Valletta – Kulturhauptstadt im Mittelmeer
Valletta ist klein – mit nur etwas über 5 800 Einwohnern die kleinste Hauptstadt eines EU-Staats – aber gleichzeitig eine ganz Große. Bereits 1980 wurde die Stadt aufgrund ihres Kulturreichtums als Gesamtmonument ins UNESCO-Welterbe aufgenommen; 2018 war sie neben Leeuwarden in den Niederlanden europäische Kulturhauptstadt. Kombiniere das mit einer absolut fantastischen Lage im Mittelmeer und du erhältst ein ideales Reiseziel zu jeder Jahreszeit.
Geschichte der Stadt
Valletta wurde im 16. Jahrhundert auf einer Landzunge in Malta von den Johannitern gegründet. Den Grundstein legte der damalige Großmeister Jean de la Valette, von dem die Stadt ihren Namen bekam.
Von den Johannitern – nach der Ansiedlung auf Malta auch Malteser genannt – stammen auch die vielen Festungen und Herbergen der Stadt: Tatsächlich gilt Valletta durch ihren Festungsring historisch als eine der am besten gesicherten Städte der Welt.
Die Herbergen wurden als Unterkünfte für Ritter errichtet. In der Auberge de Castille Léon et Portugal befindet sich heute der Amtssitz des Premierministers von Malta. Sie gilt mit ihrer barocken Fassade als schönstes Gebäude der Stadt.
1798 kapitulierten die Malteserritter vor Napoleon. Bis zu diesem Zeitpunkt war Valletta nie eingenommen oder zerstört worden. 1869 wurde der Suez-Kanal eröffnet und die Bedeutung als Hafenstadt stieg, was vor allem die Briten nutzten. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt von den Deutschen und den Italienern stark zerbombt.
Seit 1769 besteht die University of Malta. Auf ihrem Campus in Valletta werden vor allem internationale Masterprogramme angeboten. Außerdem ist Malta ein beliebtes Ziel für Sprachreisen, sodass man oft auf große Gruppen junger Englischlernender trifft – verständlich, oder? Wer würde beim Lernen nicht gerne gleichzeitig Sommerurlaub machen?
Häfen
In Valletta gibt es zwei Naturhäfen: den Marsamxett Harbour und den Grand Harbour. Erstgenannter ist der nördliche der beiden. Hier legen Boote an, die Reisende von der Nachbarstadt Sliema nach Valletta bringen oder zu den Nachbarinseln Gozo und Comino ablegen.
Der Grand Harbour zieht sich über 3 km weit ins Landesinnere und ist weit verzweigt. An den Seiten befinden sich im Zweiten Weltkrieg zerstörte Schiffswerften, doch schon lange Zeit zuvor diente der Hafen Phöniziern, Puniern, Byzantinern, Arabern und Spaniern als Ankerplatz.
Fort St. Elmo
Das Fort St. Elmo zwischen den beiden Häfen ist der nördliche Abschluss der Befestigungen von Valletta und wurde während der Herrschaftszeit der Johanniter erbaut.
1565 wurde Malta von den Osmanen belagert und das Fort konnte der Belagerung über einen Monat standhalten, bevor es fiel. Danach wurde es mit einigen Verbesserungen wiedererrichtet.
Während der britischen Kolonialzeit wurde es weitergenutzt und je nach aktuellen Ansprüchen militärisch aufgerüstet. Auch im Zweiten Weltkrieg spielte St. Elmo eine Rolle und war erfolgreich an zwei Abwehraktionen gegen italienische Angriffe beteiligt.
Nach dem Krieg blieben große Teile ungenutzt. Heute befinden sich lediglich noch die Polizeiakademie der Police Force of Malta und das National War Museum auf dem Gelände; nur Letzteres ist für Besucher zugänglich.
Großmeisterpalast
Der Großmeisterpalast am St. George Square stellt sämtliche andere Gebäude in seiner Nähe allein schon mit seiner Größe in den Schatten – er nimmt einen kompletten Straßenblock ein! Bis 1789 regierte von hier der Großmeister des Johanniterordens.
Der Palast beherbergt heute eine Fülle an Kunstschätzen: Unter anderem eine Sammlung großformatiger Gemälde im Großen Ratssaal, einen zwölfteiligen Freskenfries, der vom Michelangelo-Schüler Matteo Perez d’Allecio gemalt wurde sowie eine Vielzahl an Wandteppichen im Gobelinsaal. Bis zum Jahr 2015 war hier das maltesische Parlament untergebracht, bevor es ins eigens dafür gebaute Parliament House umzog.
Johanniskathedrale
Die Johanniskathedrale (St. John’s Co-Cathedral) wurde von 1573 bis 1578 im Auftrag von Großmeister Jean de la Cassière vom Malteserorden errichtet. Der Entwurf hierfür stammte von Gerolamo Cassar, einem maltesischen Militärarchitekten. Zwar konnte der Bau selbst schnell fertig gestellt werden, doch für die Innenausstattung brauchte es über 100 Jahre.
1820 erhob Papst Pius VII. die Kirche schließlich zur Ko-Kathedrale. Der Schutzpatron der Kathedrale und auch der Malteser ist Johannes der Täufer.
Die Fassade aus maltesischem Kalkstein ist im strengen Stil des Manierismus gehalten, der lediglich von Säulen am Eingang unterbrochen wird. Ganz im Gegensatz dazu steht das prunkvolle Innere der Kathedrale aus dem Hochbarock: geschnitzte Steinwände, bemalte Gewölbe, Seitenaltäre mit Szenen aus dem Leben Johannes des Täufers und Teppiche an fast jeder Wand. Statt Seitenschiffen hat die Kathedrale acht Kapellen, die den sogenannten Zungen des Johanniterordens (Gliederungseinheiten vergleichbar mit Provinzen) zugeordnet und deren Schutzheiligen geweiht sind.
Im Boden des Hauptschiffs sind zudem 375 Marmor-Grabplatten von Rittern eingelassen. Die Gräber der Großmeister befinden sich hauptsächlich in der Krypta. Zu den wertvollsten Kunstwerken gehören mit Sicherheit die zwei Original-Gemälde des berühmten italienischen Malers Caravaggio. Darunter „Die Enthauptung Johannes des Täufers“ (1608), sein einziges signiertes Werk.
Karmelitenkirche
Eine ebenfalls sehr berühmte und sehenswerte Kirche ist die Karmelitenkirche (Basilica of Our Lady of Mount Carmel). Auch sie wurde von Gerolamo Cassar entworfen und 1570 erbaut. Der Entwurf wurde jedoch immer wieder verändert und der Bau erweitert.
Im 17. Jahrhundert übergab man die Kirche an den Orden Unserer Lieben Frau ; 1895 erhob Papst Leo XIII. sie zur Basilika Minor. Die Arbeiten im Innenraum wurden von Joseph Damato durchgeführt und dauerten 19 Jahre an.
Das heutige Erscheinungsbild stammt vom Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg, der der Kirche großen Schaden zugefügt hat. Besonders auffällig sind die Säulen aus rotem Marmor und die ovale Kuppel, die erst seit dem Wiederaufbau existiert.
Museen
Die Hauptstadt hat auch für Museumsbegeisterte eine Menge auf Lager. Wer an der Rolle Vallettas in den Kriegen der Vergangenheit interessiert ist, sollte unbedingt das National War Museum im Fort St. Elmo besuchen.
Vielfältige schöne Kunst lässt sich im Museum of Fine Arts bewundern. Hier findest du unter anderem Meisterwerke von Mattia Preti und J.M.W. Turner; Letzterer hat eine beeindruckende Ansicht des Grand Harbour von Valletta gemalt. Des Weiteren gibt es Ausstellungen mit Tafelsilber und maltesischen Möbelstücken zu sehen.
Eine Besonderheit ist das Museum im ehemaligen Krankenhaus des Malteserordens (The Knights Hospitallers). Heute ist es zum größten Teil ein Konferenzzentrum. Neben Führungen und Virtual Reality in einem ehemaligen Krankensaal im Erdgeschoss gibt es in den Kellergewölben eine weitläufige Ausstellung über die damalige Krankenhausarbeit mit aufwendig nachgestellten Szenen und ausführlichen Informationstafeln – und so ein unterirdisches Museum hat nochmal eine ganz eigene Atmosphäre!
Festivals
Die Malteser sind ein feierfreudiges Volk – alle paar Tage kannst du in einem anderen Ort Feuerwerke aufsteigen sehen oder bis weit in die Nacht Musik in den Straßen hören. Viele Feste finden zu Ehren von Heiligen statt.
Besonders traditionsreich ist der Maltesische Karneval, der spätestens seit Mitte des 15. Jahrhunderts jährlich in der Woche bis Aschermittwoch gefeiert wird. Dabei handelt es sich um eine bunte Mischung aus Maskenbällen, Kostüm- und Maskenwettbewerben, Paraden mit Faschingswägen durch die Straßen, Blaskapellen und Partys bis spät in die Nacht.
Auch am guten Essen wird nicht gespart – typisch für den Karneval sind perlini, bunte zuckerummantelte Mandeln, und prinjolata, riesige Gebilde aus Biskuitkuchen, Keksen, Mandeln und Zitrusfrüchten dekoriert mit Sahne und Pinienkernen. Genau das Richtige für so eine dekadente Feierlichkeit!
Eines der größten Musikfestivals ist das Valletta International Baroque Festival. Seit 2013 findet es jedes Jahr im Januar statt. Der Schwerpunkt liegt auf Barockmusik und die Konzerte und Opern werden in verschiedenen Barockgebäuden in Valletta aufgeführt. Aber auch zeitgenössische Musik mit Barockeinfluss kannst du dort seit 2017 erleben.
Beste Reisezeit
Valletta ist vom Mittelmeerklima mit hauptsächlich trockenen Monaten geprägt. Regen fällt meist nur zwischen Oktober und März und die Temperaturen sinken fast nie unter 10 °C. Im Winter ist Malta sehr grün und eine gänzlich andere Erfahrung als im Sommer. Hier liegen die Temperaturen regelmäßig um die 30 °C oder sogar 40 °C am Mittag.
Die Hauptreisezeit ist auf jeden Fall im Sommer. Das bietet sich auch an, wenn du neben deinen Erkundungstrips auch noch baden gehen willst. Und wenn dir heiße Temperaturen nicht viel anhaben können, bist du klar im Vorteil: Die wenigsten Reisenden sind in der Mittagshitze unterwegs und du hast viele Spots eventuell sogar ganz für dich oder zumindest mit wesentlich weniger Gedränge.
Andererseits finden einige Events wie der Karneval in der Nebensaison statt – es hängt also ganz davon ab, was du gerne erleben möchtest.
Fazit
Trotz ihrer geringen Größe hat Valletta alles zu bieten, was man von einer Hauptstadt erwartet. Ob es eine lange und stolze Geschichte ist, stattliche Kirchen und Befestigungen oder lebensfrohe Feste – all das ist hier vertreten.
Zusätzlich eignet sich die Stadt perfekt als Ausgangspunkt für Tagesausflüge zu anderen Orten in Malta. Weiterhin ist sie nur so gespickt mit einheimischen Restaurants, Cafés und kleinen Schmuckläden. Hierkannst du perfekte Mitbringsel kaufen: Egal, ob Ohrringe, Armbänder oder Halsketten – für jeden Geschmack und jeden Geldbeutel gibt es etwas mit dem omnipräsenten Malteserkreuz; und das nicht einmal kitschig!
Geschrieben von Jana Clemenz