Hüttenwanderung
In den letzten Jahren hat sich die Welt verändert. Wir realisieren erst jetzt, dass unser Verhalten gegenüber dem Planeten, den wir bewohnen, tatsächlich starke Konsequenzen mit sich bringt. Von der bewussten Auswahl unseres Essens bis hin zur sorgfältigen Trennung und Entsorgung unseres Mülls – wir können wir Einfluss nehmen. Dies beschränkt sich jedoch nicht nur auf die täglichen Entscheidungen, sondern betrifft auch unsere Einstellung, mit der wir uns jedem neuen Abenteuer stellen.
Hast du zum Beispiel schon einmal an eine andere Art des Reisens gedacht? Eine Art, die nicht unbedingt mit Fliegen und einer Hotel-Übernachtung verbunden ist? Vielleicht sogar eine Reise, die uns herausfordert, sowohl im körperlichen als auch im geistigen Sinne?
Ein solches Erlebnis gibt es tatsächlich: eine Hüttenwanderung in den Alpen.
Eine neue Art des Reisens
Wahrscheinlich hast du in unseren Artikeln bereits über alle möglichen Verkehrsmittel gelesen – von Flugzeugen, Bussen und Autos, bis hin zu Fähren und vielem mehr. Aber sicher hättest du nie gedacht, dass eine Art der Bewegung zum Erreichen atemberaubender Aussichten auch deine Beine und Füße sein könnten – kurzum eine Reise aus eigener Kraft! Diese Art von Erlebnis ist in jeder Hinsicht außergewöhnlich, da sie dir auch in der Hochsaison im Sommer erlaubt, auf den Massentourismus zu verzichten, der typischerweise jedes beliebte Reiseziel überfällt.
Wir wollen dir nichts vormachen und erwähnen, dass man für ein solches Abenteuer einige Voraussetzungen mitbringen sollte: Man muss sicherlich eine Leidenschaft für die Berge haben oder zumindest den Wunsch mitbringen, sie zu erleben und sich auf eine Erfahrung einzulassen, die einen grundlegend prägen kann. Dazu kommt ein gewisses Maß an körperlicher Vorbereitung, denn diese wenigen Tage in großer Höhe erfordern Anstrengung, Verzicht und eine große Anpassungsfähigkeit – all das ist sicherlich nicht mit dem Komfort in einem Hotel vergleichbar.
Unsere Absicht ist es nicht, dir Angst zu machen. Im Gegenteil, wir möchten dich ermutigen und dich auf eine solche Erfahrung vorbereiten. So eine Reise wird deinen persönlichen Erfahrungsschatz bereichern und eine einmalige Gelegenheit sein, aus deiner Komfortzone herauszukommen.
Die Vorteile dieses Abenteuers
Wenn wir anfangen würden, die Vorteile aufzuzählen, die eine solche Erfahrung mit sich bringt, könnten wir stundenlang schwärmen. Wir versuchen uns zurückzuhalten und dich mit ein paar Highlights zu begeistern.
Eine Route durch die Berge und entlang der Schönheiten der Natur ermöglicht es dir Orte zu sehen, die du sonst nicht kennenlernen würdest. Wir sprechen dabei nicht von den üblichen Standard-Panoramen, stattdessen von etwas Einzigartigem, weit weg vom Lärm und Chaos der Stadt. Diese Landschaften sind so eindrucksvoll, dass sie in der Lage sind, dich aus deinem Alltag und der Realität, an die du gewöhnt bist, herauszuholen.
In so engem Kontakt mit der Natur, in dieser idyllischen Umgebung, kannst du während der Wanderung deine eigenen Grenzen kennenlernen und dich mit deinen Mitreisenden messen. Es wird reichlich Gelegenheiten geben, über tiefere Themen zu sprechen und sich auch mit sich selbst zu befassen. Eine Sache, für die man oft im Alltag keine Zeit findet.
Du brauchst keinen Podcast, der dich zum Nachdenken anregt, keine Yoga-Stunde oder ein bisschen Meditation. Abends kannst du zum Beispiel einfach ein bisschen länger draußen vor der Hütte bleiben und den Sternenhimmel betrachten. Du kannst diesen Moment alleine genießen oder ihn mit deinen Reisebegleitern teilen. Es gibt keine bessere Gelegenheit abzuschalten als in der Natur.
Das Abenteuer der Hüttenwanderung wird dir auch helfen, dich von der Technologie und den sozialen Medien zu distanzieren, von denen wir heute oft abhängig sind. Und welchen besseren Zeitpunkt könnte es geben? Für eine solche Reiseroute brauchst du kein Smartphone. Wenn du widerstehen kannst, kannst du es die ganze Zeit ausgeschaltet im Rucksack lassen. Kannst du dir das vorstellen?
Eine ganze Woche, in der du dein Telefon nicht in der Hand hältst, um Nachrichten zu beantworten, E-Mails zu checken oder Zeit in den sozialen Medien zu verschwenden? Du musst nur einen alternativen Weg finden, um deine Erinnerungen festzuhalten. Vielleicht kannst du ja deiner Kamera von früher eine zweite Chance geben. Alles, was du brauchst, hast du in Reichweite.
Was du nicht vergessen solltest
Stell‘ sicher, dass du eine gute Begleitung auf deiner Reise hast, denn ihr werdet während dieser Woche ein Team sein. Manchmal ist es auch schön, eine solche Reise mit Menschen anzutreten, die man weniger gut kennt. Dies kann eine Gelegenheit sein, Beziehungen zu vertiefen. Wenn du jedoch selbst ein Anfänger bei einer solchen Art von Reise bist, empfehlen wir dir lieber, vertrauenswürdige Freunde mitzubringen.
Diese können dich dann auch in schwierigen Momenten verstehen und dich vielleicht besser unterstützen. Such‘ dir jemanden aus, mit dem du so eine tiefgründige Erfahrung gerne teilen möchtest. Denn bekanntlich ist das Glück nur dann wirklich echt, wenn es geteilt wird. Warum es also nicht mit den richtigen Leuten machen?
Ein weiteres Thema, das nicht außer Acht gelassen werden sollte, ist die Ausstattung. Auf einer solchen Reise muss der Rucksack, den du mitnimmst, alles enthalten, was du brauchst. Gleichzeitig darf er nicht allzu schwer sein. Denke daran, dass jedes Kleidungsstück und jeder überflüssige Gegenstand, etwas ist, das du jeden Tag an steilen Anstiegen und auf endlosen Pfaden herumtragen musst.
Entscheide dich nur für das Nötigste: funktionale Kleidung, die wenig wiegt und dich trotzdem warmhält, wenn die Sonne untergeht; trockene Lebensmittel und nahrhafte Snacks, um die härtesten Zeiten zu überstehen; Ausrüstung, um eine warme Mahlzeit oder ein Getränk zuzubereiten und alles, was du für die Körperpflege brauchst. Wir haben dir von Anfang an gesagt: Sei dazu bereit, einige Unannehmlichkeiten in Kauf zu nehmen.
Deine Reiseroute
Es ist nicht schwer, eine Wanderroute entlang der Hütten zu organisieren. Mittlerweile gibt es mehrere vorgefertigte Touren auf verschiedenen Websites, die dir bei dieser Mission helfen. Wir wollen dir eine dieser Route vorstellen.
Deine spirituelle Reise findet im Aostatal statt. Dies ist eine faszinierende Region im Nordwesten Italiens, die von den markanten Alpen und den majestätischen Gletschern geprägt ist. Die ideale Zeit für dieses Abenteuer ist definitiv der Sommer, etwa zwischen Juni und September. Tagsüber kannst du in der Sonne ohne Probleme wandern gehen, denn dein Gesicht wird sicher gelegentlich von einer kühlen Brise gestreichelt. Außerdem kannst du abends die niedrigeren Temperaturen abseits der typischen Stadthitze genießen.
Deine Reiseroute beginnt in Brusson, einer kleinen Gemeinde, die 1338 Meter hoch liegt. Um dorthin zu gelangen, kannst du den Bus von Verrès, einer etwas weiter unten gelegenen Gemeinde, nehmen oder einfach mit dem Auto anreisen. Für einen optimalen Start der Tour solltest du idealerweise einen Tag früher ankommen und in der Gegend übernachten. So erreichst du am nächsten Morgen Estoul, einen Ortsteil der Gemeinde Brusson, der dein Ausgangspunkt sein soll. Von hier beginnst du den Weg zu deiner ersten Etappe. Nach einem recht steilen Anstieg durchquerst du ein Tal voller Almen und Wiesen und erreichst nach etwa zwei Stunden das Rifugio Arp.
Die Hütte liegt auf 2446 Metern Höhe im Palasinaz-Tal. Sie ist von einer faszinierenden Landschaft umgeben, die von hohen Gipfeln und bezaubernden Seen geprägt ist. Der erste Tag bietet die beste Gelegenheit, sich an das Gewicht des Rucksacks auf den Schultern und an den Zustand der Erschöpfung zu gewöhnen. Am Anfang sollte die Strecke besser nicht zu lang sein. Wenn du nach der Ankunft an der Hütte noch weiter die Umgebung erkunden möchtest, kannst du zu den wunderschönen Palasinaz-Seenweiterwandern.
Am nächsten Morgen machst du dich auf den Weg nach Mascognaz, einem kleinen Dorf in den Bergen, das bereits im Val d’Ayas liegt. Auf dieser etwas längeren Route durchquerst du viele unterschiedliche Landschaften und Naturspektakel. Du stürzt dich mitten ins Abenteuer. Nach der Ankunft in Mascognaz, wo du eine kurze Pause einlegen kannst, geht es weiter in Richtung Crest. Hier wartet deine Unterkunft für die zweite Nacht auf dich, das Rifugio Alpino Vieux Crest.
Dieses reizvolle Holzgebäude, das auf 1932 Metern Höhe liegt, befindet sich in der Nähe eines Dorfes, bietet aber dennoch eine sehr intime und malerische Umgebung. Außerdem kannst du hier vor Ort etwas essen und typische Leckereien probieren.
Am dritten Tag führen wir dich wieder ein wenig mehr in Richtung Zivilisation. Am Morgen hast du die Möglichkeit, nach Champoluc hinunterzuwandern, ein reizendes Dorf mit nur 500 Einwohnern. Hier kannst du dich mit Vorräten eindecken oder durch die Straßen schlendern und schöne Atmosphäre genießen.
Dann ist es an der Zeit, dich auf den Weg zu machen, denn der Tag ist noch lang. Von hier aus machst du dich nun auf den Weg zur oberen Alpe di Tournalin. Hier erwartet dich die auf 2535 Metern Höhe gelegene Hütte Rifugio Alpino Grand Tournalin mit ihren gemütlichen Holzzimmern. Auch hier kannst du typische Gerichte nach aostataler Tradition probieren.
Am Ende wird all die körperliche Aktivität durch das Schlemmen belohnt, das können wir dir garantieren. Nachdem die Nacht in dieser eindrucksvollen Landschaft vergangen ist, ist es an der Zeit, zu einem Biwakweiterzugehen. Ja, du hast richtig gehört, es handelt sich nicht um eine warme Hütte, sondern um ein kleines Lager im Freien auf steinigem Grund. Du solltest dich also auf eine spartanische Situation einstellen.
Auf deinem Weg passierst du das unbeschreibliche Tal der Cime Bianche. Dieses Tal war früher eine Handelsstraße zwischen Italien und der Schweiz. Anschließend stößt du auf ein lustiges kleines gelbes Metallhaus, das Bivacco Città di Mariano. Dies wird deine Unterkunft für die nächste Nacht sein. Denke daran, dass nur neun Betten zur Verfügung stehen. Du musst dich also rechtzeitig auf den Weg machen.
Am nächsten Morgen geht es weiter zu deiner letzten Etappe. Du überquerst mehrere Vorgebirge und kommst in Valtournenche an, genauer gesagt im eleganten Dorf Breuil-Cervinia. Hier, am Fuße des majestätischen Matterhorns, endet deine Reiseroute.
Für die Mutigen unter euch, die noch nicht genug von den Bergen haben, empfehlen wir in der Umgebung von Valtournenche weiterzugehen. Dort kannst du zuerst in der Rifugio-Perucca-Vuillermoz Hütte und abschließend in der Rifugio Barmasse übernachten. So kann die Route um zwei weitere Tage verlängert werden.
Fazit
Wir sind uns sicher, dass du dich bei einer solchen Reise in den Zauber der Natur, in die intensiven Momente und die Einfachheit verlieben wirst. Aostatal ist voller wunderbaren Alpenlandschaften und anderer Naturspektakel. Worauf wartest du noch? Pack deinen Rucksack… los geht’s!