Eine Reise zu den Polarlichtern – die 9 besten Länder
Alle haben schon einmal von den leuchtenden Erscheinungen am Himmel gehört. Aber hast du sie tatsächlich schon einmal gesehen? Früher glaubten die Inuit, dass die Polarlichter die Reise der Verstorbenen darstellten. Geister sollen den Verstorbenen den Weg mit Laternen weisen oder die Lebenden für frevelhaftes Verhalten bestrafen. In der nordischen Mythologie ist die Entstehung der Legende der Brücke Bifröst, die das Gottesreich Odins mit Midgard (unserer Welt) verbinden soll, auf die Polarlichter zurückzuführen – Marvel lässt grüßen. Heute lassen sich diese Lichterscheinungen wissenschaftlich erklären und sind wahrlich magisch anzusehen – und zwar am besten in einem Radius von 2500 Kilometern um den Nord- oder Südpol herum. Je nachdem, auf welcher Erdhalbkugel du dich befindest, werden die Polarlichter auch Nord- oder Südlichter genannt.
Wir verraten dir, welche neun Länder sich am besten dafür eignen, dieses Naturphänomen zu bestaunen. Zuerst haben wir aber noch ein paar wissenswerte Fakten für dich.
Wissenswertes rund um die Polarlichter
Wie entstehen die spektakulären Lichter am Himmel überhaupt? Die Gründe für die Entstehung der Polarlichter sind Sonnenwinde. Wenn das Plasma der Sonne auf das Magnetfeld der Erde trifft, erzeugen die verschieden geladenen Teilchen Lichtströmungen, die Menschen mit dem bloßen Auge sehen können. Die Farbe der Polarlichter hängt dabei von den Bestandteilen der Atmosphäre und der Höhe der Ionisierung ab. Je tiefer diese stattfindet, desto blauer erscheinen die Lichter. Rote Polarlichter können mit etwas Glück bei einer Höhe von 240 km gesehen werden. Jedoch sieht das menschliche Auge grüne Farben leichter, was dazu führen kann, dass das Rot am Nachthimmel übersehen wird. Aber auch Mischfarben können entstehen. Dann erscheinen die Lichter Violett, Weiß oder Gelblich.
Je nach Stärke der Sonnenwinde erscheinen die Lichter außerdem in unterschiedlichen Formen. Sie sind jedoch nur in den Wintermonaten von September bis März zu beobachten. Denn zu dieser Zeit ist der Polarhimmel dunkel genug. Aber es gibt dennoch keine Garantie, dass Polarlichter unter diesen Bedingungen tatsächlich entstehen. Voraussagen dazu soll der sogenannte Kp-Index machen, der in der Regel sehr zuverlässig ist.
Ein kleiner Tipp: Die Website des Geophysikalischen Instituts an der University of Alaska beinhaltet die vorhergesagten Aktivitäten in allen Aurora-Regionen. Und zu denen kommen wir jetzt auch!
Island
Wenn du in Island die Nordlichter sehen willst, bist du nicht allein. Island ist der Tipp schlechthin, da dort besonders schöne Schauspiele verzeichnet werden. Isländischen Legenden zufolge sollen die Nordlichter bei der Geburt von Nachwuchs helfen. Wenn die Mutter jedoch dazu verführt wird, den Himmel anzusehen, sollen ihre Kinder schielen.
Da Nordlichter bis zu einer Entfernung von 200 Kilometern zu sehen sind, kannst du diese in Island nahezu überall beobachten – besonders gut in den Wintermonaten. Um die Schönheit der Polarlichter jedoch pur zu erleben, braucht es eine Stelle fernab der Lichtverschmutzung der Städte.
Große Chancen, die Nordlichter zu entdecken, hast du im hohen Norden Islands wie z. B. in Akureyri und an den Westfjorden Vestfirðirs. Wer sich in diese Regionen wagt, muss sich zur Winterzeit allerdings warm einpacken, da es nachts ganz schön kalt werden kann. Jedoch wirst du auf jeden Fall mit dem atemberaubenden Anblick der Polarlichter belohnt, die am wolkenfreien Himmel die gesamte Region erleuchten.
Aber auch in den Dörfern um Reykjavik kannst du dich in den langen Winternächten ins Abenteuer aufmachen. Du musst nicht unbedingt mit Auto in die winterliche Wildnis. Die Isländer selbst besteigen gerne den Öskjuhlíð am Rande der Stadt, da er ihnen den perfekten Blick auf die Polarlichter sowie auf die Stadt Reykjavik bietet. Auch der Nationalpark Thingvellir ist nicht weit von der Hauptstadt entfernt.
Norwegen
In Norwegen entstand die Legende des Bifröst. Jedoch glaubten die Norweger auch daran, dass die Nordlichter von den schillernden Rüstungen der Walküren stammten. Deswegen wurden die Polarlichter auch oft mit verstorbenen Frauen in Verbindung gebracht.
Die Bräuche der indigenen Völker der Samen, die sich in den skandinavischen Ländern niedergelassen hatten, waren weit verbreitet. Die Samen versperrten oftmals ihre Häuser, um den Anblick der Polarlichter zu vermeiden. Dadurch wurde Unheil abgewendet.
In Norwegen bietet sich besonders die bezaubernde norwegische Stadt Tromsø an, um die Polarlichter zwischen September und März zu sehen. Sie liegt inmitten der Arktis. Vorbei an malerischen Fjorden und steilen Schneebergen bist du schnell in der traumhaften Natur und kannst Ausschau nach den Nordlichtern halten.
Wenn du der norwegischen Küste bis zum Nordkap folgst, stehen deine Chancen auf Nordlichter ziemlich gut. Bei etwas Glück triffst du auf deinem Weg möglicherweise Elche, Robben und siehst sogar Wale. Wäre es nicht ein unvergesslicher Augenblick, Wale unter dem leuchtenden Himmelsspektakel zu beobachten? Außerdem findet im Januar und Februar hier unter anderem das bunte Nordlichterfest statt. Es ist das größte Fest seiner Art im Norden von Norwegen.
Darüber hinaus gehören auch die Inselgruppen Lofoten und Spitzbergen zu den besten Orten, um das Naturspektakel zu beobachten. Auf letzterer sind die Polarlichter sogar am Tage zu sehen! Im Winter bewegen sich die Menschen größtenteils mit Schneemobilen oder Hundeschlitten fort. Das macht einen Aufenthalt dort zu einem einzigartigen Erlebnis inmitten der arktischen Wildnis. Ein Fun Fact am Rande: In Spitzbergen leben mehr Eisbären als Menschen.
Wenn du mehr über die Nordlichter in Norwegen erfahren willst, bist du bei unserem Beitrag über Norwegens Polarlichter bestens aufgehoben.
Schweden
Laut schwedischer Mythologie versprachen die Polarlichter eine gute Ernte im folgenden Frühjahr, allerdings waren auch die Legenden und Traditionen der Samen weit verbreitet. Die Nordlichter, in Schweden auch Norrsken genannt, sind an verschiedenen Stellen von September bis Mai zu sehen. Dadurch, dass sie Höhen von 200 km erreichen, leuchtet der Nachthimmel in Pink auf.
Der geeignetste Startpunkt ist Kiruna, das nördlichste Dorf Schwedens. Schwing dich auf ein Schneemobil und betrachte die Polarlichter von den verschneiten Hügeln aus. Die beste Uhrzeit dafür ist übrigens zwischen 10 und 11 Uhr in der Nacht, da die Farben dann am kräftigsten leuchten.
Finnland
Auch in Finnland kannst du Nordlichter bewundern. Eine dortige Tradition besagt, dass das Laufen eines wilden Fuchses Polarlichter entstehen lässt. Dessen Fell soll so oft gegen das Eis und die Berge reiben, dass dadurch Funken entstehen, die im Schnee reflektiert werden. Der Fuchs sammelt die Lichter dann mit dem Schweif auf und wirft sie in den Himmel, um die Lichtspiele hervorzurufen. Der Name der Polarlichter ist deswegen Revontulet (Fuchsfeuer).
Wenn die Seen und Flüsse im Winter gefroren sind und die Bäume sich unter den Schneemassen biegen, ist die Zeit für die Aurora borealis gekommen. Aufgrund der nördlichen Lage sind die Polarlichter in Finnland besonders gut von August bis April zu sehen.
Besonders empfehlenswert ist Lappland – die Region der Nordlichter, Rentiere und Santa Claus. Rovaniemi ist als die offizielle Heimat des Weihnachtsmannes bekannt, wo es auch das Santa-Clause-Village gibt. In der Weihnachtsstadt kannst du zusammen mit dem Weihnachtsmann den Zauber der Aurora Borealis erleben. Und wer eine ganz besondere Nacht verbringen möchte, kann in gläsernen Iglus unter dem Sternenhimmel übernachten. Mit einem kristallklaren Blick auf Nordlichter, Wälder und Schneewogen wirst du auch in Nelim belohnt.
Wusstest du, dass nach dem World Happiness Report Finnland das glücklichste Land der Welt ist? Vielleicht liegt es ja an den bezaubernden Lichtphänomenen? Finde es doch einfach bei deiner nächsten Finnland-Reise heraus!
Schottland
In der gälischen Mythologie werden die Polarlichter Na Fir Chlis, die flinken Männer genannt. Sie sollen durch die Kämpfe der Himmelskrieger oder gefallene Engel entstehen und die Schotten erklärten sich so das Vorkommen der Heliotropen bloodstones auf den Hebriden. Die roten und schwarzen Steine sollen die blutigen Spuren der Kämpfe sein.
Die Polarlichter, welche in Schottland gut zwischen Oktober und März gesehen werden können, bezeichnen die Einheimischen als merry dancers. Besonders klar kannst du die Lichterscheinungen auf den vielen Inseln bewundern, da die Lichtverschmutzung den Sternenhimmel nicht beeinflusst. Auf den Hebriden sind die Lichter oftmals grün und legen sich über die Küstenstädte. Auf der Isle of Skye schimmern sie über die Felsformationen und auf Shetland, dem nördlichsten Punkt der Britischen Inseln, sind sie fernab der Städte zu finden. Aber auch die Orkney Islands bieten sich als Aussichtsplattform an. Hier befindet sich der Steinkreis Ring of Brodgar, eine sehr besondere Kulisse für die Aurora Borealis.
Die höchsten Erhebungen in Südschottland liegen im Galloway Forest Park. Er besteht aus einem riesigen Gebiet bewaldeter Täler und Seen. Das Besondere: Es gibt nur sehr wenige Gebäude und Lichteinflüsse. Ausgezeichnet mit dem Dark-Sky-Status bietet das einzige Lichtschutzgebiet Großbritanniens eine hervorragende Möglichkeit für die Beobachtung der Polarlichter.
Irland
Irland bietet mit seinen Sagen um Kobolde und leuchtend grünen Wiesen einen ganz besonderen Charme für Aurorafans. Der Inselstaat steht zwar nicht ganz oben auf der Liste der perfekten Orte, da er nicht so weit nördlich liegt. Aber es gibt hier dennoch genügend schöne Orte, um Polarlichter zu sehen. Besonders attraktiv ist dabei die unkomplizierte und günstige Anreise.
Auf der Halbinsel Inishowen und in der Grafschaft Donegal befinden sich entlang der Küste ausgewiesene Sternenparks. Hier findest du besonders dunkle Stellen für eine atemberaubende Aussicht.
Darüber hinaus sind auch die Granitwände der Slieve League Cliffs am Atlantic Way sehr empfehlenswert. Sie gehören zu den höchsten Meeresklippen Europas. Hier hast du neben einem guten Blick auf die Lichterscheinungen auch einen beeindruckenden Ausblick auf abertausende Meeresvögel am klaren Winterhimmel. Lass dich von der grünen Insel Irland verzaubern!
Deutschland
Wusstest du, dass du die Polarlichter auch in Deutschland sehen kannst? Dazu musst du allerdings Richtung Norden reisen. Die Lichtspiele sind aber tatsächlich auch von zu Hause aus zu sehen. Die besten Plätze findest du abseits der Städte an der Küste. Je höher dein Aussichtspunkt ist, desto besser. So hast du den idealsten Blick auf das Farbphänomen am Himmel.
Die besten Plätze findest du in Kiel, entlang der Küste, im Nationalpark Jasmund und dessen Umgebung auf Rügen sowie in der Nähe von Stralsund. Online gibt es dann die Polarlicht Vorhersagen, mit welchen du deinen Ausflug bestens planen kannst.
Kanada
Die Inuit haben die meisten Legenden, die sich um die Polarlichter ranken, und diese reichen vom göttlichen Ballspielen mit Walrossschädeln bis zu Tänzen und verlorenen Seelen von Kindern. Zudem wurden die Lichter oft als Fackeln von freundlichen Riesen erklärt.
Im Norden Kanadas sind die Polarlichter das ganze Jahr über zu sehen, jedoch oft nur für kurze Zeit bevor die Sonne wieder aufgeht. Die besten Monate für lange Nächte und aufregende Campingtrips unter dem Sternenhimmel sind demnach November bis Februar.
Yellowknife ist die Hauptstadt der kanadischen Nordwest-Territorien und wird oft auch die Hauptstadt der Polarlichter genannt – und das nicht ohne Grund. Hier sind die Polarlichter rund 240 Tage im Jahr zu sehen. Du brauchst bloß eine warme Winterjacke und eine dunkle Nacht mit sternenklarem Himmel. Diesen bekommst du im Jasper Nationalpark oder im Wood-Buffalo-Nationalpark, zwei sogenannten Lichtschutzgebieten. Es gibt dort nahezu keine künstlichen Lichtquellen.
In der Kleinstadt Churchill besteht mit ein bisschen Glück die Chance, neben Nordlichtern auch Eisbären zu entdecken. Eine weitere Empfehlung ist der Blachford Lake, der im Winter tief zugefroren ist. Tagsüber eignet er sich zum Schlittschuh laufen. Die Nacht kannst du in einem beheizten Tipi verbringen, während dich die Polarlichter in den Schlaf begleiten. Es ist jedoch nicht unbedingt notwendig, so weit in den Norden zu reisen. Auch in südlicheren Provinzen kannst du dich von den faszinierenden Himmelsleuchten verzaubern lassen.
Alaska
Es gibt leider keine Garantie dafür, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein. In Amerikas kaltem Norden Alaska hast du jedoch gute Chancen auf die Polarlichter. Ein sehr geeigneter Ausgangspunkt für Touren ist die größte Stadt Alaskas: Anchorage.
Das Eagle River Nature Center liegt etwas außerhalb und gilt als einer der weltweit besten Orte, um die Nordlichter zu beobachten. Dort werden auch Sternenkunde-Kurse angeboten und Reisende können mit Hundeschlitten in Richtung Polarkreis aufbrechen.
Für alle Experimentierfreudigen haben wir noch einen Tipp: Mit dem Winter Snow Train kannst du einen einwöchigen Ausflug durch die Winterlandschaft Alaskas unternehmen. Es ist einfach unglaublich schön und einen Besuch solltest du dir auf keinen Fall entgehen lassen!
Fazit
Einmal im Leben die Polarlichter sehen! Dieses Ziel steht vielleicht auch auf deiner Bucket List. Reise an einen dieser Orte, dann kannst du endlich ein Häkchen daneben setzen.
Und vergiss nicht: Je näher der Ort am Nordpol, umso wahrscheinlicher und klarer siehst du die Nordlichter. Meist auch noch in einer atemberaubenden Landschaft! Wie sieht’s aus: Hast du jetzt auch Lust auf mehr?
Mehr Informationen übers Backpacking in dem jeweiligen Land, findest du in unseren Beiträgen zu Island, Norwegen, Schweden, Finnland, Schottland, Irland, Deutschland und Kanada. Viel Spaß auf deiner Reise!