Dark Tourism in Osteuropa

Dark Tourism in Osteuropa

Bei den Begriffen Dark Tourism und Osteuropa denkst du wahrscheinlich zuerst an die Zeit der beiden Weltkriege oder an düstere Kammern und Burgen. Doch die Geschichte Osteuropas ist weitaus vielseitiger, als du auf den ersten Blick erwarten würdest.

Dort findest du unter anderem einen weiblichen Jack the Ripper, Pyramiden mit Mumien und bizarre Bauten aus den Gebeinen armer Menschen. Falls du jetzt denkst, dass wir uns in der Himmelsrichtung geirrt haben, können wir dir versichern: Wir befinden uns genau am richtigen Ort.

Wenn du dich erst einmal mit dem Begriff oder der Entstehung von Dark Tourism beschäftigen willst, dann findest du hier unseren Artikel dazu. Bist du bereit, die düstere Vergangenheit Osteuropas zu erfahren? Dann lass dich von uns durch die Geschichte der Orte führen!

Litauen

Berg der Kreuze

Der Berg der Kreuze in Litauen ist ein buchstäblicher Kreuzfriedhof. Die Kreuze stehen alle dicht aneinandergereiht auf einem Hügel in der Nähe von Šiauliai im Norden des Landes. Obwohl der Kreuzberg heutzutage ein Wallfahrtsort ist, gehört der Ort aufgrund seiner traurigen Vergangenheit zu den Dark Tourism Zielen.

Schon bevor auf dem Hügel tausende von Kreuzen standen, versammelte sich die lokale Bevölkerung dort, um gemeinsam zu beten und den Verstorbenen mit selbst geschnitzten Kreuzen zu gedenken. Doch seit der Zeit der Tempelritter im Mittelalter wurde die heilige Stätte immer wieder zerstört.

Im 19. Jahrhundert gewann der Kreuzberg eine besonders wichtige Bedeutung für Bewohner, denn er stellte ein Symbol des Widerstands gegen das russische Regime dar. Als Litauen noch der Sowjetunion unterlag, wurde der Bevölkerung jegliche Religion verboten. Da der Hügel ein Zeichen von Religion war, wurde er regelmäßig von sowjetischen Soldaten mit Bulldozern niedergewalzt. Doch die Bevölkerung stellte die Kreuze immer wieder auf und seit der staatlichen Unabhängigkeit 1991 stehen die mittlerweile über 40.000 Kreuze friedlich auf ihrem Hügel.

Berg der Kreuze, Litauen

Polen

Pyramide von Rapa

Wer denkt, Pyramiden und Mumien gibt es nur in Ägypten, der liegt leider falsch. Denn im Norden Polens steht die Pyramide von Rapa, auch das Mausoleum von Luschnitz genannt. Die pyramidenförmige Grabstätte beherbergt die Überreste der ehemaligen preußischen Adelsfamilie von Fahrenheid.

Das Mausoleum wurde 1811 als private Familienkrypta für die Adelsfamilie errichtet, weil der Graf Friedrich von Fahrenheid eine besondere Faszination mit den Pyramiden in Ägypten hatte. Diese Faszination ging sogar so weit, dass er sich selbst und seine ganze Familie mumifizieren ließ!

Trotz seines Namens erinnert die Form des Grabes eher an einen spitzen Zylinder mit einer großen Krempe. Neben den mumifizierten Leichen machen auch die Form und der Standort dieses Gebäude zu einem Dark Tourism Ziel. Wünschelrutenträger behaupten, dass sich zwei Linien des Erdmagnetfelds direkt in der Mitte des Mausoleums treffen, die durch die Pyramidenform noch verstärkt wird. Eine dieser Linien soll sogar eine direkte Verbindung zu den großen Verwandten in Ägypten darstellen…

Ganz egal, ob du an überirdische Energien glaubst oder nicht, eine Tatsache lässt auch Wissenschaftler stutzen: Die Pyramide steht mitten in einem Sumpfgebiet, sinkt aber nicht ab. Zudem befinden sich in und um dem Mausoleum keinerlei Insekten, trotz der beherbergten Leichen.

Auf jeden Fall ist dieser Dark Resting Place ein imposantes Bauwerk, genau wie die großen Verwandten in Ägypten.

Nebeliger Wald, Polen

Tschechien

Knochenkirche von Sedlec

Die Kirche in Sedlec ist ein recht bizarres Bauwerk, das du im Norden von Tschechien findest. Von außen wirkt das Gebäude wie eine normale Kirche mit spitzen Außentürmen, aber die Inneneinrichtung lässt dir den Atem stocken: als Dekoration der Pfeiler und der Wände wurden die Knochen von mehr als 40.000 menschlichen Skeletten verwendet!

Die Geschichte der Kirche beginnt bereits im frühen Mittelalter. Zur Zeit der Kreuzzüge wurde einer der Priester aus Sedlec in das heilige Land nach Jerusalem geschickt. Von dort brachte er einen Teil der heiligen Erde mit, was fortan als Reliquie in der Kirche aufbewahrt wurde. Seitdem wollten immer mehr Gläubige in Sedlec beerdigt werden und der örtliche Friedhof musste aus diesem Grund erweitert werden.

Zudem wurde im 15. Jahrhundert auf genau diesem Friedhof eine weitere Kirche im gotischen Stil errichtet und die Gebeine der Beerdigten wurden im Keller, der Schädelstätte, aufbewahrt. Auch dieser hätte jedoch irgendwann erweitert werden müssen. Aus diesem Grund wurde im

Laufe des 19. Jahrhunderts ein tschechischer Tischler dazu beauftragt, eine neue Ruhestätte für die Knochen zu finden.

Die ungewöhnliche, teils gruselige Lösung des Platzproblems kannst du noch heute in der Kirche betrachten. Bedenke jedoch, dass es sich um die Knochen von echten Menschen handelt. Versuche also Respekt zu zeigen und gehe mit bescheidenem Interesse in die Kirche.

Kirche von Sedlec

Slowakei

In Čachtice, im Nordwesten der Slowakei, befinden sich die Ruinen der Burg Čachtice. Die Burg war einst im Besitz der sogenannten Blutgräfin Elizabeth Báthory. Sie hat diesen Namen deshalb erhalten, weil sie einige ihrer weiblichen Dienstmädchen nicht nur misshandelt, sondern auch brutal ermordet hat.

Die Gräfin hatte eine ungesunde Faszination mit der ewigen Jugend. In ihrer Vorstellung würde sie ewig jung bleiben, wenn sie regelmäßig in dem Blut von Jungfrauen badet. Nachdem ihr Schwiegersohn die Taten an die Öffentlichkeit gebracht hatte, wurde sie verhaftet und als Strafe allein in der Burg eingesperrt, wo sie bis zu ihrem Tod bleiben musste.

Nach ihrem Tod wurde die Burg verlassen. Ihre Ruinen sind aber noch erhalten und sind für Besichtigungen geöffnet.

Burg čachtice, Slowakei

Fazit

Osteuropa ist reich an Dark Tourism Schauplätzen. Die Geschichte der Orte ist jedoch teilweise sehr düster und mysteriös, ebenso wie auf dem Balkan.

Wir finden es wichtig, dass du die Vergangenheit dieser Orte kennst. Auch wenn einige dieser Schauplätze faszinierend erscheinen, so solltest du nie vergessen, welche Geschichte dahinter steckt.

Melanie Nickl

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