Die Townships in Südafrika sind tief in der Geschichte des Landes verwurzelt und stellen ein greifbares Erbe der Apartheid dar. Diese Armenviertel wurden geschaffen, um die nicht weiße Bevölkerung von den weißen Stadtzentren zu trennen. Der Urban Areas Act von 1923 und der Group Areas Act von 1950 führten zu massenhaften Zwangsumsiedlungen und der Errichtung von Townships wie Soweto und Khayelitsha. In diesem Artikel werden wir auf die historischen Hintergründe eingehen, die aktuelle Lage beschreiben und auf positive Tendenzen ebenso wie auf bestehende Probleme hinweisen.
Township Südafrika: Bild von NLink
Township – Ein unrühmliches Erbe der Apartheid
Während der Apartheid wurden Menschen aus verschiedenen ethnischen Gruppen gezwungen, in separaten Townships zu leben. Diese Politik zielte darauf ab, die wirtschaftliche und soziale Kontrolle der weißen Minderheit zu festigen, indem sie die Bewegungsfreiheit und die Wohnorte der nicht weißen Bevölkerung stark einschränkte.
Die Lebensbedingungen in den Townships waren und sind oft schwierig. Hohe Bevölkerungsdichte, schlechte Bausubstanz und mangelnde Infrastruktur kennzeichnen viele dieser Gebiete. Armut und Arbeitslosigkeit sind weit verbreitet, was zu sozialen Problemen wie Kriminalität und Drogenmissbrauch führt. Die Bewohner haben oft eingeschränkten Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung, was ihre Chancen auf wirtschaftlichen Aufstieg weiter reduziert.
Trotz der schwierigen Lebensbedingungen entwickelten sich die Townships zu Zentren des Widerstands gegen die Apartheid. Viele führende Aktivisten und Bewegungen kamen aus diesen Gebieten. Nach dem Ende der Apartheid hat die südafrikanische Regierung verschiedene Programme gestartet, um die Lebensbedingungen in den Townships zu verbessern. Diese beinhalten den Bau von festen Häusern, die Verbesserung der Infrastruktur und die Schaffung von Arbeitsplätzen. Dennoch bleiben viele Probleme bestehen, und die Fortschritte sind oft langsam und ungleichmäßig verteilt.
Wie sehen sie aus?
Die Townships in Südafrika sind geprägt von improvisierten Unterkünften und einer oft prekären Infrastruktur. Die Gebäude in den Townships bestehen meist aus einfachen Materialien wie Wellblech, Holz und Betonblöcken. Häufig sind die Häuser provisorisch und eng aneinander gebaut, was zu überfüllten Wohnbedingungen führt. Einige Positivbeispiele zeigen Verbesserungen, in denen solide Backsteinhäuser gebaut wurden, aber diese sind eher die Ausnahme als die Regel.
Die Straßen in den Townships sind oft unbefestigt und voller Schlaglöcher, was besonders in der Regenzeit zu großen Problemen führt. Elektrizität und fließendes Wasser sind nicht überall verfügbar, und viele Bewohner sind auf improvisierte Lösungen angewiesen. Öffentliche Verkehrsmittel sind in der Regel überfüllt und unzuverlässig, was die Mobilität der Bewohner stark einschränkt.
Die Townships verfügen größtenteils nur über grundlegende Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen und Krankenhäuser, die jedoch oft überlastet und schlecht ausgestattet sind. Es gibt auch lokale Märkte und kleine Geschäfte, die das wirtschaftliche Leben der Townships prägen. Viele dieser Einrichtungen sind durch Gemeinschaftsinitiativen entstanden und spielen eine wichtige Rolle im sozialen Gefüge der Townships, bieten aber keinen Weg aus der Armut.
Die Lebensbedingungen in den Townships sind von Armut geprägt und oft schwierig. Die hohe Bevölkerungsdichte und die schlechten Wohnverhältnisse tragen zu gesundheitlichen Problemen bei. Kriminalität und Gewalt sind in vielen Townships ein großes Problem, was die Lebensqualität der Bewohner zusätzlich beeinträchtigt. Trotzdem herrscht in vielen Townships ein starker Gemeinschaftssinn, und Nachbarschaftsinitiativen sowie lokale Organisationen spielen eine wichtige Rolle im Alltag.
Es gibt jedoch auch positive Entwicklungen. In einigen Townships, wie Khayelitsha, wurden Projekte gestartet, die die Lebensbedingungen verbessern sollen. Beispiele hierfür sind Bildungsinitiativen, Sportprogramme wie die Velokhaya Life Cycling Academy und soziale Projekte, die auf die Verbesserung der Infrastruktur abzielen. Diese Projekte zeigen, dass Engagement und Unterstützung auf lokaler Ebene zu positiven Veränderungen führen können.
Wer lebt dort?
Die Bewohner der Townships sind überwiegend Schwarze Südafrikaner, die aufgrund der rassistischen Politik der Apartheid gezwungen waren, diese Gebiete zu besiedeln. Auch heute noch sind die Townships Heimat vieler Menschen, die aufgrund wirtschaftlicher Ungleichheiten keine besseren Lebensbedingungen finden. Die Gemeinschaften sind vielfältig und bestehen aus verschiedenen ethnischen Gruppen, darunter Xhosa, Zulu und andere afrikanische Völker.
Die Bevölkerung in den Townships ist durch eine hohe ethnische Vielfalt gekennzeichnet. Diese Vielfalt spiegelt die zahlreichen afrikanischen Ethnien wider, die durch die Apartheidspolitik in diese Siedlungen gezwungen wurden. Zu den größten Gruppen gehören die Xhosa, die Zulu und die Sotho, aber auch viele andere ethnische Minderheiten leben dort.
Die wirtschaftliche Situation in den Townships ist oft prekär. Hohe Arbeitslosigkeit, unterbezahlte Jobs und ein informeller Arbeitsmarkt dominieren das Bild. Viele Menschen arbeiten als Straßenhändler, Handwerker oder in anderen informellen Sektoren, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Die Armut ist weit verbreitet, was zu sozialen Problemen wie Kriminalität und Drogenmissbrauch führt.
Die Bildungseinrichtungen in den Townships sind oft schlecht ausgestattet und überfüllt. Viele Schulen haben nicht genug Lehrkräfte oder Materialien, was die Bildungsqualität beeinträchtigt. Trotzdem gibt es in den Townships auch Bemühungen, Bildung und Ausbildung zu fördern. Gemeindebasierte Bildungsinitiativen und NGO-Programme spielen eine wichtige Rolle bei der Unterstützung der jungen Bevölkerung.
Die Gesundheitsversorgung in den Townships ist ebenfalls eine Herausforderung. Öffentliche Kliniken und Krankenhäuser sind oft überlastet und schlecht ausgestattet. Der Zugang zu qualitativ hochwertiger Gesundheitsversorgung ist begrenzt, was die Bewohner anfällig für Krankheiten und gesundheitliche Probleme macht.
Trotz der schwierigen Lebensbedingungen ist das Gemeinschaftsleben in den Townships lebendig und dynamisch. Es gibt ein starkes Gefühl der Solidarität und des Zusammenhalts. Traditionelle Bräuche und kulturelle Praktiken werden gepflegt und spielen eine wichtige Rolle im sozialen Leben. Musik, Tanz und Kunst sind zentrale Elemente der Township-Kultur und tragen zur Identitätsbildung bei.
Geschichte hinter den Townships in Südafrika
Die Entstehung und Entwicklung der Townships in Südafrika ist eng mit der Geschichte der Rassentrennung und Diskriminierung verknüpft. Dieser Abschnitt beleuchtet die historischen Wurzeln und die politischen Maßnahmen, die zur Schaffung dieser Siedlungen führten, und untersucht die tiefgreifenden Auswirkungen auf die betroffenen Gemeinschaften.
Ursprünge der südafrikanischen Townships
Bereits im 19. Jahrhundert begannen die kolonialen Regierungen, farbige Bevölkerungsgruppen in speziellen Gebieten anzusiedeln. Diese frühen Formen der Segregation wurden durch die Entdeckung von Diamanten und Gold verstärkt, da die Kolonialmächte den Zugang zu wirtschaftlichen Ressourcen kontrollieren wollten. In Städten wie Kimberley und Johannesburg wurden spezielle Wohngebiete für farbige Arbeiter geschaffen, die von den Wohnvierteln der Weißen getrennt waren.
Bau von Townships während der Apartheid
Der Urban Areas Act von 1923 war ein bedeutender Schritt in der Institutionalisierung der rassistischen Segregation. Dieses Gesetz legte fest, dass Schwarze nur in bestimmten Gebieten der Städte leben durften, die als „native locations“ bezeichnet wurden. Diese Gebiete waren oft schlecht ausgestattet und lagen weit entfernt von den zentralen Geschäfts- und Wohnvierteln der Weißen. Das Gesetz zielte darauf ab, die Bewegung und Ansiedlung von Schwarzen in städtischen Gebieten zu kontrollieren und ihre Nähe zu weißen Gemeinschaften zu minimieren.
Mit der Einführung des Group Areas Act von 1950 unter der Apartheid-Regierung wurde die Segregation auf eine neue Ebene gehoben. Dieses Gesetz definierte genau, welche Rassen in welchen Gebieten leben durften. Schwarze, Inder und andere nicht weiße Menschen wurden gewaltsam aus ihren Häusern in den städtischen Zentren vertrieben und in weit entfernte Townships umgesiedelt. Diese Umsiedlungen führten oft zu familiären und sozialen Zerreißproben, da Gemeinschaften auseinandergerissen wurden.
Die Apartheid-Regierung plante und baute die Townships mit dem ausdrücklichen Ziel, die Rassentrennung aufrechtzuerhalten und zu kontrollieren. Die Wohngebiete waren absichtlich weit von den weißen Vororten und Arbeitsplätzen entfernt, was lange Pendelzeiten und zusätzliche Kosten für die Schwarzen Arbeiter bedeutete. Infrastruktur war minimal und oft von schlechter Qualität, mit unzureichender Versorgung mit Wasser, Strom und sanitären Einrichtungen.
Die Townships wurden bald zu Brennpunkten des Widerstands gegen die Apartheid. Die schlechten Lebensbedingungen, die systematische Unterdrückung und die Brutalität der Sicherheitskräfte führten zu zahlreichen Protesten und Aufständen. Der bekannteste dieser Aufstände war der Soweto-Aufstand von 1976, bei dem Schüler gegen die Einführung von Afrikaans als Unterrichtssprache protestierten. Der Aufstand wurde brutal niedergeschlagen, führte aber zu einer weltweiten Aufmerksamkeit und Verurteilung der Apartheid-Politik.
Die Townships heute
Mit dem Ende der Apartheid 1994 hofften viele auf eine rasche Verbesserung der Lebensbedingungen in den Townships. Die demokratisch gewählte Regierung unter Nelson Mandela versprach Reformen und Investitionen in die Infrastruktur. Trotz einiger Fortschritte bleiben viele Herausforderungen bestehen. Die wirtschaftlichen Ungleichheiten, die durch Jahrzehnte der Diskriminierung entstanden sind, lassen sich nicht über Nacht beheben. Viele Townships kämpfen weiterhin mit hoher Arbeitslosigkeit, Kriminalität und unzureichender Versorgung.
Trotz der anhaltenden Schwierigkeiten gibt es viele Initiativen, die darauf abzielen, das Leben in den Townships zu verbessern. Gemeinschaftsprojekte, Bildungsinitiativen und kleine Unternehmen spielen eine wichtige Rolle bei der Schaffung von Möglichkeiten und der Stärkung der Gemeinschaft.
Beispiele wie die Velokhaya Life Cycling Academy in Khayelitsha zeigen, wie lokales Engagement positive Veränderungen bewirken kann. Als Problem- und Elendsviertel eignen sie sich jedoch nicht sehr gut, um von Touristen besucht zu werden. Abenteuerlustigen empfehlen wir daher lieber die Gefahren in Papua-Neuguinea zu erkunden.
Einige berühmte Townships in Südafrika
Im Folgenden porträtieren wir einige der bekanntesten und berüchtigtsten Townships Südafrikas.
Langa
Langa ist das älteste Township in Kapstadt und wurde 1923 gegründet. Es war eine der ersten Siedlungen, die speziell für Schwarze Südafrikaner gebaut wurden. Heute ist Langa ein kulturelles Zentrum in den sogenannten ‘cape flats’ und bekannt für seine lebendige Kunst- und Musikszene. Besucher können das Langa Quarter besuchen, ein Gemeinschaftsprojekt, das Tourismus und lokale Wirtschaft fördert, und anschließend beispielsweise eine Tour zur ‘false bay’ und dem Kap der Guten Hoffnung unternehmen.
Nyanga
Nyanga, eine der gefährlichsten Townships in Südafrika, wurde in den 1950er Jahren während der Apartheid gegründet. Trotz der hohen Kriminalitätsrate gibt es viele Initiativen, die versuchen, das Leben der Bewohner zu verbessern. Die Gemeinde setzt sich für Bildungsprogramme und wirtschaftliche Entwicklung ein.
Gugulethu
Gugulethu, gegründet in den 1960er-Jahren, ist bekannt für seine reiche Geschichte des Widerstands gegen die Apartheid. Hier ereignete sich das tragische Gugulethu Seven-Massaker. Heute ist Gugulethu ein Symbol für Resilienz und Gemeinschaft, mit zahlreichen kulturellen und sozialen Projekten.
Khayelitsha
Khayelitsha, eine der größten Townships in Südafrika, wurde in den 1980er-Jahren gegründet. Es ist bekannt für seine innovative Herangehensweise an Gemeinschaftsentwicklung und Unternehmertum. Projekte wie die Velokhaya Life Cycling Academy und das Isivivana Centre zeigen das Engagement der Bewohner für positive Veränderung.
Athlone und Rylands
Athlone und Rylands, ursprünglich für People of Color während der Apartheid gebaut, sind heute vielfältige und lebendige Gemeinschaften. Athlone ist bekannt für seine kulturelle Vielfalt und seine historische Bedeutung im Widerstand gegen die Apartheid. Rylands ist ein wichtiges Zentrum für die indische Gemeinschaft in Kapstadt, mit vielen Tempeln und kulturellen Veranstaltungen.
Mitchell’s Plain
Mitchell’s Plain wurde in den 1970er Jahren als Teil der Apartheid-Politik gegründet, um Coloureds umzusiedeln. Es ist eines der größten Wohngebiete Kapstadts und bekannt für seine komplexen sozialen Herausforderungen. Dennoch gibt es zahlreiche Gemeinschaftsinitiativen, die sich für Bildung, Gesundheit und wirtschaftliche Entwicklung einsetzen.
FAQ
Im Folgenden werden einige häufig gestellte Fragen kurz beantwortet.
Was versteht man unter Townships?
Unter Townships versteht man spezielle Wohngebiete in Südafrika, die während der Apartheid geschaffen wurden, um die Schwarze Bevölkerung von den städtischen Gebieten der Weißen zu trennen. Diese Gebiete liegen oft am Stadtrand und sind durch einfache, provisorische Unterkünfte und eine unzureichende Infrastruktur gekennzeichnet.
Die Bewohner der Townships sind meist wirtschaftlich benachteiligt und haben eingeschränkten Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung und Arbeitsplätzen. Trotz der schwierigen Lebensbedingungen gibt es in den Townships einen starken Gemeinschaftssinn und viele lokale Initiativen zur Verbesserung der Lebensqualität, sodass sie auf Reisende, die auf der Suche nach Authentizität und Kultur sind, einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Welche Townships gibt es in Südafrika?
Eine Liste bekannter Townships in Südafrika findet sich im letzten Kapitel.
Sind Townships gefährlich?
Ja, einige Townships in Südafrika können gefährlich sein, besonders aufgrund hoher Kriminalitätsraten, die durch Armut, Arbeitslosigkeit und soziale Ungleichheiten begünstigt werden. Gewaltverbrechen, Drogenmissbrauch und Bandenaktivitäten sind in einigen Townships weit verbreitet. Dennoch gibt es auch viele sichere und gut organisierte Gemeinschaften innerhalb der Townships, wo Anwohner und lokale Initiativen aktiv daran arbeiten, die Lebensbedingungen und Sicherheit zu verbessern.
Grundsätzlich können einige Townships auch besucht werden, aber wie gefährlich dies im Einzelnen ist, können nur Local Guides beurteilen. Reiselustigen empfehlen wir daher eher einen Trip nach Lappland im Sommer.
Wer lebt in den Townships?
In den Townships leben überwiegend Schwarze Südafrikaner, die während der Apartheid dorthin umgesiedelt wurden. Auch heute leben viele Menschen dort aufgrund von Armut und mangelnden Alternativen. Die Bewohner sind meist wirtschaftlich benachteiligt, und es gibt hohe Arbeitslosigkeit sowie eingeschränkten Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung. Trotz der schwierigen Lebensbedingungen existiert ein starker Gemeinschaftssinn, und lokale Initiativen sowie kleine wirtschaftliche Aktivitäten prägen das Leben in den Townships.
Township Südafrika – Ein fester Bestandteil der Geschichte
Die Townships in Südafrika sind tief in der Geschichte des Landes verwurzelt und stellen ein greifbares Erbe der Apartheid dar. Diese Gebiete wurden geschaffen, um die nicht weiße Bevölkerung von den weißen Stadtzentren zu trennen. Der Urban Areas Act von 1923 und der Group Areas Act von 1950 führten zu massenhaften Zwangsumsiedlungen und der Errichtung von Townships wie Soweto und Khayelitsha.
Trotz der schwierigen Lebensbedingungen entwickelten sich die Townships zu Zentren des Widerstands gegen die Apartheid. Viele führende Aktivisten und Bewegungen kamen aus diesen Gebieten. Heute sind die Townships lebendige Gemeinschaften mit einer reichen kulturellen Vielfalt und einem starken Gemeinschaftssinn.
Nach dem Ende der Apartheid hat die südafrikanische Regierung verschiedene Programme gestartet, um die Lebensbedingungen in den Townships zu verbessern. Diese beinhalten den Bau von festen Häusern, die Verbesserung der Infrastruktur und die Schaffung von Arbeitsplätzen. Dennoch bleiben viele Probleme bestehen, und die Fortschritte sind oft langsam und ungleich verteilt.