Dark Tourism in Großbritannien
Dark Tourism wird immer beliebter. Damit du dich an den Orten zurechtfindest und weißt, was dich erwartet, haben wir für dich die wichtigsten Informationen gesammelt. Wenn du bereit bist, die Geschichte des Dark Tourism in Großbritannien zu erfahren, dann begib dich mit uns auf eine Reise durch das Land. Willst du dich allerdings erst mit dem Hintergrund zu Dark Tourism auseinandersetzen, dann findest du hier unseren Artikel dazu.
Bei Großbritannien denkst du wahrscheinlich zuerst an Jack the Ripper und nebelige Gassen im viktorianischen London. Doch das Land besitzt noch viel mehr düstere Orte mit einer dunklen Vergangenheit. Wir haben dir hier eine Liste, von Süd nach Nord, zusammengestellt.
Jack-the-Ripper Walk & Friedhöfe
Der Name Jack the Ripper ist dir wahrscheinlich bereits bekannt. Jack the Ripper war ein Serienkiller, der Ende des 19. Jahrhunderts um das östliche gelegene Gebiet Whitechapel in Londonmehrere Prostituierte ermordete. Er entfernte seinen Opfern nach der Ermordung die Eierstöcke und entstellte sie teilweise. Die Morde sind bis heute nicht aufgeklärt, die Identität des Mörders immer noch ein Mysterium. In der englischen Hauptstadt gibt es geführte Jack-the-Ripper Touren, bei denen du mit einem Guide die Schauplätze abgehst und die Geschichte der Orte erfährst.
Ein weiterer Treffpunkt für Dark Tourists sind die zahlreichen Friedhöfe in London. Diese wirken mystisch und gruselig zugleich. Der Cross Bones Graveyard in Southwark z. B. hat eine interessante Hintergrundgeschichte. Auf diesem wurden seit dem Mittelalter Prostituierte, Obdachlose und arme Leute, die keine Familien hatten, begraben. Seit dem 19. Jahrhundert ist der Friedhof stillgelegt, aber besuchen kannst du ihn auch heute trotzdem noch.
Die Friedhöfe Bonhill Cemetery und Highgate Cemetery sind quasi die englische Variante von dem Pere Lachaise Friedhof in Frankreich. Denn dort sind mehrere berühmte Personen begraben, wie etwa der englische Dichter William Blake oder der deutsche Philosoph Karl Marx.
Bletchley Park
Wer sich für geheime Orte interessiert, der ist im Bletchley Park in der englischen Kleinstadt Milton Keynes genau richtig. Denn der Park galt damals als „Großbritanniens best gehütetes Geheimnis“.
An genau diesem Ort wurde nämlich der Code der deutschen Enigma geknackt, einer Nachrichtenmaschine, die ähnlich wie die heutigen Computer funktionierten. Mithilfe dieser Maschine konnten die deutschen Soldaten bei Telefongesprächen ihre Nachrichten verschlüsseln, wofür ein Code nötig war. Und genau dieser Code wurde in dem Park von den Engländern Alan Turning und Gordon Welchmann mithilfe einer selbst erfundenen, computerähnlichen Maschine geknackt. Dieses Ereignis ist deshalb so wichtig, weil durch das Knacken des Codes weitere Operationen der Nationalsozialisten verhindert werden konnten und bald darauf der Krieg zu einem Ende kam.
Auch nach dem Krieg, bis in 70er Jahre hinein, wurde das Geheimnis der Maschinen bewahrt. In der Öffentlichkeit wusste keiner von diesem Ort. Erst gegen Ende des Kalten Krieges wurde die Existenz dieses Ortes öffentlich gemacht und als Museum umgebaut.
Zudem endet die Geschichte des Mannes, der den Code knackte, relativ tragisch: Alan Turning hatte mehrere gleichgeschlechtliche Beziehungen, was in den 1950er Jahren in Großbritannien noch als illegal galt. Er wurde 1952 wegen „unsittlichem Verhaltens“ verhaftet. Statt ins Gefängnis zu gehen, hatte er die Wahl zur „Heilung seines unsittlichen Verhaltens“, was damals chemische Kastration bedeutete. 1954 wurde er dann tot in seinem Zimmer aufgefunden, da er eine Vergiftung durch hochgiftiges Cyanid erlitten hatte. Das Royal Pardon der Queen im Jahre 2013 kam für ihn zu spät.
Sklavenmuseum
Die Stadt Liverpool war im 18. Jahrhundert ein wichtiger Ablegehafen für den britischen Sklavenhandel. Von dort aus segelten viele Sklavenschiffe über den Atlantik, um afrikanische Sklaven gegen Baumwolle einzutauschen. Die Sklaven wurden vor allem auf die Plantagen in Süd- und Mittelamerika verschifft.
Wo früher der Sklavenhandel boomte, wird heute deren Geschichte erzählt. Das International Slavery Museum befindet sich direkt neben dem Maritime Museum, also dem Schifffahrtsmuseum. Dort wird nicht nur die Geschichte der Sklaven erzählt, sondern auch Themen wie moderne Sklaverei und Rassismus werden angesprochen. Das Museum ist also auf jeden Fall einen Besuch wert, um sich darüber weiterzubilden.
Whitby
In unserem Artikel zum Balkan haben wir dir bereits etwas über den echten Dracula erzählt, der in Rumänien beheimatet war. Jetzt begleiten wir dich an den Ort der berühmten gleichnamigen Figur des englischen Autors Bram Stoker.
In der englischen Stadt Whitby soll der Vampir nämlich im Laufe der Romanhandlung gewesen sein. Die Stadt hat sich den Hype um die Romanfigur zunutze gemacht. Denn dort kannst du sogenannte Dracula-Walks mitmachen, bei denen dich ein Guide durch die im Roman vorkommenden Orte führt. Teilweise gibt es sogar Theateraufführungen, welche die Szenen realistische darstellen.
Aufgrund dieses Dracula-Hypes findet in der Ruine der Whitby Abbey jährlich das Gothic Festival statt. Die verlassene Kirche auf einer einsamen, nebelverhangenen Klippe wirkt mit seinen spitzen Türmen und dem dunklen Stein tatsächlich wie eine altes Draculaschloss.
Poison Garden
In der kleinen Stadt Alnwick in Northumberland befindet sich der Poison Garden. Der Garten ist Teil des großen Alnwick Gardens, in dem giftige Pflanzen angebaut werden. Aus diesem Grund kommst du dort nur mit einem Guide rein und Anfassen, geschweige denn Essen, ist strengstens verboten.
Am Eingang des Gartens befindet sich ein schwarzes Tor, dessen Klinken von zwei Totenköpfen bewacht werden. Außerdem steht auf einer Warntafel: „These plants can kill – Diese Pflanzen können töten“. Direkt hinter dem Tor befindet sich eine kleine Holzhütte, die ein Hexenhaus darstellen soll, passend zum Ambiente des Gartens.
Die Veranstalter wollen damit auf die dunkle Seite der Natur aufmerksam machen. Der Garten ist also bestens geeignet für einen Dark Tourist wie dich! Hier wirst du einen Einblick in die giftige Pflanzenwelt und deren Eigenschaften bekommen.
Fazit
Einige dieser Dark Tourism Schauplätze in Großbritannien sind ganz schön düster oder makaber. Die dunklen Geschichten erschrecken und faszinieren zugleich. Bei der Erkundung dieser Orte in ist es deshalb wichtig, dass du auf die Angaben deiner Guides achtest. Wir empfehlen dir obendrein, besonders auf den Friedhöfen und an den Mordschauplätzen, mit stummem Interesse hinzugehen. Denn auch wenn einige der Ereignisse für dich schon in weiter Vergangenheit liegen, für die Menschen damals stellten sie einen düsteren Alltag dar.
Melanie Nickl