Ostern feiern in La Antigua
Für Karneval reist du am besten nach Rio de Janeiro oder nach Venedig – das weiß jeder. Doch weißt du, wo man am besten Ostern feiern kann? Natürlich, die meisten wollen wohl wahrscheinlich an Ostern nicht unbedingt verreisen. Aber günstige Preise und milde Temperaturen, gepaart mit den ersten Ferien des Jahres, eignen sich eben doch als gute Reisezeit.
Ostern wird in allen christlich geprägten Ländern gefeiert, aber das faszinierendste Abenteuer wirst du wahrscheinlich in Jerusalem oder in Rom erleben. Israel ist ja die Wiege des Christentums und der Vatikan der Sitz des Papstes – hier bist du also an den Ostertagen sehr gut aufgehoben. Allerdings gibt es noch ein drittes tolles Ziel, mit dem du sicher nicht unbedingt rechnest: nämlich La Antigua in Guatemala. Wir erklären dir, warum dieser unscheinbare Touristenort der Place to be ist.
Antigua – auch für die anderen 51 Wochen ein Traumziel
La Antigua war für eine lange Zeit die Hauptstadt von Guatemala. Diese wurde jedoch wegen der hohen Erdbebengefahr nach Guatemala-Stadt verlegt. Antigua hat jedoch nichts von seinem geschichtsträchtigen und klassischen Charme verloren. Hier kommen Kulturinteressierte genauso auf ihre Kosten wie Naturliebhabende, Geschichtsfans und Backpacker, die einfach nur Spaß suchen. Inzwischen konnte sich die Stadt zu einem wahren Reise-Eldorado und einem Touristenhotspot für das ganze Jahr entwickeln.
Die Geschichte der Stadt ist ebenso einzigartig wie die Ausblicke auf die Vulkane aus nächster Nähe. Es gibt einige Museen, unzählige Kirchen und viele Ruinen zu besuchen. Auch die kulinarische und Ausgeh-Seite der Stadt kann sich wirklich sehen lassen. Nicht zuletzt sind auch die Straßenmärkte und einzelne Monumente weitere eindrucksvolle Wahrzeichen von La Antigua.
Osteraktivitäten in La Antigua
Es gibt zwar in Deutschland einige Traditionen an Ostern, aber je nach Familie wird unterschiedlich gefeiert. Für die meisten endet an Karfreitag die Fastenzeit und es gibt Fisch zu essen. Ostersonntag und Ostermontag sind dann gesetzliche Feiertage mit Eiersuchen, Osterbrunchs und Eierfärben. Viele Familien nutzen die Chance für Besuchen bei Verwandten und erste Frühlingsaktivitäten. Gläubige Christen haben natürlich auch hierzulande die Chance, an mehreren Messen teilzunehmen.
In Guatemala jedoch wird Ostern ganz anders zelebriert. Hier wird gleich die gesamte Woche – die sogenannte Semana Santa – als Festzeit hergenommen, also kannst du auch als Reisender an mehreren Tagen die facettenreichen Bräuche und Traditionen kennenlernen. Obligatorische Gottesdienste sind natürlich auch hier an der Tagesordnung. Doch dich werden die Paraden an Ostern, die endlosen Blumenteppiche und mehrere Prozessionsspiele absolut begeistern. Sowas kennst du schließlich von zu Hause nicht.
Blumen, soweit das Auge reicht
Egal an welcher Straßenecke du stehst, überall läufst du Gefahr, über bunte Bilder zu stolpern. Denn mit einer fast schon akribischen Sorgfalt „malen“ die Einheimischen relativ große Bilder mit biblischen oder religiösen Themen ganz aus gefärbten Sägespänen und Blumen. Das klingt natürlich jetzt etwas wie ein Kunstprojekt aus der Grundschule, aber sei es durch die bunten Farben, die Exaktheit der Arbeit oder auch die schöne Auswahl eines Motivs, es bringt dem gesamten Stadtbild ein atemberaubendes Flair.
Quasi über Nacht wirst du mehrere Einheimische dabei beobachten können, wie sie wirklich schnell wahre Kunstwerke auf das Kopfsteinpflaster bringen. Da es sowieso keinen Autoverkehr gibt und man als Fußgänger auch einfach außen herumgehen kann, bleiben die Bilder die ganze Woche erhalten. Ostern liegt darüber hinaus immer außerhalb der Regenzeit und so laufen die Kunstwerke auch nicht Gefahr, einfach weggespült zu werden.
Das Geheimnis der Alfombras sind übrigens Schablonen und Holzkonstruktionen, auf denen die Künstler über dem Teppich schweben können. Jede Familie hat eine eigene Tradition, wie genau ihr Kunstwerk aussieht und die Spanbilder werden dann mit Blüten oder auch Obst verziert. Die meisten großen Bilder erinnern mit ihren verschnörkelten Ornamenten an richtige Teppiche; ihre Planung zieht sich meist über einige Monate hin.
Prozessionsumzüge und Paraden
Paraden zu Ostern? Ja, und das sogar sehr pompös und feierlich. Die meisten Guatemalteken werfen sich in lilafarbene Roben und marschieren stundenlang durch die Gassen von La Antigua. Dabei laufen sie übrigens dann auch mutwillig über die gemalten Teppiche – dafür sind diese auch gedacht. Nach einem Umzug sind die Kunstwerke selbstverständlich zerstört, was als Symbol der Vergänglichkeit gilt. Das Obst und die Blumenpracht unterstreichen diesen Ostergedanken, dass alles Schöne endlich ist.
Die Paraden sind zwar wirklich toll anzusehen, allerdings haben auch diese körperlichen Anstrengungen einen sehr ernsten Hintergrund. Sie stehen für die Qualen Christi am Karfreitag. Nur weil er als Erlöser Leiden ertragen musste, war die Auferstehung und die Himmelfahrt überhaupt möglich. Kein Wunder also, dass das Osterfest für viele Christen sogar noch wichtiger ist als die Geburt Christi.
Ausgestattet mit Kreuzen, Weihrauch und gigantischen Särgen marschieren wahre Menschenmassen durch die Straßen. Dabei wirst du ganz verschiedene Kleidungstypen entdecken: Neben dem traditionellen Gewand in Lila, erinnern andere Aufmachungen fast schon an den Ku-Klux-Klan, andere wiederum an Turbanroben aus Nahost. Je nachdem, ob die spanischen Kolonisatoren, die indigene Bevölkerung oder die lateinamerikanische Christengemeinschaft dargestellt werden sollen, sieht die Festtagskleidung unterschiedlich aus.
Gottesdienste über die Feiertage
Im Zentrum stehen natürlich an sämtlichen Festtagen die unzähligen Kirchen der Stadt. Hier fallen die Teppiche auch besonders farbenfroh und prächtig aus und die Prozessionsparaden starten und enden hier. Die Kirchen sind entsprechend geschmückt und laden zu fast jeder Uhrzeit zu einer Gedenkmesse ein. Schließlich ist dies keine Besonderheit für das Osterfest in La Antigua, sondern auf der ganzen Welt. Daher ist es auch kein Wunder, dass du hier eine Menge an Gottesdiensten geboten bekommst. Wie praktisch, dass du nie weit von einer Kapelle, Kathedrale oder einem Tempel entfernt bist.
Guatemaltekisches Ostern
Die Guatemalteken sind ein sehr stolzes Volk und zeigen gerne ihre Traditionen. Darum ist es wirklich wichtig, dass du der Gastfreundschaft und der Offenheit der Locals mit ausreichendem Respekt entgegentrittst. Auch wenn du nicht wirklich ein gläubiger Christ bist oder vielleicht einem anderen Glauben angehörst, solltest du dich besonders an Ostern regelkonform und respektvoll zeigen.
Das Fest ist zwar ein freudiges Ereignis für die Christengemeinde, aber die meisten Einheimischen wirken recht ernst, insbesondere an Karfreitag. Dazu gehört auch, dass du die Fastenzeit beachtest und auch Sitten und Bräuchen, die dir im ersten Moment komisch vorkommen, den nötigen Respekt zollst. Dann werden dich die Guatemalteken in ihre spannende Welt entführen können und du wirst eine ganz tolle Rucksackreise zu einer speziellen Zeit machen dürfen.
Ganz Guatemala ist in der ganzen Karwoche in einem gewissen Ausnahmezustand und du wirst überall gut Ostern feiern können. Traditionell gibt es kein Fleisch, sondern es wird viel Fisch und Reis serviert. Neben der Kabeljausuppe als Hauptessen werden Torrejas besonders gerne als Nachtisch gereicht. Dieses Gericht besteht – ähnlich wie Arme Ritter – aus Reis, Brot oder Mais-Pinol, die in Eier gebraten werden.
Fazit
Ostern ist und bleibt eine besondere Zeit. Auch diejenigen, die nichts mit der Auferstehungsgeschichte anfangen können, feiern trotzdem mit ihrer Familie oder mit Freunden. Allerdings lässt es sich zu Ostern auch besonders gut reisen. Wenn du also gerne über deinen Frühjahrsurlaub verreisen möchtest, ist La Antigua in Guatemala ein absoluter Geheimtipp.
Zwar ist die alte Hauptstadt in Zentralamerika immer eine Reise wert, jedoch werden dir die Prozessionsumzüge, die Teppiche in den Straßen und die spanischen Gottesdienste einen ganz besonderen Einblick in die Kultur der Einheimischen gewähren. Ostern auf guatemaltekisch ist eben ein ganz besonderes Ereignis, dass du dir als waschechter Osterhase nicht entgehen lassen solltest!
Marvin Erdner