Sikkim: der unberührte Norden Indiens

Sikkim: der unberührte Norden Indiens

Eingebettet zwischen Nepal, China und Bhutan liegt Sikkim am Fuße des Himalaya. Im Hintergrund erheben sich schneebedeckte Berggipfel, während die indischen Gebetsfahnen sanft im Wind wehen ‒ Sikkim mag mit 600.000 Einwohner*innen einer der kleineren indischen Bundesstaaten sein, dafür erleben Reisende hier die unberührte Welt der indischen Kultur. In diesem Artikel erfährst du alles, was du über den wilden Norden Indiens wissen musst.

Sikkim Zelte und Tier

Die Top-Sehenswürdigkeiten

Wandern, Tee trinken oder die Tempel besuchen ‒ Sikkim ist ein Naturparadies im Norden Indiens, das sich in der phänomenalen Gebirgslandschaft ausbreitet und zahlreiche Juwelen bereithält. Wer einmal in seinem Leben nach Sikkim reisen will, hat hier die Liste der besten Sehenswürdigkeiten im Bundesstaat gefunden!

Gangtok

In der größten Stadt Sikkims, Gangtok, leben nur 30.000 Menschen. Die Häuser wurden auf einem Hang erbaut und blicken Richtung Machapuchare, einem Berg an der Grenze zu China im Osten. Weit und breit sprießen die Bäume und Pflanzen, während die Wolken die Region in einen mystischen Nebel tauchen. Die Temperaturen überschreiten hier selten 20 Grad, auch nicht im Sommer. Im Frühling zwischen März und Mai blüht die Stadt, wenn die ersten Blumen aus den Beeten vor den Häusern wachsen.

Sikkim Gangtok Häuser

Etwas südlich liegt das Namgyal Institut für Tibetologie, dessen Fundament 1957 vom 14. Dalai Lama errichtet wurde. Besucher*innen erhalten einen Einblick in den Buddhismus in der Region und was dieser für die Sikkimer*innen bedeutet. Das Kloster Rumtek unweit des Instituts ist eines der ältesten Klöster in Sikkim. Über einen Wanderweg findet sich zudem der Tempel Hanuman Tok, der der hinduistischen Gottheit Hanuman geweiht ist. Von hier aus erlebst du einen phänomenalen Ausblick über die Stadt und das davor liegende Tal.

Der Tsomgo-See

Tsongmo See Sikkim

Der Tsomgo-See (auch Tsongmo-See) ist eine der Hauptattraktionen im Norden Indiens und liegt etwas nördlich von Gangtok auf einer Höhe von fast 4000 m. Sikkim erkennt den See als heilig an, weswegen er auch „heiliger See“ genannt wird. Die Region ist ein beeindruckendes Naturspektakel, das die Lebensgrundlage zahlreicher Tierarten und der Einheimischen darstellt. Reisende können am Rücken der Yaks die Umgebung erkunden oder eine Fahrt mit der Seilbahn in die naheliegenden Gipfel wagen. Bei klarem Wetter ergibt sich ein Panorama der Sonderklasse, das einen Blick bis zum Berg Kangchendzönga im Himalaya-Gebirge ermöglicht.

Pelling

Das kleine Dorf Pelling liegt im Westen und erhebt sich ebenso wie Gangtok auf einer Höhe von 2000 m. Wasserfälle, Dschungel und die Berggipfel kreieren eine malerische Umgebung, die für Entspannung und Erholung sorgt. Pelling ist eine Oase für Sportliebhaber*innen, die sich mit dem Kajak in die wilden Wassermassen aufmachen oder einen der Trekking-Pfade erkunden können. Versteckt im Dschungel findest du hier zudem den Pelling Skywalk, den ersten Skywalk Indiens. Er besteht aus einem Glaskonstrukt, das dich beim Spazieren in die steilen Tiefen blicken lässt und ein flaues Gefühl im Magen hinterlässt. Das Highlight des Ausflugs bildet der Blick auf die Berggipfel und die bunte Chenrezig-Statue, die eine Verkörperung Buddhas darstellt. In Pelling erhältst du zudem einen Einblick in eine der wichtigsten Ausgrabungen der Region: Die Ruinen von Rabdentse sind eine archäologische Ausgrabungsstätte, die bis um 2000 v. Chr. das politische und wirtschaftliche Zentrum Sikkims bildete.

Tathagata Tsal

Buddha Park Sikkim

Im kleinen Dorf Ravangla liegt Tathagata Tsal, der Buddha-Park von Ravangla. Im Herzen des Parks ruht eine goldene Buddha-Statue, die zwischen 2006 und 2013 vom 14. Dalai Lama errichtet wurde. Die Statue ist die viertgrößte Buddha-Statue in ganz Indien und soll des 2550. Geburtstags Buddhas gedenken. Schon seit Jahrhunderten ist der Ort, der auf den Berg Kangchendzönga blickt, ein Wallfahrtsort. Das naheliegende Kloster Ralang erinnert noch heute an die Relevanz der Stätte für den nepalesischen Buddhismus. Wer hier die Ruhe genießen will, kann sich an den Vögeln erfreuen, die die Region ihr Zuhause nennen, denn in Ravangla leben zahlreiche Vogelarten, die vom Aussterben bedroht sind.

Der Kangchendzönga

Sikkim Berge

Der Berg Kangchendzönga, oder Kangchenjunga, ist der dritthöchste Berg der Welt. Er befindet sich im Nordwesten des Bundesstaates und liegt zur Hälfte in Nepal. Die Region hält einige Wanderrouten für Reisende versteckt und beherbergt den Kangchendzönga-Nationalpark, der seit 2016 Teil des UNESCO-Weltnaturerbes ist. Hier entfaltet sich der natürliche Lebensraum der bedrohten roten Pandas, weswegen der Tourismus besonders streng kontrolliert wird, um die Artenvielfalt der alpinen Region zu bewahren. Die Trekking-Route Goecha La (oder Goechala) führt von Yuksom aus vorbei an 14 Gipfeln, quer durch den tiefsten Dschungel und durch Rhododendronbüsche, bevor sich die spektakuläre Welt des schneebedeckten Himalaya offenbart.

Lachung

Unberührt und faszinierend liegt Lachung auf einer Höhe von 3000 m. Das Wanderparadies ist eine der beliebtesten Schneeregionen im Bundesstaat und befindet sich im Norden nahe der Grenze zu China. Das kleine Dorf Lachung war ein wichtiger Handelsposten, bevor China Tibet in den Fünfzigern eroberte. Spaziere entlang des schneebedeckten Lachung-Flusses oder tauche in die sagenumwobene Welt des Klosters (Lachung Gompa) ein, um die Landschaft kennenzulernen.

Religion und Feste

Aufgrund seiner Lage und Nähe zu den Nachbarländern ist Sikkim ein vielfältiger Staat, in dem sich seit dem 20. Jahrhundert hauptsächlich Nepales*innen niedergelassen haben. Zwei Drittel der Bevölkerung spricht daher Nepali als Muttersprache, während indigene Sprachen wie Bhutia (oder Sikkimesisch) heute nur noch von einer Minderheit gesprochen werden. Laut Statistiken leben nur 20 % der Gesamtbevölkerung in den größeren Städten.

Aus dieser Vermischung der Kulturen haben sich zahlreiche Feste entwickelt, die ihre eigene Geschichte der Region erzählen. Maghe Sankranti ist eines der größten Feste der nepalesischen, hinduistischen Population und wird im Januar abgehalten. Zu dieser Zeit füllen sich die Straßen in ganz Sikkim mit Imbissen und Ständen, um den Beginn des Frühlings zu feiern. Durga Puja wird zwischen September und Oktober abgehalten und feiert den Sieg der Göttin Durga in der indischen Mythologie. Bei diesem Fest finden Prozessionen statt, die der Göttin huldigen, bevor die älteren Bewohner*innen Sikkims den jüngeren Bewohner*innen Geschenke am 10. Tag der Feiern überreichen. Das darauffolgende Fest Diwali ist ein ebenso wichtiger Teil der hinduistischen Identität Sikkims.

Sikkim Kinder und Jugendliche

Saga Dawa ist das größte buddhistische Fest im Bundesstaat. Obwohl der Hinduismus von mehr als der Hälfte der Bevölkerung praktiziert wird, gehören auch 30 % der Einheimischen dem Buddhismus an. Saga Dawa ist damit ein signifikantes Fest und wird im vierten Monat des tibetischen Kalenders abgehalten. Der Höhepunkt findet am 15. des jeweiligen Monats statt, jedoch wird das Fest den ganzen Monat über gefeiert. Die Buddhist*innen pilgern zu dieser Zeit zu heiligen Schreinen und übergeben Spenden an ihre Mitmenschen. Das Verzichten auf das Essen von Fleisch ist zudem ebenso Teil des Ritus, während Fische als Zeichen der Menschlichkeit in die Flüsse entlassen werden.

Pang-Lhabsol wird nur in Sikkim gefeiert und erinnert an die Weihung des Berges Kangchendzönga. Der buddhistische Mönch Lhatsun Chenpo soll laut Überlieferungen Weissagungen des Berggottes erhalten haben, mit denen er den Weg nach Sikkim fand und dort den Buddhismus im Norden Indiens predigte. Das Fest findet im siebten Monat des tibetischen Kalenders statt (August/September) und wird von Gebeten und Kriegstänzen begleitet.

Kulinarische Abenteuer in Sikkim

Seit 2015 wird in Sikkim biologische Landwirtschaft betrieben und auf Pestizide und Gentechnik verzichtet. Die Menschen leben im Einklang mit der Natur, was für viele Reisende eine ganz besondere Attraktion im Bundesstaat ist. In Sikkim verstecken sich zahlreiche Teegärten, die wie das berühmte Darjeeling ihre eigenen Teesorten produzieren. Der Temi Teegarten sammelt Schwarztee und Weißtee und verpackt diesen liebevoll in seinen idyllischen Gärten. Die sikkimische Kulinarik setzt sich aus den verschiedenen Kulturen zusammen, so z. B. Momos, Teigkugeln mit einer pikanten Füllung. Dal, Reis- und Nudelgerichte stehen an der Tagesordnung.

Wie backpackerfreundlich ist Sikkim?

Sikkim fahrendes Auto

Im Gegensatz zum Rest Indiens ist Sikkim touristisch unberührt und etwas kniffliger zu bereisen. Reisen ohne Gruppen sind in der Region unüblich, jedoch bedeutet das nicht, dass Backpacking unmöglich ist. Öffentliche Verkehrsmittel (wie z. B. Jeeps, die bis zu zehn Menschen transportieren) bringen Reisende günstig zu den wichtigsten Hotspots. Da die Straßen steil und eng sind, können Fahrten länger dauern (lieber mehr Zeit einplanen, bevor die Reise losgeht!). Es empfiehlt sich, in Gruppen von zwei bis drei Personen zu reisen, da viele Veranstalter keine Ausflüge für Soloreisende organisieren.

Der Süden und Norden Sikkims sind mit zwei unterschiedlichen Visa betretbar. Diese können in den größeren indischen Städten oder an der Grenze / in Gangtok beantragt werden. Der große Nachteil für internationale Reisende ist leider, dass zwei der malerischen Kulissen nur mit einem indischen Reisepass besucht werden können, da sie sich momentan in einem Krisengebiet an der Grenze befinden. Nathu La (oder Nathula), ein Gebirgspass Richtung Tibet, und der Gurudongmar-See, der laut Überlieferungen vom tibetischen Mystiker Guru Rimpoche geweiht wurde, können von internationalen Tourist*innen momentan nicht besucht werden.

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