Wildcampen ist in Portugal grundsätzlich verboten – zumindest seit der Gesetzesverschärfung im Jahr 2021. Dennoch gibt es seit Anfang 2023 wieder Ausnahmen, die besonders für Wohnmobilreisende wichtig sind. Die portugiesische Straßenverkehrsordnung (Código da Estrada) wurde konkretisiert, insbesondere in Artikel 48 und 50-A.
Demnach ist es unter bestimmten Bedingungen erlaubt, mit dem Wohnmobil oder Campervan auf Parkplätzen außerhalb von Schutzgebieten bis zu 48 Stunden zu stehen – sofern dort kein Verbotsschild angebracht ist. Dieses sogenannte Freistehen wird in Portugal nicht als Wildcamping im engeren Sinne gewertet, solange kein Campingverhalten (wie Markise, Tisch, Grill) sichtbar ist.
Ist Wildcampen in Portugal überhaupt erlaubt?
Ein echtes Wildcamping mit Zelt oder dauerhaftem Aufbau abseits jeder Infrastruktur bleibt jedoch illegal. Die Regelungen unterscheiden zudem deutlich zwischen Stehen und Camping: Wer nur parkt und übernachtet, bewegt sich in einer rechtlichen Grauzone – wer jedoch sichtbar „lagert“, verstößt gegen das Gesetz.
Die wichtigsten Punkte auf einen Blick:
- Zelten in freier Natur ist verboten
- Übernachten im Camper für bis zu 48 Stunden außerhalb von Schutzgebieten ist erlaubt
- Campingverhalten (z. B. Stühle, Grill) kann als Ordnungswidrigkeit geahndet werden
- In Natura-2000-Gebieten oder Küstenschutzzonen ist jede Form des Wildcampens untersagt
Diese Regelungen betreffen sowohl ausländische Urlauber als auch portugiesische Reisende und werden von den Behörden vor allem in der Hauptsaison streng kontrolliert.
Welche Strafen drohen beim Wildcampen in Portugal?
Wer sich nicht an die gesetzlichen Vorgaben hält, riskiert zum Teil empfindliche Bußgelder. Die Höhe der Strafen variiert je nach Region, Gebiet und Art des Verstoßes. Besonders teuer wird es in Naturschutzgebieten, an der Küste oder in stark touristisch genutzten Städten.
Die Polizei oder das Ordnungsamt kann bei Verstößen gegen die Straßenverkehrsordnung nach Artikel 50-A direkt vor Ort Bußgelder zwischen 60 und 600 Euro verhängen. In sensiblen Gebieten wie dem Natura-2000-Netzwerk oder in den sogenannten POOC-Zonen (Küstenraum mit Landschaftsschutz) kann das Bußgeld bis zu 2000 Euro betragen. In besonders drastischen Fällen sind laut Gesetz sogar Strafen bis 36.000 Euro möglich – etwa bei wiederholtem Verstoß oder in streng geschützten Gebieten.
Besonders betroffen sind:
- Zelter, die ihr Lager auf Stränden oder in Dünen aufschlagen
- Wildcamper mit Wohnwagen oder Campervan in verbotenen Gebieten
- Reisende, die sich über Nacht an Küstenabschnitte oder in Stadtgebiete stellen, wo das explizit untersagt ist
Viele Urlauber unterschätzen die Konsequenzen und verlassen sich auf alte Informationen oder Erfahrungsberichte aus Zeiten vor der Gesetzesänderung. Wer erwischt wird, muss jedoch nicht nur mit einem Bußgeld rechnen – es kann auch zur Anzeige kommen oder zum Platzverweis durch die Polizei.
Bußgelder fürs Wildcampen in Portugal
| Verstoß | Gebiet | Strafe |
|---|---|---|
| Übernachten im Natura-2000-Gebiet | Naturschutzgebiet | 200–2000 € |
| Parken am Strand über Nacht | Küste (POOC-Zone) | 120–600 € |
| Zelten auf öffentlichem Gelände | Stadtgebiet | 60–300 € |
| Wiederholtes Wildcamping im Verbot | beliebige Region | bis 36.000 € |
Die Strafen zeigen deutlich: Portugal meint es ernst mit dem Schutz seiner Natur – und wer auf eigene Faust campt, sollte sich vorher gründlich informieren.
Portugal Wildcampen: Wo darf man in Portugal mit Camper oder Van stehen?
Trotz des generellen Verbots für Wildcamping bietet Portugal eine Vielzahl an legalen Stellmöglichkeiten, die auch ohne Campingplatzgebühr genutzt werden können. Gerade für Wohnmobile und Campervans gilt die 48-Stunden-Regel auf öffentlichen Parkplätzen – vorausgesetzt, sie befinden sich nicht in Schutzgebieten und es gibt kein Verbotsschild.
Wer ganz sicher gehen will, nutzt die sogenannten ASA-Stellplätze („Áreas de Serviço para Autocaravanas“). Diese offiziellen Servicepunkte für Wohnmobile sind über das ganze Land verteilt, oft kostenlos oder sehr günstig, und bieten Entsorgungsmöglichkeiten sowie teilweise Strom und Wasser.
Weitere Optionen für legales Stehen in Portugal:
- Parkplätze in ländlichen Regionen, abseits von Städten oder touristischen Hotspots
- Privatgrundstücke, wenn eine ausdrückliche Erlaubnis des Eigentümers vorliegt
- Agrarflächen oder Weingüter, die Stellplätze für eine kleine Gebühr anbieten
Zu beachten ist: Wer auf einem Parkplatz steht, sollte nicht campen – also keine Tische aufstellen, keine Wäscheleine spannen oder den Grill auspacken. All das fällt unter „Campingverhalten“ und kann auch auf einem zunächst erlaubten Parkplatz zu einem Bußgeld führen.
Wo Wildcamper legal übernachten können
- ASA-Stellplätze mit Infrastruktur (teils kostenlos)
- Offene Parkplätze ohne Verbotsschild (außerhalb von Schutzgebieten)
- Private Grundstücke mit Erlaubnis
- Stellflächen bei Bauernhöfen oder Weingütern
- Mini-Campingplätze oder alternative Angebote kleiner Anbieter
Auch Apps wie „Park4Night“ oder „Campercontact“ helfen dabei, geeignete Plätze zu finden. Trotzdem gilt: Die Verantwortung liegt immer bei den Reisenden selbst – denn regionale Regeln können sich ändern oder verschärfen.
Was sind sensible Gebiete, die man unbedingt meiden sollte?
Portugal ist reich an unberührten Landschaften – aber gerade diese Gebiete stehen unter besonderem Schutz. Dazu zählen vor allem die Natura-2000-Gebiete, Nationalparks und POOC-Zonen entlang der Küste. Hier ist jegliche Form des Wildcampens streng verboten, unabhängig davon, ob mit Zelt, Van oder Wohnmobil.
Das Natura-2000-Netzwerk umfasst besonders wertvolle Ökosysteme, die dem europäischen Naturschutzrecht unterliegen. Viele dieser Flächen liegen entlang der Algarve-Küste, in den Bergen der Serra da Estrela oder rund um den Naturpark Costa Vicentina. Auch POOC-Zonen – also Küstenschutzräume mit landschaftsökologischer Bedeutung – sind in Portugal weit verbreitet und ebenfalls für Camper tabu.
Besonders gefährlich: Diese Gebiete sind nicht immer klar markiert, sodass man sich auch unbeabsichtigt strafbar machen kann. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte daher auf offiziellen Karten oder mit Hilfe von Apps wie „Wikiloc“ oder „Komoot“ überprüfen, ob ein Ort innerhalb eines Schutzgebiets liegt.
Sensible Gebiete, die unbedingt gemieden werden sollten:
- Costa Vicentina (Südwesten)
- Parque Natural do Sudoeste Alentejano
- Serra da Estrela (Zentralportugal)
- Dünengebiete an der Algarve
- Mündungsgebiete von Flüssen wie Tejo oder Mondego
In diesen Regionen drohen besonders hohe Strafen. Zudem leisten verantwortungsvolle Camper durch das Meiden solcher Gebiete einen aktiven Beitrag zum Schutz von Tierwelt, Pflanzenvielfalt und Landschaftsbild.
Welche Tipps gibt es für sicheres und naturverträgliches Wildcampen?
Auch wenn Wildcamping in Portugal nur eingeschränkt möglich ist, gibt es viele Möglichkeiten für einen verantwortungsvollen Campingurlaub, der im Einklang mit der Natur steht. Der wichtigste Grundsatz lautet: Respekt vor Umwelt, Gesetz und Einheimischen.
Eine zentrale Rolle spielt dabei das „Leave-no-trace“-Prinzip. Das bedeutet: keine Spuren hinterlassen, keinen Müll wegwerfen, kein Feuer machen, keine Tiere stören und keine Pflanzen beschädigen. Gerade in Portugal, wo Dürre und Brandgefahr im Sommer ein Dauerthema sind, ist das Grillen oder Feuermachen im Freien streng verboten.
Ebenso wichtig ist das richtige Verhalten bei Kontrollen: Freundlichkeit, Einsicht und Kooperationsbereitschaft helfen oft mehr als Diskussionen. Wer sich vorbereitet und bewusst reist, wird viele schöne Orte entdecken, ohne mit den Behörden in Konflikt zu geraten.
Praktische Tipps für Camper in Portugal
- Früh anreisen, um legale Stellplätze zu sichern
- Nur auf befestigtem Untergrund stehen, keine Wiesen befahren
- Offline-Karten und GPS nutzen – viele abgelegene Orte haben kein Netz
- In der Nebensaison reisen, um Menschenmassen zu vermeiden
- Müll wieder mitnehmen oder an Sammelstellen entsorgen
- Private Plätze über Plattformen oder lokal vor Ort anfragen
- Im Zweifel lieber einen offiziellen Campingplatz wählen
Trotz der Regeln bleibt der Reiz Portugals bestehen: Der Mix aus Küstenlandschaft, Bergen, authentischen Dörfern und weiten Ebenen macht das Land zu einem idealen Reiseziel für Roadtrips mit dem Van oder Wohnmobil – sofern man sich an die Regeln hält.
Fazit: Lohnt sich ein Campingurlaub in Portugal trotz Regeln?
Portugal hat sich in den letzten Jahren vom Geheimtipp zum Hotspot für Vanlife und Individualtourismus entwickelt. Mit dieser Beliebtheit kamen jedoch auch Regelverschärfungen – und damit Einschränkungen für alle, die frei und unabhängig unterwegs sein wollen. Doch die gute Nachricht ist: Wer sich informiert und verantwortungsvoll verhält, findet in Portugal nach wie vor authentische Stellplätze, traumhafte Natur und echte Freiheit.
Das Land bietet mit seinen vielfältigen Landschaften, der Nähe zum Meer und seiner infrastrukturellen Camperfreundlichkeit einen idealen Rahmen für Reisen im Van. Die Kombination aus Stadtfeeling in Orten wie Porto oder Lissabon und ruhigen, naturverbundenen Momenten auf dem Land schafft ein einzigartiges Reiseerlebnis.
Ein bewusster, gesetzeskonformer Umgang mit dem Thema Wildcampen ist dabei nicht nur im eigenen Interesse – sondern auch ein Zeichen von Respekt gegenüber Portugal als Gastland. Gesetzesänderungen sind jederzeit möglich, daher lohnt es sich, die aktuelle Lage vor der Reise noch einmal zu prüfen – etwa auf Seiten des portugiesischen Instituts für Naturschutz oder lokalen Tourismusbüros.
Wer bereit ist, ein Stück Kontrolle gegen ein Stück Verantwortung zu tauschen, wird mit einer Portion echter Freiheit belohnt – und mit einem unvergesslichen Erlebnis in einem der schönsten Länder Europas.



