Die Grafschaften in Nordirland

Die Grafschaften in Nordirland

Nordirland hat einen schweren Weg hinter sich ‒ Kriege, Aufstände und Streiks. Doch in den letzten Jahren hat sich Nordirland als neues Land definiert, das mit seinen atemberaubenden Küsten, weitläufigen Wiesen und historischen Städten Reisende aus der ganzen Welt begeistert.

Es liegt im Norden der irischen Insel und gehört zum Vereinigten Königreich. Das Land besteht aus sechs Grafschaften: Antrim, Armagh, Down, Fermanagh, Londonderry und Tyrone. Sie stammen noch aus dem 16. Jahrhundert, als das Haus Tudor die Insel Irland in Grafschaften aufteilte. Sie hatten jeweils ihre eigene Hauptstadt und lokale Regierung, was inzwischen jedoch abgeschafft wurde.

Trotzdem bleiben die Grafschaften ein beeindruckendes Stück der nordirischen Geschichte, welche du als Backpacker hautnah erleben kannst.

Reisen, schwimmen, klettern und ganz viel Essen. Nordirland boomt. Mit unseren Tipps wird deine Nordirland-Reise zu einer ganz besonderen.

Nordirlands Geschichte und der Nordirlandkonflikt

Das Land zählt knapp 2 Millionen Einheimische, die ihre Heimat wirklich zu schätzen wissen. Unberührte Natur trifft auf Städte und Dörfer, Meer auf kolossale Klippen und Steinmauern, während sich verlassene Ruinen aus dem sattgrünen Gras erheben.

In Nordirland gibt es ungefähr 215 Regentage im Jahr, allerdings ist der Niederschlag im Vergleich zu anderen Ländern in Europa verhältnismäßig gering. Aus diesem Grund hat die englische Sprache auch mehr Wörter erfunden, um die Stärke und Vehemenz des Regens näher beschreiben zu können.

Die Geschichte des Landes beginnt mit den Kriegen zwischen Katholiken und Protestanten auf der Insel Irland, die unter britischer Herrschaft stand. Der Anschluss Nordirlands an das Vereinigte Königreich wurde von der Bevölkerung vehement unterstützt. Deshalb gehört das Land seit 1921 neben Schottland, Wales und England, die alle drei auf der Insel Großbritannien liegen, offiziell zum Vereinigten Königreich.

Seit den Unruhen zwischen 1969 und 1998, dem sogenannten Nordirlandkonflikt, hat sich das Land verändert. Der neue Fokus auf Atheismus im Herzen Großbritanniens und die Globalisierung haben ein Umdenken mit sich gebracht. Die Einheimischen sind sehr freundlich zu Reisenden, diskutieren aber nicht gerne über den Konflikt. Interessierte sollten sich jedoch auf keinen Fall eine der Touren entgehen lassen, bei denen sie mehr über den Nordirlandkonflikt lernen können.

Nordirland – Reise durch die Grafschaften

Mit einer Größe von 14 000 km² ist Nordirland heute das kleinste Land des Vereinigten Königreichs und von Reisenden weniger stark besucht. Für Rucksackreisende bedeutet das, dass sie weniger Menschen begegnen und bei der Reiseplanung mehr Freiheiten haben. Airbnbs, Campingplätze und Hostels findest du im ganzen Land, was Nordirland bei Backpackern wie dir sehr beliebt macht. Die Nähe zur Republik Irland ermöglicht viele Reiserouten, mit denen du mehrere Wochen auf der gesamten Insel Irland verbringen kannst.

Belfast – Nordirlands Hauptstadt

Wir beginnen unsere Reise in der Hauptstadt Belfast, der mit circa 280 000 Einwohnern größten Stadt des Landes.

Architektonisch ist Belfast ein Meisterwerk. Mehrere Epochen stechen aus den Straßen der Innenstadt hervor. Gregorianische Bauten, die mit ihrem Fokus auf Symmetrie, weiße Fenster und helle Fassaden von der englischen Geschichte sprechen, stehen neben prunkvollen viktorianischen Bauwerken und edwardianischen Wahrzeichen.

Paradebeispiele solcher architektonischen Meisterwerke sind die City Hall (das Rathaus), das mit Glasmalerei, Marmor und Statuen im Herzen der Stadt thront, die Queens-Universität und die botanischen Gärten.

Wusstest du, dass die Titanic in Nordirland gebaut wurde? Das Titanic-Museum steht seit 2012 allen Besuchenden offen und offenbart einen Blick in die Geschichte des Landes, von dem Hollywood nur träumen kann.

Zudem empfehlen wir dir in Belfast eine Fahrt mit den legendären Black Cabs (schwarzen Taxis), da du so die Stadt aus den Augen der Einheimischen erlebst.

Die Grafschaft Antrim

Von Belfast aus reisen wir Richtung Norden. Auf dem Weg machen wir Halt beim Carrickfergus Castle, einem der wenigen mittelalterlichen Gebäude Nordirlands. Es wurde noch von den Normannen errichtet und thront seither über dem Meer und blickt Richtung Belfast.

Danach empfehlen wir einen Stopp im Carnfunnock Country Park, in dem du die weitläufigen Spazierwege und verlassenen Häuser bestaunen kannst.

Neben dem Dörfchen Ballymena liegt der erloschene Vulkan Slemish. Er ist nur an die 400 Meter hoch, ist allerdings aufgrund seiner Legenden sehr bekannt. So soll er das erste Zuhause des Saint Patrick (der Heilige Patrick) von Irland gewesen sein. Am St. Patrick’s Day stürmen deshalb jährlich tausende Besucher auf den Berg, um das Fest zu feiern.

Nordöstlich von Slemish liegt ein weiteres Highlight der Grafschaft Antrim: Das Glenarm Castle wurde 1636 errichtet und ist eines der faszinierendsten Gebäude Nordirlands. Heute wird es noch immer als Sitz der Familie Dunluce genutzt – und das seit 400 Jahren!

Im Freien befinden sich verschlungene Wege und französische Gärten mit Steinmauern und Kunstwerken. Die Glens of Antrim sind nicht weit vom Schloss entfernt und erlauben dir einen wunderschönen Blick auf die hügelige Landschaft.

Was wäre Nordirland ohne Game of Thrones? Die Serie war so erfolgreich, dass sich heute Restaurants und Regionen dem Kult verschrieben haben. Das wohl spektakulärste, in der Serie zu erkennende Landschaftsgebilde sind die Dark Hedges. Der Name bezeichnet eine Allee, die im 18. Jahrhundert von der Familie Stuart gepflanzt wurde. Die Straßen sind schmal und düster. Mit etwas Glück liegt Nebel in der Gegend und du bekommst das Gefühl, dich in Westeros zu befinden.

In der Nähe von Ballintoy führt eine Seilbrücke über einen Abgrund bis zur kleinen Insel Carrick‑a‑Rede. Hier pilgern jährlich unzählige Reisende zum Aussichtspunkt auf der Insel, vor dem sich das herrliche, tiefblaue Meer entfaltet. Für Besuchende mit Höhenangst ist die Brücke nicht geeignet, allerdings bieten auch die naheliegenden Hügel einen wunderschönen Ausblick.

Der Giant’s Causeway ist ein Muss bei jeder Nordirlandreise. Das Wort Causeway bedeutet Damm auf Deutsch und beschreibt eine szenische Wanderroute, die dich über die Klippen zum Meer führt. Hier stechen merkwürdige Felsformationen aus der Erde und wachsen wie steinerne Säulen Richtung Schottland. Der Legende nach soll hier der Riese Finn MacCool versucht haben, eine Brücke nach Schottland zu bauen, um seinen Erzfeind zu besiegen.

Giant's Causeway Nordirland

Dunluce Castle ist ein weiterer Stopp in Antrim. Die Ruine liegt auf den steilen Klippen an der Küste und wurde ebenso in Game of Thrones gezeigt. Beim Spazieren durch die Ruine erlebst du die Geschichte hautnah, bevor du dich in die unterirdischen Höhlen zum Meer wagst.

Dunluce Caste, Nordirland

Die Grafschaften Armagh und Down

Armagh liegt im Südwesten von Antrim und ist von den Hügeln und weiten Feldern in der Landschaft geprägt. Die Wälder und Parks sind sattgrün und blühen in den Frühlingsmonaten voller Leben. Schafe tummeln sich auf den Weiden und die Kirchenglocken läuten im Hintergrund. In Armagh kannst du die Natur beim Camping und Wandern genießen. Zudem empfehlen wir einen Abstecher ins Armagh Astronomie-Zentrum und das anliegende Planetarium.

Down liegt im Osten von Armagh und im Süden von Antrim. Landschaftlich bietet die Grafschaft alles, was dein Herz begehren könnte: Klippen, Berge, Täler und Weiden.

Grafschaft Down in Nordirland

Die Mourne Mountains thronen über der Region und sind ein atemberaubendes Reiseziel für Wanderer. Sie bestehen aus Granit, sind neben den Wicklow-Bergen in der Republik Irland die einzigen Berge aus diesem Gestein auf der Insel und somit einzigartig.

Game of Thrones hat seine Spuren auch in Down hinterlassen. Das Castle Ward in Down ist ein Bauwerk aus dem 18. Jahrhundert, das auf den Strangford Lough blickt. Aus diesem werden die berühmten Stangford‑Lough‑Austern gefischt. Beim Spazieren entlang des Lough Trails siehst du die wilden Pflanzen und Tiere Nordirlands und genießt die frische Luft.

Fermanagh, Londonderry und Tyrone

In Fermanagh im Westen Nordirlands genießt du die Seen und Flüsse und lässt den Tag entspannt beim Angeln ausklingen. Die Grafschaft ist als Angelparadies bekannt und lockt somit jährlich Sportbegeisterte aus der ganzen Welt an.

Devenish Island liegt am Lower Lough Erne, der die Insel mit dem Dörfchen Enniskillen verbindet. Die Insel ist ein Zeuge der christlichen Vergangenheit Nordirlands. Ruinen, Grabsteine und Kreuze ‒ hier wurde in den Klöstern einst Geschichte geschrieben.

Die Mauern der Stadt Londonderry in der gleichnamigen Grafschaft sind 400 Jahre alt und noch vollständig erhalten. Kanonen zieren die Wände und zeugen von einer Zeit, in der Städte in Europa noch befestigt werden mussten. Heute ist die Stadt die zweitgrößte Stadt in Nordirland und beinhaltet ähnliche architektonische Meilensteine wie Belfast: römische Säulen, Skulpturen aus der edwardianischen Zeit und viktorianische Gebäude.

Der Name der Stadt kommt aus dem 17. Jahrhundert und führt seither zu Streit bei den Einheimischen. Deswegen ist die Stadt heute oft nur als Derry bekannt. Vielleicht hast du schon einmal von den Derry Girls gehört? Dabei handelt es sich um eine Satireshow, die 2018 in Nordirland gedreht wurde und einen Einblick in das nordirische Leben geben sollte.

Tyrone ist die größte Grafschaft im Land und die beliebteste bei Familien. Ob Camping, Pferdereiten oder Sterne beobachten ‒ in Tyrone erlebst du eine Seite von Nordirland, die sonst nur die Einheimischen zu sehen bekommen. Im Dorf Davagh ist der Himmel in der Nacht so klar, dass du alle Sterne sehen kannst. Damit ist der Ort einer der wenigen in Irland, die nicht mit Lichtverschmutzung zu kämpfen haben.

Das Wetter in Nordirland und Reisetipps

Die Temperaturen in Nordirland fallen in den Wintermonaten selten unter 5 Grad Celsius. In den Sommermonaten hat es durchschnittlich 15 – 19 Grad Celsius und es scheint oft die Sonne. Regentage gibt es in Nordirland ca. 215 Stück, allerdings bleibt der Regen mild und es nieselt eher.

Für deine Reise empfehlen wir eine Kapuzenjacke und Schals, damit du dich gegen den Wind am Meer schützen kannst. Insektensprays brauchst du eher selten, da es in Nordirland im Vergleich zu Großbritannien kaum Stechmücken gibt. Dadurch wird das Campen auf den Campingplätzen umso schöner. Pack am besten auch einen Neoprenanzug für das Baden im Meer ein!

Fazit

Auch wenn du Game of Thrones nicht gesehen hast, sollten die Grafschaften Nordirlands unbedingt auf deiner Bucket List stehen!

Das Land bietet dir nämlich unendlich viele, traumhafte Reise- und Ausflugsziele. Die romantischen Städtchen, die malerischen Landschaftsstriche und die beeindruckende Küste mit rauen Klippen bilden nur einen Bruchteil der Sehenswürdigkeiten, die du am besten mit eigenen Augen erlebst.

Lust auf mehr? Check jetzt unsere Nordirland ab.

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