Das Leben der Einheimischen in Paraguay

Das Leben der Einheimischen in Paraguay

Paraguay gehört zu den eher unbekannten Ländern Lateinamerikas, verwandelt sich allmählich aber in einen Hotspot für Backpackern. Kein Wunder, da es Reisenden eine großartige Geschichte, natürliche Schönheit und herrliche koloniale Städte zu bieten hat. Das Land ist zudem voll freundlicher Einheimischer, die jeden darin willkommen heißen.

Aufgrund der regionalen Unterschiede ist Paraguay jedoch zweigeteilt. Der nördliche Teil ist die Chaco-Region, die größtenteils als unbewohnt gilt. Lediglich ein paar indigene Gemeinschaften der Guaraní nennen diese karge Landschaft ihre Heimat. Der Süden dagegen ist dicht bewaldet und von kleinen Kolonialstädten durchzogen, die sich seit dem 20. Jahrhundert oft kaum verändert haben.

Das Land ist vom Tourismus noch weitgehend unentdeckt, was vermutlich auch an den beliebten Nachbarländern wie Argentinien und Brasilien liegt, die einen Großteil der Reisenden anziehen. Doch wie genau leben die Einheimischen hier?

Alltag & Bräuche

Das Leben der Menschen außerhalb der Hauptstadt Asunción läuft im Normalfall eher gemäßigt ab. Du kannst aber im ganzen Land an religiösen Feiern teilnehmen, um mehr über die Kultur der Paraguayer zu erfahren. Die Bewohner der Stadt Caacupé begehen beispielsweise jedes Jahr am 8. Dezember das Fest der Jungfrau. Oder du besuchst am 23. Juni das Johannisfest, das im ganzen Land mit traditionellen Spielen wie dem Gehen auf heißen Kohlen gefeiert wird.

Wenn du dagegen ein Fan der Candombe-Musik bist, solltest du mal in der afro-paraguayischen Gemeinde im Kamba Kua-Gebiet vorbeischauen, wo diese Tradition fortgeführt wird. Ein weiteres großes Ereignis findet immer am 1. August statt: Carrulim. An diesem Tag wird das traditionelle Getränk aus Caña, Ruda und Zitrone geehrt, indem die ganze Bevölkerung es trinkt. Die drei Zutaten sollen nach alter Überzeugung Glück bringen, die Gesundheit eines Menschen schützen und das Böse abwehren.

Viele Paraguayer glauben darum, dass der gesamte August denjenigen Unglück und Missgeschick bringt, die kein Carrulim getrunken haben. Die meisten Kräuterverkäufer und Kioske füllen aber glücklicherweise speziell für diesen Zweck Flaschen ab, um den Leuten die Zubereitung zu ersparen. Ruba wird hier außerdem von den Einheimischen oft an den Gartentoren eingepflanzt, damit alles Böse am Betreten von Haus und Hof gehindert wird.

Musik

Das Land hat eine einzigartige musikalische Tradition mit vielen Balladen und Liedern. Diese sind meist sentimental und träge, wurden in den 50er Jahren aber durch lokale Künstler wie Luis Alberto del Paraná und dessen Band Los Paraguayos bekannt. Zu anderen Musikstücken wie Polkas, der Galopa oder auch Balztänzen böhmischer Herkunft kannst du dagegen gut tanzen.

Der berühmteste Komponist und Harfenist des Landes war José Asunción Flores (1904-1972). Er erfand auch die Guarania, einen Musikstil mit melancholischen und eindringlichen Melodien, der die Identität der Einheimischen widerspiegeln soll. Einige andere bemerkenswerte Schöpfer des Landes sind Féliz Pérez Cardozo und Emiliano R. Fernández.

Die besten lokalen Gerichte

Das Essen Paraguays spiegelt die traditionellen Kochstile der Guaraní wider. Die gleichnamige Sprache des indigenen Volkes in Südamerika wird heute übrigens noch von den meisten Einheimischen gesprochen, auch wenn ihr Anteil in der Gesamtbevölkerung nur gering ist. Die typischsten Gerichte des Landes enthalten vor allem Rindfleisch- und Flussfisch. Eine andere Spezialität dagegen ist die Suppe, oft durch Fleisch, Käse, Brot und Ei ergänzt. Unten findest du die beliebtesten Speisen der Menschen hier, damit du bei deinem Besuch weißt, was sich hinter den Namen verbirgt.

Chipá

Du wirst in Paraguay so eine große Vielfalt an Chipás finden, dass du nicht wissen wirst, wo du anfangen sollst! Das traditionelle Gebäck wird meist aus Maniok, Käse und Eiern hergestellt. Es gibt aber viele weitere Sorten wie das Chipá Manduvi, das aus Maismehl und Erdnüssen besteht. Oder das fladenförmige Chipá Guazu aus Mais, Milch und Käse, das oft mit gegrilltem Fleisch serviert wird. Es wird angenommen, dass dieses beliebte Gericht der indigenen Guaraní aus dem 18. Jahrhundert stammt, du wirst es darum fast überall im Land finden.

Tereré

Dies ist ein bitterer Kräutertee, der im Volksmund als Yerba Mate bekannt ist und mit kaltem Wasser gebraut wird. Das Getränk ist ein wichtiges Element der paraguayischen Kultur und wird von den meisten Einheimischen getrunken. Du wirst die Menschen hier deshalb oft mit gekühltem Wasser in Thermoskannen sehen, zusammen mit einem kugelförmigen Becher und silbernen Strohhalm in der Hand. Der Kräutertee ist recht intensiv, enthält viel Koffein und kann zu jeder Tageszeit getrunken werden.

Kiveve

Hinter diesem Namen versteckt sich eine Art süßer Kürbis, der als Andai bekannt ist und meistens mit Käse, Maismehl und Zucker gemischt wird. Dieses Gericht ist ein ideales Frühstück, da es gut sättigt und viele Kalorien enthält. Es wird in der Regel mit Sahne oder Püree in einer Schüssel serviert, die entweder kalt oder warm ist. Du kannst aber noch Milch hinzufügen, um den gewünschten Geschmack zu erzielen. Die Einheimischen in Paraguay lieben dieses Gericht und du kannst es ganz leicht selbst zubereiten.

Empanada-Sandwich

Natürlich ist diese gefüllte Teigtasche nicht nur in Paraguay erhältlich, variiert aber zwischen den meisten mittel- und südamerikanischen Ländern. Sie ist zudem ein sehr verbreiteter Snack in Costa Rica. Das Gericht ist hier jedoch etwas ganz Besonderes, weil die Leute es normalerweise als Sandwich essen. Dazu wird eine gut gebratene Empanada einfach zwischen zwei Scheiben Brot gesteckt. Übrigens bei den jüngeren Bewohnern auch ein beliebtes Katerfrühstück.

Mbejú

Das Wort bedeutet Kuchen in Guaraní und ist ein Grundnahrungsmittel der Einheimischen. Es handelt sich dabei um eine stärkehaltige Pastete, die aus Käsekrümeln, Mandiokamehl, Eiern, Schweinefett und Milch hergestellt und anschließend in heißem Öl gebraten wird. Mbejú wurde in Paraguay Mitte des 19. Jahrhunderts berühmt, als das Essen nach dem dreifachen Krieg gegen Brasilien, Argentinien und Uruguay knapp wurde. Dieses Gericht kann zusammen mit einem Tereré oder Kaffee serviert werden.

Borí Borí

Die köstliche Hühnersuppe mit einer dicken Brühe besteht aus Geflügel, Tomaten, Speck, Gemüse wie Sellerie oder Karotten und salzigem Queso Paraguayo. Gewürzt wird das Ganze mit verschiedenen Petersiliensorten. Diese Delikatesse wird anschließend mit käsigen Maismehlknödeln gekrönt und normalerweise mit gegrilltem Fleisch serviert. Borí Borí soll zudem Erkältungen abwehren, ist also ein echtes Allround-Talent!

Wissenswertes

Die Einheimischen lieben Reisende…

Paraguay ist erst seit kurzem für Reisende zugänglicher geworden, um in dem recht armen Land den Tourismus anzukurbeln. Die meisten Menschen hier sehen Backpacker aber immer noch als eine Kuriosität, sind jedoch durchaus gerne bereit, ein Gespräch mit dir zu beginnen. Meistens fragen sie dich dabei, warum du gerade hierhin gekommen bist. Oder sie möchten wissen, ob du das Land magst. Sei einfach offen und freundlich, dann werden dich die Menschen mit Gastfreundlichkeit nahezu überschütten!

…und verachten ihre Nachbarländer

Die lokale Bevölkerung ist überzeugt davon, dass sie von den Argentiniern und Brasilianern „gemobbt“ wird. Dieser Groll ist hauptsächlich auf den dreifachen Krieg zurückzuführen, als Argentinien, Uruguay und Brasilien sich gegen Paraguay verbündeten und es von der Landkarte wischten. Heutzutage beschweren sich deshalb viele Einheimische hier darüber, dass die brasilianischen Soja- und Viehzüchter einen Teil des Landes kolonisieren und den natürlichen Lebensraum zerstören. Gleichzeitig sollen sie die Bevölkerung misshandeln und ihre Steuern nicht bezahlen.

Wenn du mal ein langes Gespräch mit den Menschen hier führen möchtest, frag einfach, wie sie über diese Länder denken…

Fazit

Es mag auf den ersten Blick einige Hürden geben, die dich von einer Reise nach Paraguay abhalten könnten: Aufgrund des fehlenden Tourismus hier gibt es nur wenige Geschäfte für ausländische Besucher und es wird dir schwerfallen, Wahrzeichen in der Stadt zu fotografieren, ohne dass die elektrische Verkabelung dein Bild ruiniert.

Genau diese Eigenheiten machen das Erkunden des noch unentdeckten Landes jedoch zu einem ganz besonderen Erlebnis. Und sobald du hier bist, wirst du dich sicher neben der tollen Landschaft und lokalen Küche auch in die herzlichen Einheimischen mit ihren Eigenarten verlieben!

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