Wer länger verreist, steht vor einer Herausforderung: Wie lässt sich so eine Auszeit finanzieren? Die gute Nachricht: Mit durchdachter Planung sind monatelange Reisen oft günstiger als gedacht. Die Kostenfalle lauert meist nicht unterwegs, sondern in den laufenden Fixkosten daheim.
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Die versteckten Kostenfresser zu Hause
Während die Wohnung leer steht, laufen viele Ausgaben einfach weiter. Miete, Versicherungen, Handyvertrag – die Liste ist lang. Bei einem halben Jahr Abwesenheit können da schnell mehrere tausend Euro zusammenkommen, ohne dass man etwas davon hat. Manche Posten lassen sich pausieren, andere reduzieren.
Bei den Energiekosten gibt es mittlerweile flexiblere Optionen. Ein variabler Stromtarif kann beispielsweise an den tatsächlichen Verbrauch angepasst werden – praktisch, wenn die Wohnung Monate leer steht. Auch Abos für Streaming-Dienste, Fitnessstudios oder Zeitschriften lassen sich temporär kündigen. Jeder gesparte Euro fließt ins Reisebudget.
Die Wohnung unterzuvermieten ist eine weitere Option. Dabei sollten Mieter*innen allerdings vorher mit dem Vermieter sprechen – nicht überall ist das ohne Weiteres möglich. Wer diese Hürde nimmt, kann die größte Ausgabe neutralisieren oder sogar ein Plus erwirtschaften.
Budgetplanung nach Reisedauer
Die Faustregel: Je länger unterwegs, desto günstiger wird der Tagesdurchschnitt. Bei drei Monaten fallen noch mehr einmalige Ausgaben ins Gewicht – Impfungen, Ausrüstung, Flüge. Bei einem Jahr verteilen sich diese Kosten und das Reisen wird effizienter.
Für drei Monate in Südostasien kalkulieren erfahrene Backpacker oft mit 3.000 bis 4.500 Euro – inklusive Flug. Das macht etwa 30 bis 40 Euro pro Tag. In teureren Regionen wie Neuseeland oder Skandinavien verdoppelt sich dieser Betrag schnell. Sechs Monate lassen sich in günstigen Ländern mit 6.000 bis 9.000 Euro stemmen, ein Jahr mit 12.000 bis 18.000 Euro.
Entscheidend ist die Wahl der Destination. Während in Thailand oder Vietnam ein Hostel-Bett für fünf Euro zu haben ist, kostet dasselbe in Australien das Dreifache. Wer verschiedene Regionen erkundet, kann durch geschickte Routenplanung die Kosten im Rahmen halten – teure Länder mit günstigen kombinieren.
Sparpotenziale unterwegs
Accommodation macht oft den größten Posten aus. Wer flexibel ist, findet Alternativen zum klassischen Hostel. Couchsurfing ist nach wie vor eine gute Option für spontane Menschen. House-Sitting kombiniert kostenlose Unterkunft mit einem ruhigen Zuhause – ideal für längere Aufenthalte an einem Ort.
Work-Exchange-Programme wie WWOOF oder Workaway bieten Kost und Logis gegen ein paar Stunden Arbeit am Tag. Das spart nicht nur Geld, sondern bringt auch tiefere Einblicke in die lokale Kultur. Bei mehrmonatigen Reisen macht diese Art des Reisens einen echten Unterschied.
Transport ist der zweite große Posten. Nachtzüge oder Busse kombinieren Fortbewegung mit Übernachtung – doppelter Nutzen. Wer Zeit mitbringt, kann auf billigere Verkehrsmittel setzen statt auf Inlandsflüge. In vielen Ländern kosten lokale Busse nur einen Bruchteil der touristischen Shuttles.
Essen ohne Restaurantpreise
Selbst kochen ist der klassische Spartipp – funktioniert aber nur, wenn die Unterkunft eine Küche hat. Auf Märkten einkaufen bringt nicht nur günstigere Preise, sondern auch authentische Erlebnisse. In Ländern mit ausgeprägter Street-Food-Kultur ist das lokale Essen oft günstiger und besser als jede Hostel-Küche.
Ein Trick für längere Aufenthalte: Sich mit anderen Reisenden zusammentun und gemeinsam kochen. Die Lebensmittel lassen sich teilen, niemand wirft etwas weg und der soziale Aspekt kommt auch nicht zu kurz.
Versicherungen nicht vergessen
Auslandskrankenversicherung ist Pflicht, keine Option. Für Langzeitreisen gibt es spezielle Tarife, die günstiger sind als mehrere kurze Versicherungen aneinanderzureihen. Manche Kreditkarten beinhalten einen Reiseschutz – lohnt sich nachzuschauen, was bereits abgedeckt ist.
Die gesetzliche Krankenversicherung läuft in Deutschland weiter, auch bei längerer Abwesenheit. Wer angestellt war und kündigt, muss sich freiwillig versichern – ein Posten, der in der Budgetplanung oft vergessen wird.
Auch Deutschland hat Potenzial
Wer das Budget schonen will, muss nicht in die Ferne schweifen. Backpacking in Deutschland ist unterschätzt und deutlich günstiger als Fernreisen. Keine Flugkosten, keine Impfungen, keine Sprachbarriere – und trotzdem gibt es von Küstenwanderungen bis zu Bergtouren einiges zu entdecken.
Zelten ist erlaubt auf offiziellen Campingplätzen, wilde Übernachtungen in der Natur sind rechtlich zwar Grauzone, werden aber oft toleriert. Die Infrastruktur für Wanderer und Radfahrer ist gut ausgebaut.
Das Timing macht den Unterschied
Nebensaison bedeutet niedrigere Preise – bei Flügen, Unterkünften und manchmal sogar bei Aktivitäten. Wer im Mai statt im August nach Thailand fliegt, spart locker einige hundert Euro. Das Wetter mag nicht perfekt sein, aber die Strände sind dafür leerer.
Frühbucher-Rabatte und Last-Minute-Deals sind zwei Seiten derselben Medaille. Wer flexibel ist, kann bei beiden zuschlagen. Bei Langzeitreisen lohnt es sich, nur den Hinflug zu buchen und den Rückflug später zu organisieren – mehr Freiheit, oft günstigere Optionen.
Monatelanges Reisen ist kein Luxus, sondern eine Frage der Prioritäten und Planung. Mit realistischer Budgetierung und cleveren Einsparungen wird der Traum zur machbaren Realität.