Weihnachten in Russland – warum der Winter dort ganz anders gefeiert wird

Wenn du im russischen Winter unterwegs bist, erlebst du eine ganz eigene Art von Festzeit. Schneeflocken tanzen durch die Straßen, die Kirchenkuppeln leuchten golden, und statt eines rot gekleideten Weihnachtsmanns begegnet dir ein Mann im blauen Pelzmantel – Väterchen Frost. Weihnachten in Russland fühlt sich vertraut und doch ganz anders an.

Wann ist Weihnachten in Russland – und warum feiern die Russen später als wir?

Weihnachten in Russland fällt nicht auf den 24. oder 25. Dezember, sondern auf den 7. Januar. Der Grund liegt im julianischen Kalender, dem die russisch-orthodoxe Kirche bis heute folgt. Dadurch verschiebt sich das Weihnachtsfest um knapp zwei Wochen im Vergleich zum westlichen Kalender.

Während viele Länder den 24. Dezember als Heiligabend feiern, beginnen die russischen Christen erst am 6. Januar mit der Feier. In der Nacht folgt der feierliche Weihnachtsgottesdienst, den Millionen Gläubige im ganzen Land besuchen – von der kleinen Dorfkirche bis zur mächtigen Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau.

Historisch gesehen wurde das religiöse Fest während der Sowjetzeit unterdrückt. Die Regierung wollte keine kirchlichen Feiertage, also rückte Neujahr in den Mittelpunkt. Bis heute ist Silvester in Russland fast wichtiger als Weihnachten – und das merkt man überall im Land.

Wie feiern die Russen Weihnachten heute?

Das Weihnachtsfest hat sich in den letzten Jahrzehnten verändert. Heute feiern viele Familien wieder im traditionellen Stil, ruhig und im kleinen Kreis. Der 6. Januar gilt als Heiligabend, und nach Wochen der Fastenzeit darf endlich wieder geschlemmt werden.

Nach dem Besuch der Kirche gibt es die Kutja – ein süßer Brei aus Getreide, Honig, Mohn und Rosinen. Sie ist das Symbol für das Leben, die Unsterblichkeit und den Zusammenhalt der Familie. Fleisch und Fisch sind an diesem Tag meist noch tabu, weil das Fasten offiziell erst nach der Mitternachtsmesse endet.

Typische Speisen zum russischen Weihnachtsfest:

  • Kutja (süßer Brei aus Honig, Mohn, Rosinen und Nüssen)
  • Gebackener Fisch mit Kräutern
  • Eierspeisen und eingelegtes Gemüse
  • Kompott aus getrockneten Früchten

 

Nach dem gemeinsamen Essen sitzen viele Familien noch lange am Tisch, singen alte Lieder, erzählen Geschichten und warten auf das erste Licht des Morgens.

Väterchen Frost und Schneemädchen – die russische Antwort auf den Weihnachtsmann

In Russland bringt nicht der Weihnachtsmann die Geschenke, sondern Väterchen Frost – oder wie er auf Russisch heißt: Ded Moroz. Mit seinem langen weißen Bart, dem eisblauen Pelzmantel und einem Zepter in der Hand zieht er durch den Schnee. Begleitet wird er von seiner Enkelin, dem Schneemädchen (Snegurotschka).

Die beiden verteilen Geschenke meist an Silvester, nicht an Weihnachten. Das hängt mit der Geschichte des Landes zusammen: Während religiöse Feiern verboten waren, verlagerte sich die Bescherung auf das Neujahrsfest.

Unterschiede zwischen Väterchen Frost und dem Weihnachtsmann:

  • Geschenke gibt’s zu Neujahr, nicht am 24. Dezember
  • Sein Mantel ist blau oder silbern, nicht rot
  • Er stammt aus alten Märchen, nicht aus der Werbung
  • Er reist mit seiner Enkelin Schneemädchen, nicht mit Rentieren

 

Väterchen Frost ist für die Kinder das Highlight des Winters. In Schulen und auf Stadtplätzen werden Theaterstücke aufgeführt, oft mit Väterchen Frost und dem Schneemädchen in den Hauptrollen – eine Tradition, die nie alt wird.

Vom Weihnachtsbaum bis zum Festessen – russische Traditionen im Winter

Der Weihnachtsbaum – auf Russisch „Jolka“ – spielt in Russland ebenfalls eine wichtige Rolle. Geschmückt wird er allerdings meist schon zum Neujahrsfest. Bunte Kugeln, Lichter, Sterne und kleine Geschenke hängen an den Zweigen, manchmal auch Süßigkeiten für die Kinder.

In Städten wie Moskau oder Sankt Petersburg verwandeln sich ganze Plätze in festliche Winterlandschaften mit Lichterprozessionen, Eisfiguren und Musik. Wer zur Weihnachtszeit durch Russland reist, spürt, wie eng Religion, Familie und Tradition miteinander verbunden sind.

Nach der feierlichen Abendmesse in der Kirche treffen sich viele Familien zu einem gemeinsamen Weihnachtsessen. Es ist kein luxuriöses Festmahl, sondern ein schlichtes, aber herzliches Beisammensein. Hauptsache, alle sitzen zusammen – das ist das eigentliche Geschenk.

Weihnachten, Silvester und Neujahr – das große Finale im russischen Winter

Der russische Winter ist lang, und die Feiertage scheinen endlos. Zwischen Weihnachten, Silvester und dem Jahreswechsel vergeht kaum Zeit zum Durchatmen. Die Russen feiern tagelang: mit Feuerwerk, gutem Essen, Freunden und langen Nächten voller Musik.

Der Grund dafür liegt in der Geschichte – zur Zeit der Sowjetunion war Neujahr das Ersatzfest für Weihnachten. Heute hat sich beides zu einer bunten Mischung entwickelt: erst Neujahr mit Väterchen Frost, dann Weihnachten im Kreis der Familie.

Am 7. Januar wünscht man sich schließlich „Frohe Weihnachten!“ – und das mit ehrlicher Freude. Kein Kommerz, kein Stress, sondern ein echtes Gefühl von Zusammenhalt.

Ob du als Backpacker durch die verschneiten Straßen von Moskau läufst oder mit einer russischen Familie Kutja teilst: Weihnachten in Russland zeigt, dass ein Fest auch ohne Hektik, dafür mit Herz und Geschichte gefeiert werden kann.

Fazit: Weihnachten in Russland als Kulturerlebnis

Weihnachten in Russland ist ein besonderes, tief in der russischen Kultur verwurzeltes Erlebnis. Zwischen Frost, Kirchenglocken und dem Duft von Honig und Mohn zeigt sich eine Seite des Landes, die du nur in dieser Jahreszeit so intensiv spürst. Es ist weniger ein Fest der Geschenke als ein Moment des Ankommens – bei sich selbst, in der Familie, im Winter. Und genau das macht Weihnachten in Russland so besonders.

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