Die Pyramiden Bosniens – nur ein Mythos?
Mit Sicherheit hast du auch schon von den Pyramiden von Bosnien gehört. Die Frage, die sich eine Vielzahl von Menschen bis zum heutigen Tag stellen, ist, ob diese überhaupt echte Pyramiden sind oder ob sie im Laufe der Zeit auf eine natürliche Weise entstanden sind.
Für beide Theorien gibt es genug Anhänger, die auch ihre eigenen Behauptungen mit unterschiedlichen Argumenten immer wieder versuchen zu belegen.
Aber auch wenn die Pyramiden vielleicht gar nicht echt sind oder auf natürliche Weise entstanden sind, können wir nicht leugnen, dass wir von diesen auf eine gewisse Weise fasziniert waren. Denn sie sehen so wunderschön aus, dass ihr Anblick eine in der Tat atemberaubende Wirkung hat.
Natürlich wird sich wohl erst im Laufe der Jahre herausstellen, ob es sich nun wirklich um echte handelt oder ob das ganze nur eine der größten Schwindeleien der modernen Welt ist. Wir verraten dir in diesem Artikel jedenfalls, was du so alles über die bosnischen Pyramiden wissen musst.
Was sind die Pyramiden von Bosnien?
Bei den Pyramiden von Bosnien handelt es sich um einen Komplex von fünf Hügeln, die sich in der Nähe der kleinen Stadt Visoko etwa 30 Kilometer nordwestlich von Sarajevo auftun.
Der größte dieser Erhebungen ist der Berg Visočica, welcher laut Aussagen einiger Leute, vor allem Esoterikern, die Pyramide der Sonne darstellen soll.
Diese ist aus fünf dicken Schichten aus Sandsteinplatten aufgebaut, welche jeweils fast einen Meter dick sind. Zwischen diesen Schichten befindet sich eine 15 Zentimeter dicke Schicht aus Lehm. Unter dem Beton und dem Lehm besteht der innere Teil aus Sandsteinblöcken.
Mit ihren 220 Metern Höhe wäre sie so riesig, dass selbst die bekannte Cheops-Pyramide in Gizeh im Vergleich ziemlich klein wäre. Diese ist nämlich gerade mal 147 Meter hoch. Zu den anderen Pyramiden gehören die des Mondes, der Liebe, der Erde und des Drachen.
Viele Archäologen sind jedoch der Ansicht, dass es sich bei den Pyramiden von Bosnien nicht um echte handelt, sondern dass der Mythos mit Absicht von einem bosnischen Unternehmer verbreitet wurde. Er wollte sich Finanzmittel sichern und den Tourismus in Bosnien nach den verheerenden Ereignissen des Bosnienkrieges in den 1990er Jahren ankurbeln.
Der Mythos
Die bosnischen Pyramiden sind ein Beispiel der Pseudoarchäologie. Vor allem an Esoterik glaubende Menschen versuchen auf ihre eigene Weise die Bildung dieser natürlichen Hügelgruppe in der Gegend von Visoko zu erklären.
Der Mythos wurde von Semir Osmanagić ins Leben gerufen, einem bosnisch-amerikanischen Geschäftsmann. Er hat behauptet, dass die Hügel die größten von Menschen gemachten antiken Pyramiden sind, die es auf der Erde gibt.
Im April 2006 soll Semir Osmanagić angeblich mit einem Team aus mehreren Ländern zusammen eine Ausgrabung durchgeführt haben. Allerdings geben viele der angeblich beteiligten Archäologen nach wie vor an, bei dieser Unternehmung überhaupt nicht dabei gewesen zu sein.
Natürlich widerspricht die Mehrheit der Wissenschaftler dieser Theorie. Bei Untersuchungen der Stätte durch Geologen, Archäologen und anderen Wissenschaftlern wurde erwiesen, dass die Hügel natürliche Formationen sind. Es gibt also gar keinen Beweis dafür, dass sie von Menschen geformt wurden.
Folgen des Mythos
Auch wenn die Theorie, dass es in Bosnien und Herzegowina Pyramiden geben soll, mittlerweile nicht mehr vertreten wird, hat sie trotzdem einen nachhaltigen Effekt gehabt. Vor allem der Tourismus hat davon profitiert, da das Visočica-Gebirge auf diese Weise eine sehr beliebte Attraktion bei Reisenden aus aller Welt geworden ist.
Insbesondere bei Esoterikern sind die angeblichen Pyramiden ein beliebtes Ziel. Sie sind der Meinung, dass sie hier eine wohltuende Energie fühlen und meditieren deswegen auch sehr gerne in diesem Areal.
Der zunehmende Touristenverkehr hat der Stadt Visoko natürlich wirtschaftlich sehr gutgetan. Da sie während des Bosnienkriegs nur wenige Kilometer von der Front entfernt war und deswegen in der Gegend viele Landflächen zerstört wurden, kam dies der Stadt natürlich sehr gelegen. Die zusätzlichen Einnahmen tun dem kleinen Ort also auf jeden Fall gut.
Die European Association of Archaeologists sieht die Erzählung der hingegen eher schwierig. Diese Vereinigung ist gemeinsam mit zahlreichen Wissenschaftlern aus anderen Fachrichtungen darüber besorgt, dass wegen des zunehmenden Tourismus auch Schäden an echten archäologisch interessanten Stätten verursacht werden.
In dem Gebirge befinden sich neben einer mittelalterlichen bosnischen Burg und Befestigungsanlagen aus der Zeit der Römer auch noch weitere alte Überreste. Osmanagić hat im Jahr 2006 mit Ausgrabungen begonnen und dabei einen der Hügel so umgestaltet, dass er aussieht wie eine Stufenpyramide.
Natürlich war die akademische Gemeinschaft darüber auch ziemlich empört, da auf diese Weise auch echte archäologische Ressourcen zu Schaden kommen könnten.
2012 wurde die bislang letzte Untersuchung von dem englischen Geologen Dougal Jerram und dem englischen Archäologen Henry J. Chapman durchgeführt.
Die beiden Forscher sind sich sicher, dass alle Hinterlassenschaften, die sie gefunden haben, von Flusssedimenten stammen, die vor mehreren Millionen Jahren hier abgelagert wurden. Sie sagen allerdings, dass sie bei ihren Forschungen keine einzige Spur von archäologischem Material gesehen haben.
Dafür wurden sie hingegen Zeugen von der schlechten Praxis der anderen Interessierten, die selbst möglicherweise wirklich vorhandene archäologische Überreste zerstören würden.
Anreise
Die Anreise ist von Sarajevo aus sehr einfach. Da diese hügelige Landschaft nicht weit von der Hauptstadt von Bosnien und Herzegowina entfernt ist, kannst du den Besuch auch problemlos als Tagesausflug in Angriff nehmen.
Vom Busbahnhof in Sarajevo fahren mindestens zweimal am Tag Busse in die Innenstadt von Visoko. Natürlich kannst du am Abend auch problemlos wieder zurückkommen. Falls du lieber noch etwas länger bleiben möchtest, gibt es für die Rückfahrt auch Nachtbusse. Die Fahrt dauert jeweils nur etwa 30 Minuten.
Online kannst du natürlich auch die Fahrten im Voraus buchen. Wenn du allerdings einen Nachtbus nehmen möchtest, bekommst du die Tickets dafür nur an den Schaltern der Busbahnhöfe.
Fortbewegung in Visoko und Umgebung
In Visoko selbst bewegst du dich am besten mit dem Taxi fort. Die Preise sind recht günstig.
Natürlich kannst du die Umgebung aber auch zu Fuß erkunden. Sowohl die Sonnenpyramide als auch der Eingang zu den Ravne-Tunneln sind beide etwa 40 Minuten Fußweg vom Zentrum Visokos entfernt. Die Ausgrabungsstätte der Mondpyramide befindet sich ebenfalls in der Nähe.
Wenn du aber zu Sehenswürdigkeiten wie dem Tumulusin Vratnica oder den Überresten der Franziskanerkirche in Mile gelangen willst, können wir dir eine Fahrt mit dem Taxi auf jeden Fall ans Herz legen.
Wenn du zu Fuß in der Natur unterwegs bist, solltest du jedoch darauf achten, die vorgegebenen Wege nicht zu verlassen. Denn wie wir bereits erwähnt haben, war das Gebiet stark vom blutigen und gnadenlosen Krieg zwischen den Kroaten, Bosniaken und Serben in Mitleidenschaft gezogen worden.
Auch heute noch befinden sich in der Gegend noch vereinzelte Tretminen. Du solltest also allein aus Sicherheitsgründen nicht einfach so in den Wald gehen oder von den vorgegebenen Pfaden abweichen.
Interessante Orte
Auch wenn es unklar ist, ob die Pyramiden nun von Menschen erschaffen worden sind oder auf eine natürliche Weise entstanden sind, bieten sie doch genügend Möglichkeiten für etwas Sightseeing.
Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten sind die Ausgrabungsstätte auf einer Seite der Sonnenpyramide, die Ravne-Tunnel, die Ausgrabungen an der Mondpyramide und der Tumulus von Vratnica.
Die Ausgrabungsstätte ist von der Touristen-Informationsstelle an der Sonnenpyramide aus zugänglich. Hier kannst du eine etwa 45-minütige Führung durch die Städte bekommen.
Bei dieser erfährst du dann auch einiges über die verschiedenen Schichten, über die an der Forschung beteiligten Universitäten und den Elektromagnetismus an der bosnischen Pyramide der Sonne.
Bei den Ravne-Tunneln handelt es sich um ein von Forschern entdecktes dichtes Netz von unterirdischen Tunneln. Diese verbinden die wichtigsten archäologischen Stätten in der Gegend miteinander. Etwa eineinhalb Kilometer dieser Tunnel sind für die Öffentlichkeit begehbar.
Hier dauert die geführte Tour ebenfalls etwa 45 Minuten. Während der Tour im Inneren der Tunnel erfährst du unter anderem etwas über das Alter der Tunnel, über die Aufzeichnungen von Runen und anderen Symbolen auf megalithischer Keramik.
Wir haben die Tour jedenfalls als sehr informativ und interessant empfunden und können sie daher von ganzem Herzen empfehlen.
Fazit
Die bosnischen Pyramiden sind ein ziemlich bekannter Mythos der Neuzeit. Ob an diesem etwas dran ist oder nicht, können wir selbst nicht beurteilen. Aber wir können dir sagen, dass die Touren sehr interessant sind und es eine Menge Spaß macht, durch die Region zu wandern.
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