Nova Scotia – eintauchen in unberührte Natur
Denkst du bei Kanada an Kälte, Elche und Ahornbäume? Daran wird es dir zwar auf deiner Reise nach Nordamerika nicht fehlen, doch dich erwartet noch viel mehr. Kanada begeistert mit einer Vielfalt an Landschaften und Kultur. Besonders Nova Scotia wird dich mit seiner abwechslungsreichen und größtenteils unberührten Natur beeindrucken! Lass dir diese Bilder und Erlebnisse nicht entgehen und erfahre, was die kleine Halbinsel alles zu bieten hat: Surfküsten, Felsklippen, Sandstrände, Leuchttürme, Nationalparks, Fischerdörfer und vieles mehr warten auf dich.
Wo liegt Nova Scotia?
Nova Scotia ist eine der drei atlantischen Provinzen Kanadas und liegt fast genau zwischen dem Äquator und dem Nordpol. Aufgrund der Nähe zum Atlantik herrscht ein mildes kontinentales Klima. Es gibt sonnige Sommer, kältere Winter und besonders schöne Herbststimmungen.
Obwohl es sich um eine Halbinsel handelt, ist die Provinz nahezu komplett von Wasser umgeben. Das macht sie zum idealen Surfspot. Die Küste erstreckt sich über 7400 km und reizt mit unzähligen Buchten und Felsvorsprüngen. Auch an Stränden mangelt es nicht: An der Ostküste verzaubern dich weiße Sandstrände und im Inland über 5400 Seen. Ob im Meer oder im Seewasser – Wassersportangebote findest du überall!
Die Geschichte der Bevölkerung
Bis heute ist die Entstehungsgeschichte der Region spürbar. Die Meeresanbindung prägt das maritime Leben, wodurch das Fischen und der Schiffbau bedeutend sind. Trotz des hohen Wasseranteils besteht die Halbinsel jedoch vorwiegend aus Wald und Granitgestein. Der Blick vom Wald auf das strahlendblaue Meer vor weißen Granitfelsen stimmt einen Reisenden einfach glücklich.
Die Mi’kmaq waren die ersten Bewohner der Insel, bevor die Europäer angekommen sind. Ein Teil der Siedler ist französischer Herkunft. Die französischen Gemeinden, zurückgehend auf die Akadier, bewohnen den Südwesten und die Insel Cape Breton. Nur wenige sprechen allerdings Französisch, sodass du mit Englisch gut auskommst.
Die restlichen Volksgruppen setzen sich vorwiegend aus britischen und US-amerikanischen Siedlern zusammen. Unter den Briten ist vor allem eine Vielzahl an Schotten angekommen, die ihre gälische Kultur mitgebracht haben. Auch deutsche Migranten sind anzutreffen.
Die meisten Siedlungen sind an der Küste entstanden, da die Region und Industrie stark auf die Meeresanbindung angewiesen sind. Auch wenn in etwa die Hälfte der Bevölkerung abseits der Ballungszentren wohnt, ist das Landesinnere kaum bewohnt. Dadurch entdeckst du viel unberührte Natur und abgelegene Pfade abseits der Menschen- und Touristenströme.
Die Hauptstadt Halifax
Halifax ist die Hauptstadt und gleichzeitig größte Stadt der Provinz. Im kanadischen Vergleich gesehen aber immer noch recht klein. Mit etwa 400 000 Einwohnern – darunter vielen Studierenden – liegt sie direkt am Wasser und bezaubert mit ihren 4 km Uferpromenade. Du findest Museen, süße Boutiquen, Kulturangebote und regionale Köstlichkeiten.
Schau unbedingt beim Halifax Seaport Farmer’s Market vorbei. Er gilt als ältester Bauernmarkt Nordamerikas und vertreibt lokale Produkte aus der Region: Obst und Gemüse, Wein, Bier und Backwaren. Auf seinem Dach gibt es eine Terrasse, von der du einen wunderbaren Ausblick auf den Hafen und die Georges Island hast.
Für Kultur- und Geschichtsbegeisterte darf ein Museumsbesuch in der historischen Stadt nicht fehlen. Das Maritime Museum of the Atlantic präsentiert die Seefahrtsgeschichte von Nova Scotia und liefert dir Hintergrundinformationen zur Provinz. Im Canadian Museum of Immigration erfährst du mehr über die Schicksale der Einwanderer und tauchst noch weiter in die Kultur ein.
Kunstausstellungen findest du in der Art Gallery of Scotia. Für weitere Kulturveranstaltungen lohnt sich ein Blick auf das Programm des Neptune Theatre. In den Sommermonaten gibt es in vielen Zentren auch Live Theater.
Die Halifax Citadell National Historic Site ist eine Empfehlung für jeden. Von der Anhöhe aus hast du einen tollen Blick auf die Stadt. Auf der gegenüberliegenden Seite von Halifax siehst du die Stadt Dartmouth, zu der du in nur 10 Minuten mit der Fähre übersetzt. Dort wirst du mit guter Livemusik in einem der vielen Pubs empfangen.
Für ein wenig mehr Bewegung empfehlen wir den Crystal Crescent Beach, von dem du auf den Küstenwanderweg Pennant Point gelangst. Wandere die Küste entlang – vorbei an türkisem Wasser, weißem Granit, kahlen Landschaften und vielen Tieren und Vögeln.
Das UNESCO-Weltkulturerbe Lunenburg
Ein deutsches Dorf in Kanada? Ja, das gibt es wirklich und gar nicht selten. Lunenburg wurde von deutschen Auswanderern aufgebaut. Die zum UNESCO-Weltkulturerbe benannte Stadt verzaubert mit bunten Häusern, Musik und Geschichte. Sie ist die älteste deutsche Siedlung Kanadas.
Ihre ersten Siedler stammten aus dem Lüneburg Norddeutschlands. Die Aussprache und Schreibung des Namens haben sich im Laufe der Jahre gewandelt, doch die Stadt selbst hat sich nicht verändert. Ihr historischer Stadtkern ist bestehen geblieben. Für noch mehr deutsche Kultur lohnt sich ein Besuch im Oktober, um beim deutsch-kanadischen Oktoberfest dabei zu sein.
Bist du neugierig, wie die deutsche Siedlung entstanden ist? Dann besuche das Fisheries Museum of the Atlantic und lasse dir von einem lokalen Guide erzählen, wie sein früheres Leben in einer Fischerfamilie war. Die dort beheimateten Fischer zählen zu den besten der Welt. Vielleicht erfährst du noch den ein oder anderen Geheimtipp.
Am Hafen und an der Küste Lunenburgs bietet sich ebenfalls Kajakfahren an, um die Stadt aus einer anderen Perspektive zu betrachten.
Kulturelle Diversität erleben
Um die Kultur der ersten Einwohner kennenzulernen, empfiehlt sich ein Besuch der Cape Breton Island. Bei den Eskasoni First Nations wird dir Kultur, Musik, Essen und Brauchtum der Mi’kmaq nähergebracht. Du lernst etwas über ihre Jagd- und Fischereitechniken, siehst traditionelle Tänze und Zeremonien und, wie auf offenem Feuer gekocht wird.
Die schottisch-gälische Kultur ist ebenso präsent in der Region. Am stärksten spürst du sie in den vielen Pubs, in denen du von keltischer Geigenmusik und traditionellen Tänzen erfüllt wirst. Eine richtige Reise in die schottische Kultur machst du am Cape Breton. Auf dem Ceilidh Trail kommst du an einer echten Singlemalt Whisky-Brennerei, dem Red Shoe Pub mit Livemusik und dem Gälischen College vorbei. Dort werden Tänze im traditionellen Kilt aufgeführt und auch die Sprache passt sich ans Schottische an.
Durch Nationalparks und Natur wandern
Nova Scotia ist von hunderten Provinzparks und mehreren Nationalparks durchzogen. Zu den schönsten Nationalparks zählt der Cape Breton Highlands National Park. Da er sich am bekannten Cabot Trail befindet, ist er oft gut besucht. Der Cabot Trail ist insgesamt 300 km lang und führt an der Küste um die Halbinsel Cape Breton. Dabei streift der Weg den Nationalpark zwischen Wald, Klippe und Meer.
Auch der Skyline Trail im Park ist eine Wanderung wert. Er führt 7 km an einem Felsvorsprung entlang und bietet einen atemberaubenden Ausblick auf die felsige Küste. Der Anblick ist noch beeindruckender im Herbst. Der nordamerikanische Indian Summer zeigt sich in einer tiefroten Verfärbung der vielen Ahornbäume und ist einfach nur wunderschön anzusehen.
Die Bay of Fundy ist das Naturwunder Nova Scotias. Der Tidenhub an der Bucht ist der höchste der Welt. Der Unterschied zwischen Ebbe und Flut misst etwa 20 m pro Tag. Die besonderen Gesteinsformen der Hopewell Rocks bieten einen ebenso wunderbaren Anblick. Ganz nah kommst du mit dem Kajak heran. Am besten jedoch bei Ebbe, wenn die Felsen aus dem Wasser ragen. Dabei ist es nicht unwahrscheinlich, dass du sogar die verschiedenen Walarten in der Bucht zu Gesicht bekommst. Die Flut eignet sich hervorragend für eine Raftingtour. Auch eine Wanderung im Cape Split Provincial Park Reserve führt dich durchs Gehölz zum Bay of Fundy.
Im Landesinneren befindet sich der Kejimkujig National Park. Er ist als einziger nicht mit dem Meer verbunden, aber lädt mit reichlich Süßwasser zum Paddeln und Schwimmen ein. Im offiziellen Lichtschutzgebiet solltest du dir auf keinen Fall den unglaublichen Nachthimmel aus dem Park entgehen lassen.
Ein weiterer unglaublicher Küstenwanderweg führt durch den Cape Chignecto Provincial Park. Der Wildnispark fasziniert mit tiefen Tälern, versteckten Buchten und seltener Pflanzenwelt. Mit dem Kajak schaffst du es sogar bis zu den Felsformationen der Three Sisters, die man einmal gesehen haben sollte.
Ein nicht allzu offensichtliches Ziel ist der Sable Island National Park. Er liegt direkt vor der Küste der Sable Island und ist nur mit dem Flugzeug oder Boot zu erreichen. Bekannt ist er für seine Wildpferde. Für einen besonderen Trip, ein klarer Favorit!
Berühmte Leuchttürme
Prince Edward Island könnte man als Paradies für Leuchttürme beschreiben. Die Insel zählt über 60 Leuchttürme, von denen noch mehr als 30 aktiv sind. Ein sehr berühmter ist Point Prim Lighthouse. Er wurde 1845 erbaut und ist damit der älteste Leuchtturm der Insel. Sein anderes Alleinstellungsmerkmal ist seine runde Form, da alle anderen 4- oder 6-eckig sind. Der erste aktive Leuchtturm Kanadas war allerdings das West Point Lighthouse, in dem man heute sogar übernachten kann.
Großer Beliebtheit erfreut sich auch das Souris East Lighthouse. Er liegt am Points East Coastal Drive und punktet mit seiner begehbaren Außengalerie. In seiner Umgebung reihen sich rund 50 Strände und malerische Dörfer aneinander.
Am berühmtesten ist jedoch der Peggy’s Cove Leuchtturm im Osten der St. Margaret’s Bay. Er ist Besuchermagnet und gängigstes Fotomotiv schlechthin und sollte auch in deiner Bildersammlung nicht fehlen. Die Mischung aus blauem Wasser, weißem Granitfels und dem rot-weiß strahlenden Leuchtturm obenauf ist einfach spektakulär.
Ein Idyll zum Surfen
Nova Scotia hat unzählige Outdoor-Aktivitäten im Angebot. Mach dich bereit für spannende Wassersportabenteuer im Salz- und Süßwasser. Surfen, Stand-up-Paddling, Rafting, Segeln – alles kein Problem!
Die bekanntesten Surfregionen sind die Strände vom Lawrencetown Beach Provincial Park und Martinique Beach Provincial Park – direkt vor Halifax gelegen. Für mehr Abgeschiedenheit solltest du dich Richtung Osten bewegen. Dort wird zwar das Handynetz immer schwächer, aber dafür tauchst du richtig in Land und Leute ein. Die Eastern Shore zählt über 100 Wild Islands, zu denen du mit dem Kajak oder Boot gelangst. Du findest unzählige geschützte Buchten im türkisfarbenen Wasser und einsame Strände mit weißem Sand. Dahinter tun sich Regenwälder, Moore und kahles Land auf.
Die besten Bedingungen zum Surfen sind im Spätsommer und Herbst gegeben. Die Wellen sind hervorragend und die Natur ist einfach atemberaubend. Trotzdem bevorzugen die Einheimischen den Winter, wenn weniger Surfer auf dem Ozean sind. Tolle Wellen gibt es immer noch und mit dem richtigen Equipment – das du dir auch in Surfschulen ausleihen kannst – dringt auch die Kälte nicht durch.
Fazit
Wie du siehst, verbirgt sich hinter Kanadas zweitkleinster Provinz ein wahrer Natur- und Abenteuerschatz. Nova Scotia überzeugt mit seiner Vielseitigkeit an Landschaften, Menschen und Kulturen. Dich erwartet ein bunter Mix aus Stadtleben, traditionellen Dörfern und beeindruckenden Naturkulissen. Entscheide selbst, ob du in geschützter Natur entspannen willst oder dich vom Adrenalin einnehmen lässt.
Hast du noch nicht genug von Kanada? Dann schaue dir noch unsere liebsten Wanderungen des Landes an und dann nichts wie los!
Leonie Kohl