rennt“ oder „Dark“ gedreht. London und seine Umgebung sind unter anderem Setting für „Downton Abby“, „Sherlock Holmes“ oder „Harry Potter“. Paris gab sich für „Die Tribute von Panem“, „Inception“ oder „Die fabelhafte Welt der Amélie“ her.
Parks, Wüsten und Mehr
Aber auch abseits der Großstädte findest du eine ganze Reihe an wunderschönen, interessanten und aufregenden Lokalitäten. Der Nationalpark Zhangjiajie in China diente als Kulisse für den Film „Avatar – Aufbruch nach Pandora“. Die Wüste Namib verwandelte sich in „Mad Max: Fury Road“ in ein postapokalyptisches Ödland. Ganz Neuseeland diente im Grunde als Hintergrund für die „Herr der Ringe“-Trilogie. Du kannst in „Hobbiton“ bei Matamata sogar noch das Auenland besuchen wie du es aus den Filmen kennst.
Fazit
Der Filmtourismus ist eine sehr schöne Form des Kulturtourismus, die wunderbar deine Fantasie anregen kann. Drehorte lassen sich auf der ganzen Welt entdecken, was den Filmtourismus zu einem ausgezeichneten Spaß für Backpacker und Weltenbummler macht. Allerdings sollte man dabei immer auf seine Umgebung Acht geben. Man muss sich auch damit abfinden, dass mache Orte aufgrund von Überfüllung und Umweltschäden geschlossen sind. Wir hoffen, dass wir dir das Thema Filmtourismus näherbringen und dein Interesse wecken konnten.
Sammle bei deinem nächsten Kinobesuch oder Filmabend schon mal Ideen für deine nächste Reise!
Louisa Marquardt