In wenigen muslimischen Ländern wie Bangladesch ist Prostitution legalisiert, obwohl sie gesellschaftlich stark stigmatisiert bleibt. Der Alltag von Prostituierten und insbesondere die Situation der Kinderprostitution zeigen eine Realität, die für viele im Verborgenen liegt. Orte wie Daulatdia, eine Bordell-Vorstadt, stehen sinnbildlich für die komplexe Gemengelage aus Armut, Menschenhandel, fehlender staatlicher Kontrolle und gesellschaftlicher Ausgrenzung. Diese Reportage beleuchtet das Schicksal der Frauen und Kinder, ihre Arbeit, die Auswirkungen der kolonialen Geschichte und die kaum vorhandenen Optionen für ein anderes Leben.

Die Entstehung der Prostitution in Bangladesch: Historische Wurzeln und gesellschaftliche Dynamiken
Wie auch die Prostitution in Vietnam, lassen sich die Wurzeln der Prositution von Bangladesh weit in die Vergangenheit verfolgen. Die Geschichte der bangladeschischen Prostitution reicht bis in die Kolonialzeit zurück, als britische Herrscher Bordelle tolerierten, um die Bedürfnisse von Soldaten und Lkw Fahrern zu befriedigen. In der Hauptstadt Dhaka und anderen Städten entstanden erste Zentren dieser Art. Nach der Unabhängigkeit des Landes blieben viele dieser Einrichtungen bestehen, und bis heute bietet die bangladeschische Prostitution für viele Frauen in einem der ärmsten Länder der Welt eine der wenigen Optionen, ihren Lebensunterhalt zu sichern. Die Gesellschaft, geprägt von konservativen Werten, duldet diese Praxis stillschweigend, auch wenn sie offiziell in Scham und Diskretion gehüllt ist.
Viele Prostituierte in Bangladesch entstammen Familien, die in Armut leben. Die Kinder dieser Familien haben kaum eine Wahl, oft werden Töchter an Menschenhändler verkauft oder durch Schulden verpflichtet. Besonders Orte wie Daulatdia, eines der größten Bordelle in Asien, zeigen das Ausmaß dieses Problems. Hier leben Tausende Frauen und ihre Kinder in einfachsten Verhältnissen, ständig bedroht durch Gewalt, Drogen und Ausbeutung.
Daulatdia: Ein Zentrum von Ausbeutung, Armut und Hoffnungslosigkeit
Daulatdia ist ein Synonym für die Realität der bangladeschischen Prostitution. Die Bordell-Vorstadt entstand in unmittelbarer Nähe wichtiger Handelsrouten, auf denen Lkw Fahrer reisen. Heute bildet sie ein abgeschlossenes Zentrum, in dem Prostitution offen betrieben wird. In Daulatdia leben Frauen, Kinder und Minderjährige unter prekarären Bedingungen. Viele wurden Opfer von Menschenhändlern oder in die Prostitution gezwungen, nachdem ihre Familien die Schuldenlast nicht mehr tragen konnten.
Die Lkw Fahrer, die die Flüsse überqueren müssen, nutzen die Bordelle für kurze Aufenthalte. Kinderprostitution bleibt trotz gesetzlichem Mindestalter ein gravierendes Problem. Zwar gibt es Regeln, aber kaum Schutz. Die Bezahlung erfolgt oft in Naturalien oder Drogen, und viele der Mädchen erleben eine Kindheit voller Gewalt und Zwang. Laut Berichten von Vice News, Arte und AFP zeichnen sich gravierende Missstände ab, die durch fehlenden staatlichen Schutz noch verschärft werden.
Gesellschaftlicher Umgang mit Prostitution: Stigmatisierung und doppelte Moral
Obwohl Prostitution in Bangladesch legal ist, bleibt das Thema in der Gesellschaft tabuisiert. Prostituierte und ihre Kinder werden oft ausgegrenzt, ihre Existenz wird ignoriert. Familien, deren Töchter in der bangladeschischen Prostitution arbeiten, schämen sich, und viele Mädchen sehen keinen Weg hinaus. Die Werbung für Bordelle erfolgt diskret über Mundpropaganda oder bestimmte Zeichen, die über die Verfügbarkeit von Dienstleistungen informieren.
Die Gesellschaft überlässt diese Frauen und Kinder sich selbst. Bildung ist selten erreichbar, und die Frage nach einem besseren Leben bleibt für die meisten unbeantwortet. Berichte von Dominique Mesmin und anderen Autoren weisen darauf hin, dass die Regierung kaum Initiativen ergreift, um die Lage zu verbessern. Stattdessen liegt die Verantwortung auf wenigen Hilfsorganisationen, die versuchen, durch Aufklärung, Schutz und Bildung die Situation zu entschärfen.
Kinderprostitution und Menschenhandel: Eine nicht enden wollende Tragödie
Die Kinderprostitution in Bangladesch stellt eines der drängendsten Probleme dar. Viele Kinder, insbesondere Mädchen, werden bereits im frühen Alter von Menschenhändlern in die Bordelle gebracht. In einem Land, in dem Armut weit verbreitet ist und der Staat kaum Schutzmechanismen bietet, haben diese Kinder kaum eine Chance auf ein normales Leben.
Oft werden sie über die Flüsse geschmuggelt oder direkt aus ihren Heimatdörfern entführt. Schulden und familiäre Verzweiflung treiben Familien dazu, ihre Kinder an Menschenhändler zu verkaufen. Die Berichte zeigen, dass Drogen eine große Rolle spielen: Viele Kinder werden von klein auf an Substanzen gewöhnt, um sie gefügig zu machen. Auch die Zahlung an die Bordellbetreiber erfolgt häufig über Drogen oder unmittelbare Dienstleistungen.
Projekte wie die in Reportagen von Arte, Vice News und AFP gezeigten Initiativen versuchen, Aufklärungsarbeit zu leisten. Dennoch bleibt die Frage offen, wie effektiv dieser Schutz in einem Land ist, in dem staatliche Organe oft selbst korrupt oder überfordert sind.
Internationale Wahrnehmung und lokale Initiativen: Kleine Schritte gegen ein großes Problem
Auf internationaler Ebene rückt die Problematik der bangladeschischen Prostitution durch Reportagen, Videos und Berichte immer wieder in den Fokus. Organisationen wie AFP oder Vice News zeigen die Realität, die viele Bangladescher verdrängen. Die Botschaft dieser Medien ist klar: Es braucht strukturelle Veränderungen.
Lokale NGOs versuchen, den Frauen und Kindern neue Optionen zu bieten. Sie kämpfen für Bildungsprogramme, medizinische Versorgung und Aufklärung. Doch diese Arbeit erfolgt unter schwierigen Bedingungen. Viele Frauen haben Angst vor Repressalien, sowohl von den Bordellbetreibern als auch von Kunden. Zudem sind Programme oft unterfinanziert, und es fehlt an staatlicher Unterstützung.
Englischsprachige Projekte versuchen, internationale Aufmerksamkeit zu schaffen und Spendengelder zu generieren. Sie setzen sich dafür ein, dass Mindestalterregelungen durchgesetzt werden und Kinder besser geschützt werden. Dennoch bleibt die Lage dramatisch: Solange Armut, Schulden und gesellschaftliche Stigmatisierung die Haupttriebkräfte sind, ändert sich für die Mehrheit wenig.
Ein Kreislauf ohne Ende: Die strukturellen Ursachen und fehlende Perspektiven
Die Ursachen für die Prostitution in Bangladesh sind vielschichtig. Armut ist die Haupttriebkraft. Der Mangel an Bildung, Perspektiven und staatlicher Unterstützung zwingt viele Menschen, insbesondere Frauen und Mädchen, in ein Leben im Bordell. Die Option, aus diesem Kreislauf auszubrechen, bleibt den wenigsten. Während einige NGOs erste Erfolge verzeichnen, etwa durch alternative Beschäftigung oder schulische Angebote, bleibt die Zahl der Betroffenen hoch.
Viele Mädchen wachsen im Bordell auf, erleben eine Kindheit voller Ausbeutung und Gewalt, nur um später selbst als Prostituierte arbeiten zu müssen. Ihre Körper werden zur Ware, ihr Schicksal von äußeren Umständen bestimmt. Fragen nach Schutz, Bildung und Zukunftsperspektiven bleiben oft unbeantwortet.
Die Reportagen über Bangladesch zeichnen ein deutliches Bild: Es braucht einen umfassenden gesellschaftlichen Wandel, echte politische Wille und internationale Solidaritat, um diesem Problem wirksam zu begegnen. Solange das Leben dieser Menschen im Verborgenen bleibt, wird sich an der bestehenden Situation nur wenig ändern.
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