Der Fernwanderweg E1
Die Europäischen Fernwanderwege sind – wie der Name schon verrät – ein Netz von Fernwanderwegendurch ganz Europa. Das Besondere an diesen Wanderwegen: Sie befinden sich nicht nur in einem Land oder einer Region, sondern führen durch viele verschiedene Länder.
Natürlich konnte man schon immer auf einer Wanderung durch andere Länder zu. Aber erst seit der Gründung der EU ist es auch möglich, solche länderübergreifenden Wanderwege auch in ihrem vollen Umfang zu genießen. Die europäischen Fernwanderwege werden von der European Ramblers‘ Association ausgewiesen. In der Regel nutzen sie bereits bestehende nationale und lokale Wanderwege.
Einige dieser Fernwanderwege verlaufen sogar durch Deutschland. Einer von ihnen ist der Pfad E1. Wir stellen dir genau diesen im nachfolgenden Beitrag mal etwas genauer vor. Du erfährst, wo die Strecke beginnt und endet und wie der Wanderweg durch die ganzen Länder ungefähr verläuft.
Der grobe Verlauf des E1
Der Europäische Fernwanderweg E1 hat eine Gesamtlänge von etwa 8000 Kilometern. Er beginnt in Norwegen am Nordkap und überquert mit der Fähre das Kattegat zwischen Schweden und Dänemark. Er führt durch Dänemark, Deutschland und die Schweiz und endet in Sizilien.
Spezifische Wegweiser sind nur an einigen Stellen zu sehen, zum Beispiel an Grenzübergängen oder an Kreuzungen mit anderen Wegen. Stattdessen werden die Schilder und Markierungen der lokalen Routen verwendet, aus denen der E1 besteht.
Norwegen
Der norwegische Teil des Fernwanderwegs ist etwa 2100 Kilometer lang und mit zahlreichen Wegmarkierungen auf Steinmännchen oder Baumstämmen versehen. Nur im Børgefjell-Nationalpark gibt es keine, da die Vorschriften dort Wegmarkierungen verbieten.
Der Weg führt von der Südspitze des Børgefjell-Nationalparks weiter durch Røyrvik, über das Steinfjellet in Namsskogan und dann wieder zurück nach Røyrvik. Der Weg erstreckt sich weiter entlang des Tunnsjøenzum Skorovatn in Namsskogan, wieder über das Gruvefjellet zum Midtre Nesåvatnet und dann wieder unter dem Nesåpiggen in Røyrvik hindurch. Im Anschluss daran geht es weiter zum Skjelbredtunet in Lierne und über den Blåfjella-Skjækerfjella-Nationalpark zum Bordelsee in Snåsa.
Schweden
Der schwedische Teil des Fernwanderwegs beginnt am Grövelsjön – nahe der norwegisch-schwedischen Grenze bei Idre. Der E1 nutzt eine Reihe von etablierten Pfaden hinunter nach Varberg. Die Stadt liegt an der Küste südlich von Göteborg. Von dort aus fährt die Fähre hinüber nach Dänemark.
Die Route besteht größtenteils aus schmalen Wanderwegen: Sie führen durch die bewaldeten Hügel Schwedens und meiden die meisten Bevölkerungszentren.
Vom Startpunkt aus folgt der Fernwanderweg einigen schwedischen Wanderwegen, wie zum Beispiel Vasaloppsleden oder dem Västra Vätterleden entlang des westlichen Randes des Vätternsees. Auch geht ein kurzer Teil über den Södra Vätterleden bei Ulricehamn und den Verbindungsweg zum Sjuhäradsleden. Danach folgt er dem Knalleleden, Vildmarksleden und Bohusleden nach Göteborg, von wo aus es über den Hallandsleden nach Varberg geht.
Da Wildcampen in Schweden erlaubt ist, kannst du auch jederzeit dein Lager aufschlagen. Alternativ gibt es viele Vindskydd entlang der Strecke. Dies sind dreiseitige Blockhütten, deren offene Seite einem Lagerfeuer zugewandt ist. Du findest sie oft an idyllischen Plätzen und kannst sie vollkommen kostenlos benutzen. Ziemlich cool, oder?
Dänemark
Die Fähre von Varberg in Schweden kommt in dänischen Grenå an. Der erste Teil dieser Etappe ist die Strecke von Mols nach Århus. Danach geht es auf der Strecke von Århus nach Silkeborg über Skanderborg und Virklund. In Vrads folgst du dem Verlauf der historischen Hærvej bis zur deutschen Grenze im Süden.
Insgesamt verläuft die Route des Fernwanderwegs über leicht begehbare Wege und ruhige Straßen durch die hügelige Landschaft Dänemarks. Während der Wanderung kommst du auch an einigen größeren Städten vorbei.
Im Gegensatz zu Schweden ist das Wildcampen in Dänemark nicht erlaubt. Es gibt jedoch einige einfache Campingplätze entlang der Route. in der Regel Platz verfügen die über ein paar Zelte, einen Wasserhahn oder eine Pumpe und eine einfache Toilette. Oft kannst du diese auch kostenlos benutzen.
Deutschland
Auf dem ersten Abschnitt in Deutschland verläuft der E1 auf der gleichen Strecke wie der Fernwanderweg E6. Der Weg überquert die Grenze zwischen Dänemark und Deutschland bei Kupfermühle und führt durch die Städte Flensburg und Schleswig. Er berührt den Naturpark Hüttener Berge und verläuft parallel zur Ostseeküste bis in die Stadt Kiel. Nach Kiel umfasst er auf seinem Weg nach Lübeck die Städte Preetz, Plön, Malente-Gremsmühlen, Eutin und Neustadt.
Im Anschluss geht es weiter über Ratzeburg und Mölln bis Güster. Ab hier trennen sich wieder die Wege des E1 und des E6. In Hamburg überquert der Fernwanderweg die Elbe. Von dort aus geht es dann weiter über die Harburger Berge und Müden über Celle bis hin nach Bösingfeld. Ab Nordrhein-Westfalen geht es dann noch weiter bis nach Herdorf an der Grenze zu Rheinland-Pfalz und ab da bis nach Idstein.
Von dort aus geht es nach Hessen. Hier durchquerst du unter anderem den Stadtteil Sachsenhausen der hessischen Bankenmetropole Frankfurt am Main. Nachdem du über Dreichenhain, Ober-Ramstadt, Bernsheim und Nieder-Liebersbach gewandert bist, gelangst du nach Heidelberg – und somit in das Bundesland Baden-Württemberg und zum Schwarzwald.
Der E1 im Schwarzwald folgt bereits bestehenden Fernwanderwegen: So zunächst dem Schwarzwald Hochweg Westweg von der Stadt Heidelberg nach Schlierbach. Dabei kommst du am Kaiser-Wilhelm-Turm vorbei. Weiter geht es über die Badener Höhe zum Mummelsee und anschließend zum Gipfel des Feldbergs. Von dort geht es auf dem Schwarzwaldsteig Freiburg-Bodensee nach Boll, Riedöschingen, Engen, Singen, Langenrain und Konstanz.
Schweiz
Die Schweiz verfügt über ein dichtes Netz von Wanderwegknotenpunkten mit ausgeschilderten Abzweigungen. Der E1 ist auf diesen Wegweisern nur selten separat ausgeschildert. Aber die nationalen Routen, denen der E1 folgt, sind in der Regel hervorragend markiert.
Die Route des E1 führt von Konstanz nach Wattwil. Danach folgt er dann der Via Jacobi – einem Teil des Jakobswegs – bis zum Vierwaldstättersee bei Brunnen. Ab Brunnen folgt der Fernwanderweg dem Seeufer bis Flüelen. Von Flüelen bis zur italienischen Grenze wird der Trans-Swiss-Trail benutzt. Ausgeschildert ist er als Fernwanderweg 2. Der Weg führt im Anschluss über den St.-Gotthard-Pass – den höchsten Punkt des Weges mit einer Höhe von 2091 Metern. Nachdem du der Strada alta Leventina durch das Tessin gefolgt bist, erreichst du die Grenze zu Italien bei Porto Ceresio.
Italien
In Italien verläuft der Fernwanderweg E1 durch die Poebene und die Ligurischen Alpen. Weiter geht es in die Nähe von Genua und von dort über den Apennin bis nach Fortino. Aber hier ist der Weg nicht mehr ausgeschildert. Denn der Weg wurde erst vor kurzer Zeit bis nach Sizilien verlängert. Dort sind jedoch bereits die ersten 120 km ausgeschildert.
Weitere Fernwanderwege durch Deutschland
Neben dem Pfad E1 verlaufen aber auch noch einige andere Fernwanderwege durch Deutschland. Das verdankt das Land vor allem seiner zentralen Lage in Europa.
Einer von ihnen ist der bereits weiter oben schon erwähnte Fernwanderweg E6. Dieser führt von der Nordwestspitze Finnlands durch Schweden, Dänemark, Deutschland und Österreich bis zur Adriaküste in Slowenien. Auf dem deutschen Teil des Fernwanderweges kommst du unter anderem an Kiel und Lübeck vorbei. Außerdem besuchst du dabei das Fichtelgebirge und den Dreisesselberg.
Einer der längsten Fernwanderwege ist der E4. Dieser ist über 1000 Kilometer lang und beginnt in Andalusien – dem südlichsten Ende der iberischen Halbinsel. Im Anschluss überquert er die Straße von Gibraltar in Richtung Marokko. Er führt durch Spanien, Frankreich, die Schweiz, Deutschland, Österreich, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und Griechenland. Das Ende der Strecke befindet sich auf der Insel Zypern.
Allerdings ist ein Teil der Route durch Rumänien und einen Teil Bulgariens noch nicht vollständig festgelegt worden. Alternativ gibt es noch den Plan, den Fernwanderweg durch Serbien anstelle von Rumänien verlaufen zu lassen.
Der derzeit kürzeste Fernwanderweg durch Deutschland ist der E11: Der verläuft in West-Ost-Richtung von Den Haag in den Niederlanden durch Deutschland und Polen bis zur litauischen Grenze. Er beginnt in der Fischergemeinde Scheveningen an der niederländischen Nordseeküste und endet etwa 3 Kilometer von Ogrodniki entfernt an der Grenze zu Litauen.
Da jedoch das Baltikum seit einigen Jahren Teil der EU ist und auch bei der European Ramblers‘ Association vertreten ist, bestehen schon Pläne für eine Verlängerung des Fernwanderweges. Dann soll die Strecke bis zur estnischen Hauptstadt Tallinn verlaufen.
Fazit
Die Fernwanderwege in Europa sind eine fantastische Möglichkeit, mit dem Rucksack quer über den Kontinent zu reisen. Bei einer solchen Fernreise kommst du der Natur unglaublich nah. Insgesamt verlaufen zwölf Fernwanderwege durch die verschiedenen Länder.
Einer der ersten etablierten Fernwanderwege ist der E1 – vom norwegischen Nordkap über Schweden bis nach Italien. Dabei führt der Weg auch durch zahlreiche Bundesländer Deutschlands.
Da der Weg vor einiger Zeit verlängert wurde, ist der Fernwanderweg ab Fortino in Italien nicht mehr ausgeschildert. Dafür wurden in Sizilien bereits die ersten Ausschilderungen für die Strecke des E1 angebracht.
Neben dem E1 gibt es auch noch ein paar andere Fernwanderwege in Deutschland. Die Route des E6 haben zum Beispiel zu Beginn der Strecke die identische Streckenführung. Der längste Weg durch Deutschland ist der Fernwanderweg E4. Er erstreckt sich von Spanien bis zum Schwarzen Meer. Der Kürzeste ist hingegen der E11 von der niederländischen Küste bis zur Grenze zwischen Polen und Litauen.